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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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auf das Sofa zu. »Hey . . .« Schwere, undifferenzierte Stimme, ein kurzes Nicken und leichtes Lächeln. George Harrison griff nach einem alten Exemplar der Times, setzte sich auf das Sofa, schlug die Beine übereinander und öffnete das kleinformatige Blatt.
    »Hallo«, Kid hörte gedämpfte Orgelmusik.
    »W's m'chs du'n hier?« Harrison blickte hinter der Zeitung hervor.
    Der natürliche Rhythmus der englischen Sprache; nein, dachte Kid, das ist unmöglich.
    »Bist du sicher, daß du hier sein darfst?« wiederholte George.
    »Reverend Taylor hat mich hierhergebracht.« (Es wäre dumm, es auch nur zu versuchen.)
    »Weil, wenn du nicht hier sein darfst, wird sie verrückt.« Harrison lächelte, ein fleckiges elfenbeinernes Halbrund zwischen den ungleichmäßig pigmentierten Lippen. »Hab' dich inner Bar gesehen.«
    »Stimmt.« Kid grinste. »Und du bist überall in der Stadt auf diesen Postern.«
    »Haste gesehen?« George Harrison legte die Zeitung weg. »Also, dieser Typ, der wo sie macht, ist ein kleiner« - er drehte die Hand hin und her, »du weißt schon.«
    Kid nickte.
    »Aber sind gut. Gute Typen.« Er schüttelte den Kopf und zeigte zur Decke. »Sie will hier keinen Skorpion sehen. Bist du sicher, daß du hier sein darfst? Mir ist's egal, wenn sie okay gesagt hat.«
    »Ich hatte Hunger«, antwortete Kid. »Sie hat mir etwas zu essen gegeben.«
    »Oh.« George Harrison drehte sich auf der Couch um. Sein grüner Overall war bis zur Hüfte offen über einem Nylonhemd mit kaputtem Kragen. »Kommst du zum Gottesdienst?«
    »Nein.«
    »Zu dem verdammten Gottesdienst kommt auch kein Skorpion.
    Was läufst du Typ denn in diesen Scheißklamotten rum?« Harrison lachte, schüttelte aber den Finger. »Cool. Ganz schön cool.«
    Kid blickte auf die großen, faltigen Knöchel und dachte an Sprünge in schwarzer Erde. »Was für ein Gottesdienst ist es?«
    »Ich komme nur, weil sie sagte, ich soll doch bitte kommen, also komme ich manchmal vorbei.« Harrison schüttelte den Kopf. »Von Jackson. Das ist da, w . . .« - und etwas, was Kid nicht verstehen konnte -, »siehst du?«
    Obwohl das nicht der Fall war, nickte Kid. Dann wurde er neugierig und fragte: »Was hast du gesagt?«
    »In Jackson. Du weißt, was Jackson ist?«
    »Yeah. Klar.«
    Aber Harrison lachte wieder.
    Er, dachte Kid, ist auf dem Weg, ein Gott zu werden, um zu sehen, was aus diesen Gedanken auftauchen würde. Kids inneres Auge war voller lebhafter Bilder von June.
    Aber George stand auf und ließ die Zeitung fallen. Weiße Blätter fielen auseinander und herab, eines auf das Sofa, einige auf den Boden. »Du bist doch der, zu dem sie Kid sagen, yeah?«
    Kid bekam Angst und fühlte sich albern, weil er nicht wußte warum.
    »Sie reden über dich. Ich habe von dir gehört. Ich habe gehört, was sie sagen.« Der Finger drohte wieder. »Du bist doch der, der nich' weiß, wer er is'. Ich hab's gehört.«
    »Niemand hier hat aber auch etwas anderes zu tun als reden«, sagte Kid. »Weißt du das? Du weißt, was ich meine.«
    Die schwarze Hand fuhr am Overall herab. Grün knitterte. »Du findest es also hier nicht gut?«
    »Yeah«, antwortete Kid. »Ich find's gut ... du nicht?«
    Harrison nickte, die Zunge in die Wange geschoben. »Schon mal drüben in Jackson gewesen?« Die Zunge glitt über die Lippen.
    »Nur durchgegangen.«
    »Kennst du irgendwelche Schwarzen, die da wohnen?«
    »Nein, doch . . . Paul Fenster.«
    »Oh, yeah?«
    »Aber ich weiß nicht, wo er wohnt.«
    »Kommst du mal rüber und besuchst mich, huh?«
    »Huh?« Kid war nicht sicher, ob er die letzten Worte richtig verstanden hatte, die in dieser Stimme mit einem Flor tiefer als Samt zusammengebündelt waren.
    »Ich sagte: Komm und besuch mich mal.«
    »Oh. Yeah. Danke.« Kid war erstaunt. Auf der Suche nach dem Grund fand er zwei Fragen über Dinge, die sich reimten, aber die eine aufkommende Verlegenheit abblockte. Anstatt dessen zog er daher seine Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Kid -« Sie rief ihn von der Treppe hinter ihm. Dann mit völlig anderer Stimme: »George - hi, Kinder!« Kid drehte sich um. »Hey-!«
    George rief über ihn weg: »Hey du da -« und dann mit verkniffener Miene: »Das ist doch nicht etwa dein Alter? Über den sie in der Bar dauernd reden? - Ehrlich? Als ich deine Alte zum letzten Mal gesehen habe, habe ich ihr gesagt, sie soll mich mal zusammen mit dir besuchen.«
    Lanya kam die Treppe herab.
    George kam auf sie zu.
    »Also wirklich«, sagte Lanya, »ich habe dich

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