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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Indianerzelt ein leeres Streichholzbriefchen neben einem weißen Plastik-Blumentopf, in dem noch Erde war. June hatte ihm gestern erzählt, daß eine Begonie darin gewesen sei, die ihr Tante Marianne vor zwei Jahren zu Ostern geschenkt hatte.
    In Gedanken stellte er die Möbel, die er am Vortag hinaufgetragen hatte, wieder an ihre Stelle und versuchte, sich auch Junes Bild wieder vor Augen zu rufen, wie er gestern während der Unterhaltung mit George an sie gedacht hatte. Durch ein Geräusch draußen gelang es ihm nicht.
    Kidd ging zurück in den Flur, als Bobby aus dem Wohnzimmer kam. Er stöhnte über einem Armvoll Bücher. »Ich bring das hier hoch.«
    »Warum nimmst du nicht nur halb so viele?«
    »Ist vielleicht« - zwei Bücher fielen herunter - »besser.«
    June kam herein. »Oh, hey, ich nehme die hier . . .« Sie teilten sich den Stapel und gingen.
    Wo, fragte er sich, als die Tür ins Schloß fiel (die lose Kette baumelte und baumelte über grüner Farbe), ist mein Notizbuch. Natürlich: Hinten im Flur am ehemaligen Schlafzimmer, weil er heute morgen aus Gewohnheit hier angehalten hatte. Einen Moment hatte er vergessen, daß die Richards jetzt in Neunzehn wohnten.
    Im hinteren Schlafzimmer stand noch ein Aktenordner fast in der Mitte auf dem Boden.
    Das Notizbuch lag auf dem Fensterbrett. Kidd ging darauf zu und blickte auf den abgenutzten, schmutzigen Umschlag. Draußen bewegten sich kleine dunkle Stellen unter dem Nebel. Was, dachte er, soll ich Mr. Richards wegen des Geldes sagen? Was, wenn er heute abend zurückkäme und das Thema nicht anrührte?
    Kidd überlegte, ob er verschiedene Eröffnungssätze aufschreiben und für Mr. Richards Heimkehr proben sollte. Nein! Nein, das ist genau das Falsche! Es ist fast neun Uhr, dachte er, und zu rauchig, um im siebzehnten Stockwerk Menschen von Schatten unterscheiden zu können.
    Etwas knallte. Ein Mädchen schrie auf. Ein zweiter Schlag, und ihr Ton änderte sich. Ein dritter - es klang wie umstürzende Möbel - und ihr Schrei kippte über. Ein vierter beendete ihn.
    Das war in der Wohnung unter ihm.
    Zerbrechendes Glas, viel näher, brachte seine Augen vom Boden hoch. Kidd ging ins Wohnzimmer.
    Mrs. Richards kniete über Scherben, sah hoch und schüttelte den Kopf. »Ich . . .« Angesichts ihrer angespannten Verwirrung hielt er an. ». . . ich habe eins fallen lassen . . .«
    Er konnte nicht sagen, welches Figürchen es gewesen war.
    »So dünn - diese Wände sind so dünn. Alles dringt durch. Ich war so überrascht . . .« Neben den Satztischen hob sie die glänzenden schwarzen Scherben mit weißter, matter Oberflächen nun schneller auf.
    »Ich hoffe, es war nichts . . .« brach aber wegen seiner eigenen Hohlheit ab.
    »Oh, ist schon gut. Ich habe glaube ich alle.« Sie stand mit den Scherben in der Hand auf. »Ich hörte dieses schreckliche . . . und ließ es fallen.«
    »Sie waren ganz schön laut.« Er versuchte, zu lachen, doch unter ihrem Blick wurde aus dem Lachen nur ein Seufzen. »Mrs. Richards, das ist nur Lärm. Sie sollten sich darüber nicht so aufregen.«
    »Was machen sie bloß da unten? Wer sind sie?«
    Er dachte, sie würde das Porzellan in der Hand zerquetschen. »Sind nur ein paar Typen und ein paar Mädchen, die in die untere Wohnung gezogen sind. Sie wollen Ihnen nichts. Sie finden auch die Geräusche von oben ganz schön komisch.«
    »Gerade eingezogen? Wie meinen Sie das, gerade eingezogen?«
    Er sah, wie ihre Miene Furcht annahm, aber selbst das gelang ihr nicht. »Sie wollten ein Dach über dem Kopf, denke ich. Also haben sie die Wohnung genommen.«
    »Genommen? Sie können doch nicht einfach hier hereinkommen und etwas nehmen. Was ist mit den Leuten, die da vorher gewohnt haben? Die Verwaltung weiß bestimmt nicht, was hier vorgeht. Die Haustüren waren immer ab zehn Uhr abends verschlossen! In der ersten Nacht, als die schrecklichen Geräusche anfingen, habe ich Arthur nach einem der Wärter geschickt, Mr. Phillips, ein sehr netter Puertoricaner. Normalerweise ist er bis ein Uhr früh draußen vor dem Haus. Arthur konnte ihn nicht finden. Er war weggegangen. Alle Wachen waren weg. Und die Aufseher in der Garage auch. Damit Sie es wissen, das habe ich auch in meinem Brief an die Verwaltung geschrieben.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie können sie einfach hereinkommen und die Wohnung besetzen?«
    »Einfach . . . M'am, es gibt keine Wachen mehr, und hier lebte auch niemand. Sie sind einfach eingezogen. Wie Sie in Neunzehn.«
    »Wir

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