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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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lassen . . . Johns Gruppe?« Das rauhe, ansteigende Gelächter klang irgendwie betrunken, was aber Taks übriges Benehmen Lügen strafte. »Ich mag sie. Würde aber nicht gerne zu oft da sein. Tu' ich auch nicht. Aber ich helfe ihnen. Ist auch kein schlechter Platz, Beziehungen zu haben . . . für einen Tag oder zwei.«
    »Nein, bestimmt nicht . . .« Aber es war ein gedämpftes Nein.
    Tak nickte in stummem Einverständnis.
    Dieser Park lebt von Dunkelheiten, Strukturen der Stille. Taks Stiefelabsätze trommeln den Weg. Ich kann mir eine gepunktete Linie hinter ihm vorstellen. Und irgend jemand nimmt die Nacht vielleicht an ihrem Rand hoch, zerreißt sie an der perforierten Linie, knüllt sie zusammen und wirft sie fort.
    Nur zwei von über vierzig Parklaternen (er hatte zu zählen begonnen) brannten. Nachtschleier verbargen jedes Zeichen von Dämmerung. Beim nächsten brennenden Licht, in Sichtweite des löwenbesetzten Eingangs, nahm Tak die Hände aus den Taschen. Zwei Stecknadelköpfe Licht durchbohrten irgendwo über seiner sandfarbenen Oberlippe die Dunkelheit. »Wenn du willst - kannst du mit zu mir kommen . . .?«
    ». . . Okay.«
    Tak atmete hörbar aus - »Gut -« und drehte sich um. Sein Gesicht wurde völlig schwarz. »Hier lang.«
    In stolperndem Trott folgte er dem Klingeln der Reißverschlüsse. Äste, schwarz über dem Pfad, zogen sich plötzlich vor einen Himmel, der in den V der eingestürzten Dächer grau wurde.
    Als sie bei den Löwen anhielten, sahen sie eine breite Straße hinab. Tak kratzte sich in der Jacke. »Glaub' wir haben bald Morgen.«
    »Wo geht die Sonne auf?«
    Loufer kicherte. »Ich weiß, das wirst du mir nicht glauben« -sie gingen weiter — » aber als ich zuerst hierherkam, ich hätte schwören können, daß es immer da drüben hell wurde.« Als sie vom Randstein traten, nickte er nach links. »Aber wie du sehen kannst, wird es heute«, - er wies geradeaus - »da hell.«
    »Vielleicht, weil eine andere Jahreszeit ist?«
    »Ich glaube nicht, daß sich das so viel ändert. Kann sein.« Tak senkte den Kopf und lächelte. »Vielleicht habe ich auch nur nicht richtig aufgepaßt.«
    »Wo ist Osten?«
    »Da wo's hell wird.« Tak nickte nach vorn. »Aber was machst du, wenn es morgen an einer anderen Stelle hell wird?«
    »Komm, du kannst immer noch nach den Sternen gehen.«
    »Du hast den Himmel gesehen. So oder noch schlimmer ist er jede Nacht. Und jeden Tag. Seit ich hier bin, habe ich keine Sterne gesehen - auch keinen Mond und keine Sonne.«
    »Yeah, aber - «
    »Ich hab' gedacht, vielleicht ist es nicht die Jahreszeit, die sich ändert. Vielleicht sind wir es. Die ganze Stadt bewegt sich, ändert sich, formt sich um. Immerzu. Und formt uns um . . .« Er lachte. »Hey, ich nehm' dich auf den Arm, Kid. Komm.« Tak rieb sich wieder den Bauch. »Du nimmst das alles zu ernst.« Er trat auf den Bordstein und schob die Hände in die Ledertaschen. »Aber ich will verdammt sein, wenn ich nicht hätte schwören können, daß es dort Morgen wird.« Wieder nickte er mit zusammengepreßten Lippen. All das bedeutet wohl, daß ich nicht richtig aufgepaßt habe, oder?« An der nächsten Ecke fragte er: »Warum warst du in der Heilanstalt?«
    »Depressionen. Ist aber schon lange her.«
    »Yeah?«
    »Ich habe Stimmen gehört; hatte Angst, rauszugehen; ich konnte mich an bestimmte Dinge nicht erinnern; Halluzinationen - und so weiter. Es war direkt nach meinem ersten Jahr im College. Als ich neunzehn war. Hab' damals auch viel getrunken.«
    »Was haben die Stimmen gesagt?«
    Er zuckte die Achseln. »Nichts. Gesungen . . . haben sie viel, aber in einer anderen Sprache. Und haben mich gerufen. Es war nicht wie eine normale Stimme.«
    »Es war in deinem Kopf?«
    »Manchmal. Wenn sie gesungen haben. Aber da waren auch richtige Geräusche, wie wenn jemand ein Auto anläßt, oder jemand schloß im Zimmer nebenan die Tür, und du dachtest, man hätte zur gleichen Zeit deinen Namen gerufen. War nur nichts. Dann manchmal hast du gedacht, du hättest es bloß in deinem Kopf gehört, und es war richtig, und du hast nicht geantwortet. Wenn man das rausbekommt, fühlt man sich sehr schlecht.« »Glaub ich gerne.«
    »Ehrlich, ich habe mich die ganze Zeit schlecht gefühlt. Aber das ist jetzt Jahre her.«
    »Was haben die Stimmen gerufen - wenn sie gerufen haben?«
    Halbwegs am nächsten Block sagte Tak:
    »Hab' gedacht, es klappt. Wenn ich ein bißchen darauf herumreite.«
    »Tut mir leid.« Die Unbeholfenheit

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