Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
hob den Deckel einer Mülltonne auf, die am Randstein lehnte und schleuderte ihn auf die Straße. Scheppernd landete er an einer Stufe. Denny tanzte in blutfarbenem Licht wieder zurück.
    Goldene Knoten bohrten sich durch die Wolken.
    Kid streckte die Hand aus, mußte sich bücken, um Lanyas Hand zu erreichen; seine Finger hämmerten zwischen ihren hindurch auf ihren Handrücken. Sie holte auf und ging jetzt neben ihm her und sah verwundert zu, wie sich andere auf der gepflasterten Straße vorbeischubsten.
    »Such ein Haus«, sagte er.
    »Huh -?«
    »Such dir irgendein Haus auf der Straße aus«, flüsterte er (sie beugte sich zu ihm, um ihn besser zu verstehen). »Vielleicht eins, das dir nicht so gut gefällt.«
    Copperhead tänzelte an ihnen vorbei, schwang seine Arme: Die Ziegelscherbe flog über die Straße, zerschmetterte ein Fenster.
    Copperhead drehte sich grinsend um. Sein dichtes Haar und spärlicher Bart ein Furioso. »Das hier?« fragte Kid.
    »Nein!« mit einer Dringlichkeit, die er nicht begreifen konnte. »Oben auf dem Hügel. Das da. Dort.«
    »Okay.« Kid fuhr herum.
    Die Blonde in Armeejacke fiel zwischen den vereinzelten Schwarzen zurück. Sie weinte; sie blickte zum Himmel und weinte lauter. Dennys Mädchen legte den Arm um sie, redete mit ihr, und versuchte tröstende Bewegungen. Einmal blickte sie zu dem großen Feuerrad; in ihrem Gesicht spiegelte sich Wut.
    Kids Hand fuhr über seine Wange. Stoppeln stachen in seine Handfläche. »Hier entlang!« Er winkte und drehte sich wieder um. Sie gingen an ihm vorbei. »Hey, Ripper! Denny, Copperhead!« Er schnappte den tanzenden Projektor und stieß mit dem Daumen gegen den untersten Knopf. »Wie stellt man das Ding hier an?«
    »Huh . . .?« Ripper sah sich um. »Oh . . . zur Seite. Nicht hinein.« Der Knopf glitt zur Seite.
    Natürlich, dachte er, kann ich von innen nichts erkennen. Und fragte sich, wie er wohl aussähe.
    Lanya war einen Schritt zur Seite gegangen und blickte ihn an. Kid schlug sich auf die Knie und schwang herum. Und Denny war in seiner eigenen deformierten Explosion verschwunden.
    »Hey«, rief der espressofarbene Ripper. »Geh'n wir weiter.«
    Als sie über das Pflaster wanderten, passierte Gestalt auf Gestalt an ihnen vorbei. Kid sah, wo Copperhead lachte; und Copperhead verschwand in seiner leuchtenden Spinne. Unter dem schrecklichen Licht formierte sich die Menagerie.
    Dreizehn, den Kid bislang noch nicht gesehen hatte, ging an ihnen vorbei. »Komm schon«, flüsterte er Smokey unter seinem Arm zu. »Laß uns hier rauskommen. Das sieht nicht gut aus -«
    »Ich will aber zusehen!« beharrte sie. »Ich will es sehen!«  
    Kid kam an die Veranda. Hinter ihm rannten einige. Er hatte in seinem Leben dreimal eine Tür aufgebrochen: Daher erwartete er, sich die Schulter weh zu tun. (Das Denny-Licht blinkte neben ihm; der Junge kletterte über das Geländer.) Kid wuchtete sich gegen die abgestoßene Tür. Sie flog so leicht zurück, daß er auf einem Knie mit der Hand am Pfosten landete. (Über ihm schwankten mystische Lichter.) Im gleichen Augenblick zersplitterte Glas, und Licht erfüllte den Flur, als Dennys Erscheinung durch das zerbrochene Verandafenster stieg.
    »Oh . . . Jesus . . .« Ein schwarzes Mädchengesicht erschien in der Tür gegenüber.
    Dann noch eins. »Es sind Skorpione . . .!«
    Ein dürrer schwarzer Junge rannte mit einem Stock in der Hand herein. Er sperrte Mund und Augen auf.
    »Jimmy, du kommst -«
    Der Junge (Zwanzig? Kid rappelte sich auf, hatte ein bißchen Angst und glaubte nicht, daß er hinter irgendeinem leuchtenden Tier unsichtbar war) schwang den Stock.
    »Jimmy!« kreischte sie. »Komm da raus! Das sind Skorpione! Um Himmels willen . . .!«
    Jimmy (Kid war überrascht) schloß plötzlich den Mund, warf den Stock fort und rannte zurück zu der Tür. Irgendwo im Haus trampelten Schritte eine Treppe hinab.
    Denny stieß Kid zur Tür und knipste aus. Er beugte sich vor und blickte mit verwirrtem Grinsen zurück (auch andere waren jetzt in das Zimmer gedrungen, warfen im roten Licht Schatten auf die Wände). »Hey, kannst du sehen, wo die Nigger hinrennen?«
    Hinter Kid warf jemand einen Stuhl um.
    Er runzelte die Stirn, merkte, daß niemand das bemerken konnte, hörte damit auf und glitt mit der Fingerkuppe unten am Projektor entlang.
    »Shit, Mann«, sagte Denny. »Ganz schön Schiß, diese Arschlöcher.« Er schüttelte den Kopf und ging weiter auf die Tür zu.
    »Tu das nicht! Tu's nicht! Laß das

Weitere Kostenlose Bücher