DGB 14 - Ketzerfürst
Gigant.
»Vor Monarchia war davon die
Rede.«
»Hat er dich nach deiner
Meinung dazu gefragt?«
»Ja, das hat er«, gab Magnus zu.
»Und er hat auch unsere Brüder
gefragt?«
»Das nehme ich an. Frag mich
nicht, wer sich auf wessen Seite gestellt hat, weil ich nicht mal weiß, welche
Haltung die meisten von ihnen vorher hatten. Russ hielt zu dir, ebenso Horus.
Es war übrigens das erste Mal, dass der Wolfskönig und ich in einer wichtigen
Angelegenheit einer Meinung waren.«
»Leman Russ hat sich zu meinen
Gunsten ausgesprochen?«
Lorgar begann zu lachen. »Wir
leben tatsächlich in einem Zeitalter der Wunder.« Magnus stimmte in dieses
Lachen nicht mit ein. Sein Auge war von einem tiefen arktischen Blau, als er
seinen Blick auf Lorgar richtete. »Das hat er tatsächlich gemacht. Die Space
Wolves sind eine spirituelle Legion, jedenfalls auf ihre eigene, blinde Art.
Fenris ist eine unbarmherzige Wiege und bringt so etwas in ihnen hervor. Russ
weiß das, aber ihm fehlt die Intelligenz, es in Worte zu fassen. Stattdessen
hat er geschworen, dass er bereits zwei Brüder verloren hat und kein Verlangen
danach hat, auch noch einen dritten zu verlieren.«
»Zwei Brüder verloren«,
murmelte Lorgar.
»Ich erinnere mich noch daran,
wie sie ...«
»Das reicht«, warnte Magnus
ihn. »Achte den Schwur, den du an jenem Tag geleistet hast.«
»Euch allen fällt es so leicht,
die Vergangenheit zu vergessen. Keiner von euch will je über das sprechen, was
wir verloren haben. Aber könntest du das noch einmal machen?«, fragte er ihn.
»Könntest du mit Horus oder
Fulgrim dastehen und nie wieder meinen Namen aussprechen, nur weil du ein
Versprechen gegeben hast?« Magnus wollte sich nicht in diese Sache hineinziehen
lassen.
»Die Word Bearers werden nicht
den gleichen Weg gehen wie die, die vergessen und getilgt worden sind. Ich vertraue
dir, Lorgar. Es wird schon jetzt davon gesprochen, dass die Unterwerfung von
Siebenundvierzig Sechzehn mit bemerkenswerter Schnelligkeit vorangetrieben worden
ist.« Lorgar ging auf diese Bemerkung nicht ein. »Ich brauche deine Führung,
Magnus. Ich muss sehen, was du siehst.« Der goldhäutige Primarch beobachtete
die Prozession, die sich durch die Straßen zog und allmählich näher kam.
»Du kennst die colchisianische
Mythologie, du weißt von der Pilgerreise, bei der Götter und Sterbliche
zusammentreffen. Du weißt, das entspricht dem Glauben auf so vielen anderen
Welten. Das Empyrean. Die Urtümliche Wahrheit. Der Himmel. Zehntausend Namen in
zehntausend Kulturen. Es kann nicht nur Aberglaube sein, wenn Schamanen und
Hexer auf so vielen Welten alle an das Gleiche glauben. Vielleicht irrt Vater
sich ja. Vielleicht halten die Sterne noch viel mehr Geheimnisse bereit.
Vielleicht verstecken sich hinter ja wirklich die Götter höchstpersönlich.«
»Lorgar ...«, begann Magnus
warnend. Er wandte sich ab, verließ den Balkon und ging zurück in den
weitläufigen Saal hoch oben in der Spitze des Turmtempels. Die Kuppeldecke war
aus Glas und bot einen atemberaubenden Anblick, wenn die Nacht anbrach. Die
Sterne kamen allmählich zum Vorschein und wirkten wie Nadelstiche aus Licht am
saphirnen Himmel.
»Jag nicht irgendetwas nach,
das du anbeten kannst«, redete Magnus weiter, »nur weil sich dein Glaube als
falsch entpuppt hat.«
Lorgar folgte ihm. Seine
schmalgliedrigen Finger spielten mit dem Ärmelsaum seines grauen Gewands. Wenn sich
der Primarch der Word Bearers auf Colchis aufhielt, dann verbrachte er die
meiste Zeit hier oben in dieser Kuppel, um die Sterne zu betrachten. Hier oben
hatte er vor vielen Jahrzehnten auf die Ankunft des Imperators gewartet,
fehlgeleitet von seiner Überzeugung, dass er ein Gott sein würde, der es wert
war, angebetet zu werden.
»So siehst du mich?«, fragte er
Magnus mit sanfterer Stimme.
Schmerz blitzte in seinen Augen
auf, unterlegt von verborgenem Zorn. »Urteilst du so über mein Handeln? Dass
ich verzweifelt genug bin, einfach irgendwen meine Gebete hören zu lassen?«
Magnus betrachtete den
Nachthimmel. Schon jetzt fielen ihm einige vertraute Konstellationen auf, deren
Formen auf die Orden innerhalb der Legion der Word Bearers übertragen worden
waren.
Dort war das vage Bild eines Crozius,
das von einem Schädel gekrönt wurde; da war der Stuhl, der als Symbol für den
Osseous-Thron herhielt; und da der flammende Kreis der Gezahnten Sonne.
»So wird die Geschichte dich
sehen«, antwortete Magnus, »wenn du weiter diesem Pfad folgst.
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