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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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her, rissen ihr die Haut in Fetzen vom Leib
und ließen sie mit einem nassen Klatschen auf dem Boden landen.
    Blut lief ihr aus Mund, Augen,
Ohren und Nase und jeder anderen Körperöffnung. Sie ertrug das nur ein paar
Sekunden lang, bis das, was von ihr noch übrig war, einfach zerrissen wurde.
Ihre Muskeln platzten auf, Fleisch und Blut regneten auf den Primarchen und
seine Söhne herab.
    Ihr Skelett hing danach noch
einen Augenblick lang in der Luft, doch dann zerbrach es in tausend Stücke,
begleitet von dem Geräusch zerschlagener Keramik. Knochensplitter prallten wie
ein Hagelsturm von Argel Tals Rüstung ab.
    Der Stab der Jungfrau landete
scheppernd auf dem Boden.
    Lorgar, sagte die Kreatur, die inmitten
der Überreste der jungen Frau Gestalt annahm.
     
    Lorgar legte den Federkiel auf
das Pergament und schloss die Augen — ein Spiegelbild jenes Moments in der
Höhle, der sich für Argel Tal vor Monaten abgespielt hatte, während er für den Primarchen
erst ein paar Tage her war.
    »Ich verfluche die Wahrheit,
die wir entdeckt haben«, räumte er ein. »Ich verfluche die Tatsache, dass wir
uns bis an den Rand der Realität begeben hatten, nur um dann festzustellen, dass
uns Hass und Verdammnis aus dem Abgrund entgegenstarren.
    »Die Wahrheit ist oft hässlich.
Deshalb glauben die Menschen an Lügen, denn die bieten ihnen etwas Schönes.« Das
Geschöpf, das Argel Tal war und doch nicht war, setzte seine Schilderung fort.
     
    Der Primarch schlug die Augen
auf und schaute in das Antlitz der Zukunft.
    Es überragte sie alle, es war
sogar größer als Lorgar.
    Mit den asymmetrischen Augen
über dem aufgerissenen Maul sah es auf sie herab. Die Cadianer verhielten sich
so ruhig und reglos, dass sich die Word Bearers nicht sicher sein konnten, ob
außer ihnen noch irgendetwas in der Höhle lebte.
    Taktische Daten liefen über
Argel Tals Augenlinsen, als seine Zielerfassungssensoren hektisch hin und her
irrten, unablässig darum bemüht, die Kreatur zu erfassen. Jeder Versuch
scheiterte jedoch. Dort, wo sein Retina-Display ihm für gewöhnlich Analysen zur
Panzerung und Anatomie des Gegners lieferte, blinkte überall nur die
colchisianische Rune auf, die Unbekannt bedeutete.
    Xaphen hatte offenbar das
gleiche Problem wie er. »Ich kann es nicht erfassen. Es ist ... nicht da!«
    Oh, aber ich bin da.
    »Haben Sie das gehört?«, fragte
der Ordenspriester.
    Argel Tal nickte, auch wenn
seine Audiorezeptoren keine Veränderungen hatten feststellen können.
    Er löste die magnetische Klammer,
die seinen Bolter in der Position an der Hüfte hielt, dann zielte er auf das Ding.
Als sich eine goldene Hand auf die Waffe legte und sie behutsam nach unten
drückte, zuckte er unwillkürlich zusammen.
    »Nein«, flüsterte Lorgar. Die
Augen des Primarchen glänzten, aber Argel Tal war sich nicht sicher, ob das ein
Vorbote für Tränen war, die er vergießen wollte.
    Lorgar, sagte die Kreatur, woraufhin
sich der Primarch wieder ihr zuwandte.
    Vier Arme streckten sich aus
dem schlanken Rumpf hervor, jede lief in eine Klauenhand aus. Der Unterleib war
eine Kreuzung aus Schlange und Wurm, das graue Fleisch wurde von dicken Adern
durchzogen. Das Gesicht bestand fast nur aus dem weit aufgerissenen Maul, das
mit wirren Reihen aus selachimorphen Zähnen bestückt war.
    Das Ding war eine biologische
Unmöglichkeit, eine Lüge der Evolution.
    Es stand nie still, es hielt
nie inne, nicht mal für einen winzigen Moment. Adern pulsierten unter der
verfärbten Haut und ließen den Pulsschlag erkennen, die Klauenhände öffneten
und schlossen sich unablässig — bis auf eine Hand, da die Ingethels Ritualstab
umklammert hielt.
    Ein Auge war tief eingesunken
und verschwand fast in dem schmutzigen, verfilzten Fell. Das andere war so sehr
geschwollen, als würde es jeden Moment aufplatzen, außerdem hatte es das
kränkliche Orange einer sterbenden Sonne angenommen.
    Nichts war von der jungen Frau
geblieben, und das, was sich vor ihnen aufgebaut hatte, ließ keinen Rückschluss
auf sein Geschlecht zu.
    Ich bin Ingethel die
Aufgestiegene, sagte
das Ding, dessen lautlose Stimme wie das Gemurmel aus hundert Kehlen
gleichzeitig klang.
    Argel Tals Blick wanderte wie
von selbst zu den geschwungenen, geschwärzten Knochen, die von den
Schulterblättern der Kreatur nach außen reichten.
    Flügel, dachte er. Flügel aus schwarzen
Knochen.
    Ja, Flügel. Die Menschheit
macht sich immer etwas vor, was Engel angeht. Die Wahrheit ist hässlich, Lügen
sind

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