DGB 14 - Ketzerfürst
können.
Sollte ich das nicht auch?«
Über den Lärm der Menge hinweg
antwortete Argel Tal: »Ich entschuldige mich dafür, dass ich Sie als Vorwand
genommen habe, um der Befragung ein Ende zu setzen. Aber es wäre völlig nutzlos
gewesen, das Ganze noch länger mitzumachen. Mal waren es Fragen, die zu nichts
führten, dann wieder sollten Sie Dinge beantworten, die in den Berichten der
Legion alle längst behandelt wurden. Das war ermüdende Bürokratie, betrieben
von Männern, die sich selbst für viel zu wichtig halten.«
»Ist das denn nicht Blasphemie,
wenn Sie sich dem Willen des Bundes widersetzen?«
»Nein«, sagte der Captain. »Es
war ein taktischer Rückzug, um grenzenloser Langeweile aus dem Weg zu gehen.« Sie
lächelte ihn an, während die Word Bearers weitergingen.
Keine drei Minuten später holte
Cyrene Luft, um eine Bemerkung über den warmen Nachtwind aus der Wüste zu
machen, da war irgendwo von oben ein lauter Knall zu hören, als würden hundert
Fenster gleichzeitig zerschlagen.
Was sie nicht sehen konnte,
war, dass die vier Krieger alle wie erstarrt dastanden und nach oben zum
Turmtempel schauten — jedem gewundenen Turm aus braunem Stein, der mitten in
der Stadt stand und alle anderen Gebäude überragte.
»Was ist geschehen?«, fragte
sie.
»Weiter«, befahl Xaphen. Einer
von ihnen fasste ihren Ellbogen und trieb sie an, damit sie zu rennen begann.
Die Gelenke der Astartes
knarrten wegen des veränderten Tempos.
»Was ist los?«, versuchte sie
es aufs Neue. »Was war das für ein Lärm? Eine Explosion?«
»Das Observatorium des
Primarchen hoch oben im zentralen Turm«, antwortete er. »Etwas stimmt nicht.«
Zehn
Das Recht, eine Legion zu
führen
Empyrean
Elend
NUR EINE STUNDE ZUVOR STAND
LORGAR auf die
Balkonbrüstung aufgestützt da und ließ den Blick über die Stadt schweifen. Der
Turmtempel des Bundes bot einen unvergleichlichen Ausblick auf Vharadesh, und der
Primarch atmete tief den Duft nach Gewürzen, Blumen und Sand ein, während die
Sonne hinter dem Horizont versank.
Magnus stand neben ihm, immer
noch in seiner schwarzen Rüstung, die kupferne Haut glänzte von vereinzelten Schweißrinnsalen.
Von den beiden Brüdern war Magnus der Größere, und selbst in den Jahren, bevor
er sein Auge verloren hatte, war ihm eine Ähnlichkeit mit seinem imperialen
Vater nicht anzusehen gewesen. Lorgar war das Ebenbild eines jüngeren
Imperators aus einer Zeit, über die niemand etwas wusste — ein Unsterblicher im
Alter von dreißig Jahren.
»Du hast hier Großes
erschaffen«, sagte Magnus, der ebenfalls die Stadt unter ihnen betrachtete.
Die spiralförmigen Türme mit
außenliegenden Rampen, die sich um die Bauwerke wanden und sie aussehen ließen
wie die knorrigen Hörner irgendeines Tiers ... Das Meer aus Wohnhäusern mit
ihren roten Außenmauern ... Die prächtigen Parks, in denen auf unerbittlicher
Erde Mondlilien wuchsen, bereit sich auf den Straßen und Balkonen der Stadt auszubreiten
...
»Ich habe Tizca gesehen«, gab
Lorgar lächelnd zurück.
»Ich fühle mich immer wieder geehrt,
dass du deine Stadt des Lichts verlassen und dennoch die Arbeit meiner Leute hier
loben kannst.« Magnus lachte leise und tief. »Wenn man sich vorstellt, dass
solche Schönheit aus Flusssand und Steinen aus gepresstem Schlamm entstanden
ist ... Die Stadt der Grauen Blumen ist für mich eine Zuflucht, Lorgar. Du hast
mit unendlichem Geschick Technologie und Altertum miteinander verschmelzen
lassen. Es lässt mich an die allerersten Städte denken, die in den Wüsten von
Menschen erbaut wurden, die gezwungen gewesen waren, diese Umgebung als ihr
Zuhause zu bezeichnen.« Kopfschüttelnd musste Lorgar lachen. »Auf keiner
Schriftrolle habe ich je solche Bilder gesehen, Bruder.«
»Ich auch nicht«, antwortete
der einäugige König.
»Aber in Träumen und
Meditationen. Bei Reisen über die Wellen und die Untiefen des Großen Ozeans.« Lorgar
wurde ein wenig ernster. Was seine Brüder betraf, stand Magnus in seiner Gunst
am höchsten, nicht nur, weil er der Erste war, den Lorgar von seiner Familie kennengelernt
hatte, sondern weil es sich bei ihm auch um einen der Wenigen handelte, zu
denen der Lord der Word Bearers einen Zugang gefunden hatte. Die anderen waren
in mehr oder minder ausgeprägter Weise rauflustige Einfaltspinsel, kaltherzige
Instrumente der Kriegführung oder selbstverliebter Kriegsherrn.
Ausgenommen natürlich Horus.
Ihn zu hassen war völlig
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