DGB 14 - Ketzerfürst
bronzefarbene
und graue Panzerung des Land Raiders war mit flatternden Bannern behängt
worden, und über jede freie Fläche zog sich eine so feine Schrift, als sei sie
mit dem Fingernagel aufgetragen worden.
Kor Phaeron, der Meister des
Glaubens, kniff verzweifelt die Augen zusammen, um zu erkennen, was sich an der
Landestelle tat. Er trug keinen Helm, und seine massive
Terminator-Kriegspanzerung vermittelte daher den Eindruck, als sei er ein
buckliger, gepanzerter Riese.
Erebus stand neben ihm und
konnte dem Geschehen mühelos folgen, da sein Astartes-Sehvermögen bequem ausreichte,
um ein klares Bild zu erhalten.
»Wir siegen«, sagte er. »Nur
das zählt.« Lediglich ein emotionales Aufblitzen in seinen Augen verriet seinen
Humor. Erebus war bis in sein tiefstes Inneres ein Mann der Ironie. »Aber
bereits jetzt greift die Raven Guard die Barrikaden an. Am entgegengesetzten
Ende werden die Salamanders von den Waffen der anderen Legionen gefällt. In der
Mitte haben sich die wenigen verbliebenen Iron Hands um ihren dem Untergang
geweihten Lord geschart.« Lorgar überragte die beiden Männer, aber er hatte
keinen Blick übrig für die tückischen Eröffnungssalven gegen die Krieger aus
den Legionen der Raven Guard und der Salamanders. Er starrte auf das Herz des
Schlachtfelds, die Augen trotz des Winds weit geöffnet, während er seinen
Brüdern dabei zusah, wie sie sich gegenseitig umbrachten.
Das verblassende Sonnenlicht
wurde von den Waffen reflektiert, mit denen Fulgrim und Ferrus aufeinander
losgingen. Der Wind trug das Klirren der miteinander kollidierenden Klingen in
eine andere Richtung davon, aber auch als stummes Bild war es ein fesselnder
Anblick. Allein die Sinne eines Primarchen waren in der Lage, diesen schnellen,
fließenden Bewegungen zu folgen. Die Perfektion des Ganzen entlockte Lorgar ein
Lächeln.
Er kannte sie beide, wenn auch
nicht so gut, wie er sie gern gekannt hätte. Seine Versuche, Fulgrim
näherzukommen, waren jedes Mal zurückgewiesen worden — zwar mit diplomatischem
Anstand, doch das änderte nichts am Zorn seines Bruders, der sich dahinter
verbarg. Von allen Söhnen des Imperators war Lorgar der Versager, der einfach
nicht den Mund halten wollte. Selbst in den fünfzig Jahren nach seiner
Demütigung bei Monarchia, in denen die Word Bearers mehr Unterwerfungen und
Eroberungen bewerkstelligt hatten als jede andere Legion, nur um mit den Zahlen
der Sons of Horus und der Ultramarines gleichzuziehen, wollte Fulgrim noch
immer nichts von ihm wissen. Der Lord der Emperors Children — ach, was war er
doch stolz, dass ausschließlich seine Söhne jene Astartes waren, die den Aquila
des Imperators auf ihrer Rüstung tragen durften — hatte sein Missfallen nie ausdrücklich
bekundet, aber seine Gefühle waren auch so offensichtlich genug. Er war ein
Wesen, für das nur Perfektion einen Wert besaß, nichts anderes, und Lorgar war weit
von jeglicher Perfektion entfernt.
Ferrus, der Lord der Iron
Hands, war im Gegensatz zu Fulgrim so was wie ein offenes Buch. Lorgar ließ
seine Leidenschaft stets jeden sehen, und das galt auch für seine Legion.
Ferrus dagegen versteckte seinen Zorn hinter einer würdevollen Fassade, ohne
ihn je zu begraben, und dasselbe verlangte er von seinen Kriegern.
Während Ferrus es schätzte,
Zeit auf Terra verbringen zu können — dort formte er in der Schmiede Metall zu
Waffen, würdig, als Geschenk an die Halbgötter überreicht zu werden, die seine
Brüder waren — hatte sich Lorgar im Palast eingeschlossen, um mit Magnus und
den intelligenteren Höflingen, Beratern und Wesiren über Philosophie, antike
Geschichte und die menschliche Natur zu diskutieren.
Die Erinnerung an die eine
Gelegenheit, bei der sie zumindest annähernd so etwas wie eine Einigung hatten erzielen
können, war bestenfalls als unbedeutend zu bezeichnen. Lorgar hatte Ferrus in
dessen Schmiede aufgesucht, wo der gerade damit beschäftigt war, geschmolzenes
Metall zu etwas Gefährlichem zu verarbeiten, bei dem es sich zweifellos um eine
Kriegswaffe handelte. Wie es schien, war das das Einzige, wozu der Primarch der
Iron Hands fähig war.
Da er wusste, dass der Gedanke
so formuliert nicht gut ankommen würde, hatte Lorgar versucht, ihn in mildere Worte
zu fassen. »Man fragt sich, ob du auch in der Lage bist, eine Sache herzustellen,
mit der sich etwas erschaffen lässt anstatt zu zerstören.« Dabei setzte er ein
freundliches Lächeln auf, denn er hoffte, so dem Vorwurf die giftige
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