DGB 14 - Ketzerfürst
Fahrzeug
niedergewalzt worden waren. »Sie entwickelten sich zu einem Sinnbild für die
Zweifel des Primarchen, während Kor Phaeron und ich versuchen mussten, seine
Überzeugung wiederzuerwecken. Wir sind zu den Welten gereist, die wir als Erste
erobert hatten, jenen Welten, denen wir aus Respekt gestattet hatten, heimlich
weiter nach ihrer alten Art zu leben. Dort erwachte Lorgars Leidenschaft
wieder, das Imperium zu erleuchten.«
»Und wieso wurden wir nicht
zurückgerufen? Xaphens Ritual, um die Custodes zum Schweigen zu bringen ...«
»Ich kenne das Ritual«, fuhr
Erebus ihn an. »Ich habe das Ritual nach wochenlanger Kommunion selbst geschrieben.
Erst dann habe ich es an Xaphen weitergegeben. Jedes Mal, wenn diese
Beschwörung aufs Neue gewirkt wurde, ist es noch ein wenig verfeinert worden.«
Die Beschwörung. Ein Zauber.
Hexerei. Argel Tal schauderte. Das Wort
an sich genügte bereits, um ihm eine Gänsehaut zu bereiten. Am Hügel hatten die
Vorbereitungen für die Errichtung eines riesigen Scheiterhaufens begonnen,
zudem wurde dort eine Plattform für die Sons of Horus aufgebaut, mit dem sie
sich über die »niederen« Legionen erheben konnten. Argel Tal und Erebus nahmen von
diesen Arbeiten kaum Kenntnis.
»Ich höre den Widerwillen aus
Ihrer Stimme heraus, Argel Tal. In Ihnen brennt nicht der Eifer, sie zu töten, und
ich werde jede Lüge durchschauen, falls Sie versuchen sollten, mir etwas
anderes weiszumachen.«
»Ich habe kein Verlangen, sie
zu töten. Wir sind uns mit der Zeit nähergekommen, wir haben Seite an Seite
gekämpft. Aber ich muss wissen, warum sie verschont bleiben sollten.«
»Ich brauche sie lebend«,
räumte der Ordenspriester schließlich ein.
»Das ist mir auch klar«, gab
Argel Tal schnaubend zurück.
»Aber wieso?«
»Das hängt mit dem zusammen,
was sie sind. Stellen Sie sich eine Lebensform vor, die sich nicht fortpflanzen
kann und stattdessen selbst repliziert. Aber dieser Prozess ist nicht vollkommen.
Unsterblichkeit für die Spezies wird nur dadurch erreicht, dass sie mit jeder
Generation schwächere Versionen von sich selbst erschafft. Wir sind dafür ein
Beispiel. Aus dem Imperator entstanden die Primarchen, aus den Primarchen
entstanden die wahren Astartes. Wir sind eine Spezies, die den Imperator nicht
nur als ihren Schöpfer, sondern auch als ihren Großvater bezeichnet.« Argel Tal
nickte und wartete, dass Erebus fortfuhr. Er verspürte ein drohendes Lächeln,
da er sich an ihre Lektionen erinnerte, die damals zwischen Tutor und Student, zwischen
Meister und Akoluth genauso verlaufen waren.
»Wir sind die dritte Generation
in dieser genetischen Linie, aber was ist, wenn unsere Fleischwerker, unsere Apothecarii
und unsere psionisch begabten Krieger diese Verbindung zu unserem Imperator als
Waffe gegen ihn einsetzen könnten? Sollten wir dann diese Möglichkeit nicht
nutzen?«
»Ich wüsste nicht, wie wir das
anstellen sollten«, gab Argel Tal mit einem Schulterzucken zurück.
Erebus lachte leise. »Denken
Sie an unsere Alte Art, an die Geschichten über den Glauben, die Sie in den
Archiven gesehen haben. Denken Sie an den Aberglauben und das Dogma, das der
Imperator mit seinem so bedeuteten ›Großen Kreuzzug‹ aus den Sphären des
menschlichen Wissens zu verbannen versucht hat. Wie viele der klarsten,
zentralsten Glaubensrichtungen drehen sich um Opfer und Zauber, die mit Blut
verwirklicht werden? Blut ist Leben. Blut ist der Dreh- und Angelpunkt für eine
Million Zauber, weil es den Zauberkundigen und das Opfer miteinander verbindet.
Blut dient als Opfergabe, um die höheren Mächte im Warp zu erreichen. Wenn Sie
etwas vom Blut eines anderen Opfers besitzen, dann können Sie ein Gift
entwickeln, das nur diese eine Person tötet, aber niemanden sonst. Ein Gift, um
ein einziges Leben zu vernichten, aber jedes andere zu verschonen.«
»Und unser Blut ist das Blut
des Imperators«, folgerte Argel Tal.
»Ja. Aber es ist durch
Massenproduktion verdünnt und gefiltert worden, es enthält zu viele künstliche
chemische Komponenten, durch die es zu dünn wird, um es in der Alchemie oder
Hexerei zu verwenden. Die Verbindung zu unserem Großvater ist zu schwach.« Alchemie.
Hexerei. Argel Tal empfand die Verwendung dieser Begriffe als extrem ironisch,
auch wenn er selbst inzwischen einen Dämon in seinem Herzen trug. Er hasste es,
wenn solche Worte so selbstverständlich ausgesprochen wurden. In den vier
Jahrzehnten seines inoffiziellen Exils hatte sich tatsächlich
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