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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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seit dem Park nicht mehr gesehen.«
    »Wenn du zweimal eingeladen werden mußt, werde ich dich wohl zweimal einladen«, sagte George und begann, hinaufzugehen. »Muß jetzt den Reverend besuchen. Einer von euch beiden wird den anderen wohl mal herbringen.« George nickte Kid zu.
    »Um . . . danke«, sagte Kid und nickte wieder.
    »Bis bald«, meinte George.
    »Klar«, sagte Lanya. Sie gingen vorbei. Georges Antwort bestand aus einem Falsett: »Ooooooo«, das abbrach und in kehliges Gelächter überging. Lachen rollte wie Rauch unter der Decke her. George stieg nach oben.
    Am Fuß der Treppe fragte Lanya: »Wo bist du gewesen?« und zwinkerte vier- oder fünfmal häufiger, als er sich im stillen vorgestellt hatte.
    »Ich . . . ich konnte dich heute morgen nicht finden. Ich habe dich gesucht. Ich konnte dich nicht finden. Nicht bei der Kommune und auch nicht in der Bar. Was ist passiert? Wo sind die anderen alle?«
    Ihre Augen blickten fragend. Die Lippen bewegten sich aufeinander, öffneten sich nicht.
    »Möchtest du einen Kaffee?« fragte er unbehaglich, drehte sich um und ging in die Küche. »Ich hole dir einen Kaffee. Er ist schon fertig.«
    Er nahm eine Tasse und griff nach dem Ausguß der Kanne. »Hast du auch Tak gesehen? Woher wußtest du, daß ich hier bin?« Am Rand brachen sich bernsteinfarbene Blasen.
    Schwarze Flüssigkeit dampfte. »Hier -« Er drehte sich um und fand sie zu seiner Überraschung rechts hinter sich.
    »Danke.« Sie nahm die Tasse. Vor ihren gesenkten Augen stieg der Dampf auf. »Ich habe Tak getroffen.« Sie nahm einen Schluck. »Er sagte, du wärest vielleicht hier. Und daß Mr. Newboy dich gesucht hätte.«
    »Er ist gerade gegangen. Er hatte mein Buch. Die Fahnen für die Gedichte. Alles ist schon gesetzt.«
    Sie nickte. »Erzähl mir, was du getan hast.«
    »War ein ganz schön komischer Tag.« Er schenkte sich Kaffee ein, obwohl er fand, er hätte schon zuviel davon gehabt. »Richtig komisch. Nachdem du verschwunden warst, habe ich dich gesucht. Und ich konnte dich nirgendwo finden. Ich ging zum Klo, um mich zu waschen. Als ich zum Lager hinunterging, konnte ich dich nicht finden. Und alle anderen waren auch weg.« Er legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie lächelte schwach. »Heute nachmittag war ich mit ein paar Skorpionen zusammen . . . heute abend. Das war ziemlich merkwürdig. Ein Typ wurde angeschossen. Wir waren im Bus, und er hat geblutet. Und ich habe immerzu gedacht: Was werden sie mit ihm anfangen? Wo bringen sie ihn hin? Es gibt keine Ärzte mehr. Wir haben sogar seinen Arm abgebunden. Ich konnte es nicht aushalten. Also bin ich einfach raus aus dem Bus. Und bin hergekommen. Weil ich hungrig war. Ich hatte den ganzen Tag nichts zu essen gehabt, außer diesem verdammten Glas Wein zum Frühstück.«
    »Du hast hier gegessen?« Sie blickte seine Schultern an. »Das ist gut.«
    »Was hast du gemacht?«
    Sie trug eine weiße Bluse, sauber, aber ungebügelt, die er noch nicht an ihr gesehen hatte. Als sie unter der Lampe herging, sah er, daß ihre Jeans so neu waren, daß man die Falten erkennen konnte. »Hast du ein paar Klamotten gefunden heute nachmittag?« Er folgte ihr in den kahlen Saal.
    »Gestern. Ich habe sie in einem Schrank in der Wohnung entdeckt, wo ich jetzt wohne.«
    »Du warst aber eifrig! Du hast ein Haus und so gefunden?«
    »Ungefähr vor drei Tagen.«
    »Jesus«, sagte Kid, »wann hattest du denn dazu Zeit? Ich habe gedacht, ich laß' dich nicht lange genug allein, daß du auch nur zum Klo kommst, geschweige denn ein Haus findest -«
    »Kid . . .« Bei diesem Wort drehte sie sich um und lehnte sich gegen das Sofa. Echos schrillten durch den kahlen Saal. »Kid«, viel sanfter, »ich habe dich seit fünf Tagen nicht gesehen.«
    »Huh?« Die Ferse auf dem Boden und die im Stiefel prickelten. Das Prickeln zog sich die Beine hinauf, breitete sich in den Schenkeln aus. »Was soll das heißen?«
    »Was soll das heißen, was soll das heißen?« Sie sprach unbeholfen und durchlief drei verschiedene Tonlagen. »Wo bist du gewesen?« Ohne die Unbeholfenheit verriet ihre Stimme Verletztheit. »Warum bist du weggegangen? Was hast du die ganze Zeit gemacht?«
    Kleine Klauen krallten sich in sein Gesäß, stiegen Rippe für Rippe weiter hoch, kitzelten ihn am Hals, so daß er das Kinn senken mußte. Winzige Schweißbäche kühlten plötzlich ab. »Du nimmst mich doch auf den Arm, oder? Wie bei den Monden.«
    Sie sah verwirrt aus.
    »In der Nacht, als die Monde zum ersten

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