DGB 14 - Ketzerfürst
aus seiner Gürteltasche das Blut von der Klinge.
»Sie wissen nicht, wie es war,
Argel Tal. Nachdem er ins Große Auge vorgestoßen war, verhielt sich Lorgar verzweifelt.
Sein Glaube an den Imperator war bereits zerstört worden, und die Wahrheit, die
er am Rand der Galaxis gefunden hatte, quälte ihn im gleichen Maß, in dem sie
ihn inspirierte. Monatelang war er nicht in der Lage, irgendwelche
Entscheidungen zu treffen. Kor Phaeron übernahm ein zweites Mal das Kommando
über die Flotte, und wir taten kaum mehr, als auf den Welten, auf die wir
stießen, unserem Zorn freien Lauf zu lassen. Trotz Lorgars Rückkehr verspürte
die Legion keine Freude über die Gegenwart des Primarchen. Genau genommen war sich
Aurelian gar nicht sicher, ob die Menschheit schon bereit war, um von einem
solchen ... Schrecken zu erfahren.«
»Schrecken?« Argel Tal bekam
eine Gänsehaut.
»Das waren die Worte des
Primarchen, nicht meine.« Erebus stieß einen anderen Körper mit dem Fuß an. Als
aus dem Helmgitter ein Röcheln ertönte, vollzog er eine weitere Exekution und
wischte anschließend wieder die Klinge sauber.
»Die Legion hatte nie ein
Problem damit, den neuen Glauben zu übernehmen. Wir sind Philosophen und
Krieger gleichermaßen, wir sind stolz darauf. Alle konnten sehen, wie die
Götter die Saat für ihre Anbetung vor vielen Generationen in unserer Kultur
gelegt hatten. Die Sternenbilder, die Kulte, die sich für Antworten immer zum
Himmel wandten, die Alte Art insgesamt. Nur wenige Word Bearers widersetzten
sich der Wahrheit, während die meisten sie auf gewisse Weise schon immer gespürt
hatten.«
»Wenige widersetzten sich ...«
Eine unangenehme Ahnung beschlich Argel Tal. »Gab es eine Säuberung? In unseren
eigenen Reihen?« Erebus wägte seine Antwort gründlich ab. »Nicht alle wollten
sich gegen das Imperium stellen. Sie waren der Meinung, dass Stagnation Stärke
bedeutet, dass Stasis Erhaltung gleichkommt. Jetzt existiert in der Legion kein
solcher Widerstand mehr.« Also hatten Word Bearers andere Word Bearers getötet,
ohne dass andere Legionen davon etwas mitbekommen hatten.
Argel Tal atmete langsam und
gleichmäßig. Er wollte diese Frage nicht stellen, aber er konnte nicht anders.
»Wie viele sind gestorben?«
»Genug.« Das zu gestehen,
bereitetet Erebus keine Freude.
»Nicht viele ... nichts in der
Größenordnung derjenigen, die in den ungläubigen Legionen ihr Leben lassen
mussten ... und dennoch genug.« Sie machten einen Bogen um die verkohlte Hülle
eines Rhinos der Sons of Horus. Die Kettenglieder des gepanzerten
Truppentransporters lagen wie brutal ausgeschlagene Zähne auf dem Grund
verstreut, die grüne Panzerung war mit Boltereinschüssen überzogen. Erebus warf
einen Blick ins Innere.
Der Fahrer war tot, ums Leben
gekommen durch das Geschoss, das die gepanzerte Frontpartie des Transporters
durchschlagen hatte. Seine meergrüne Keramit-Rüstung war von Schrapnellen
durchsiebt worden.
»Mein Gefühl sagt mir, dass das
nicht Ihre einzige Frage war«, murmelte Erebus.
Argel Tal kratzte sich an der
Wange. Fast reflexartig begann er sein Gesicht abzutasten, ob noch irgendwelche
Veränderungen verblieben waren. Er war wieder er selbst, zumindest für den
Augenblick. Die Mutationen waren für die Zeit, in der der Dämon schlief, in
seinem genetischen Code eingeschlossen, und Argel Tal wusste, die Veränderungen
würden schon bald wiederkehren.
Allein der Gedanke daran ließ
Raum reagieren, indem er sich rührte wie ein Tier, das sich im Schlaf von einer
Seite auf die andere drehte.
»Die Custodes«, sagte er
schließlich. »Wir haben ein langes Exil ertragen müssen, nur um sie am Leben zu
erhalten. Xaphens Ritual hat dafür gesorgt, dass ihre Stimme nicht vernommen
werden konnte. Sagen Sie mir warum, Erebus. Wir haben uns danach gesehnt, an
der Seite des Primarchen sein zu dürfen.«
»So ist es jedem Word Bearer in
jeder Flotte der Legion ergangen.«
» Wir sind die Gal Vorbak.« Argel
Tal schlug mit der Faust auf die Flanke des Rhinos und hinterließ eine Delle in
der Panzerung.
»Beherrschen Sie sich, Argel
Tal.«
»Wir«, wiederholte der
Kommandant, »sind die Gal Vorbak. Wir haben auf Kosten unserer eigenen Seele
dem Primarchen die Wahrheit gebracht. Ich verlange dafür keine Verherrlichung.
Ich will den Grund wissen, warum wir im Exil verharren mussten.«
Erebus ging weiter und ließ den
Panzer ebenso hinter sich zurück wie die beiden Salamanders, die von dem
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