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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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irgendwohin rast -«
    »Also gibt es« - Alptraum sah auf - »in zehn Minuten vielleicht ein Scheiß-Erdbeben?«
    Dann verdunkelte sich die Glühbirne an der Decke auf ein Viertel ihrer Helligkeit.
    Kid versuchte, sein Herz zu schlucken. Es drohte zu zerplatzen und seinen Mund mit Blut zu füllen.
    Wieder weinte jemand.
    Kid sah sich um, ob es Denny war. Doch es war ein anderer Skorpion (Spinne?) hinter Alptraum. Dennys Gesicht war selbst in diesem gelblichen Dämmerlicht mit Schattensträhnen seines Haares überzogen.
    »Oh, komm schon.« Smokey drängte sich hinter Dreizehns Schulter hervor. »Das war doch vier oder fünfmal am Tag so, als wir hier wohnten.«
    In der Küche brummte etwas. Das Licht flammte wieder voll auf.
    Alptraum aß geduckt weiter. Sonst aß niemand.
    »Habt ihr noch mehr von diesem Zeugs?« Alptraum nickte Baby und Adam zu. »Ist gut.« Dann blickte er umher. »Man weiß nicht, ob es vorbei ist oder nicht.«
    »Ich könnte noch mehr vertragen«, sagte Drachenlady.
    Baby streckte die Hände aus und sammelte die Teller ein.
    »Der Fehler« - Kid war selber überrascht, als er zu sprechen begann, stopfte sich den Mund voll, um es zu stoppen, redete aber weiter - »liegt nicht darin, daß wir denken, es sei vorbei.« Ich ahme Alptraum nach, dachte er, merkte dann: nein, ich mache nur, was Alptraum aus dem gleichen Grund tat. »Der Fehler liegt darin, daß wir meinen, es hätte heute erst angefangen.«
    »Richtig, Motherfucker.« Alptraum schüttelte nachdrücklich seine Gabel.
    Kid nahm noch eine Gabel voll und dachte: Kann sein, daß ich kotze. Und dann: Nein, ich bin zu hungrig.
    »Wir haben noch mehr in dem großen Topf«, sagte Adam. »Warum geht ihr nicht raus und holt es euch, bevor es alle ist.«
    Ein Schatten ließ Kid von seinen letzten Resten aufblicken.
    Adam stand vor ihm und streckte die Hand nach Kids Teller aus. (Kid merkte:) Er stand kurz vor Weinen und Zusammenbruch. Kid gab ihn ihm.
    Alptraum, Drachenlady und ich werden zuerst bedient, dachte Kid, als Baby die nächten Portionen hereinbrachte. Immerhin, Copperhead schien sich wohl zu fühlen.
    Als er fertig war, legte Kid die Gabel auf den Boden und stand auf.
    »Hey, wohin gehst du?« fragte Copperhead, nicht aggressiv, sondern erstaunt. »Spazieren.«
    Am Fuß der Treppe bemerkte er in einiger Entfernung zwei Straßenlaternen. Jeden Augenblick verbrennen? Oder erfrieren in einer neuen Eiszeit? Noch zwanzig Minuten? Die Luft hatte die gleiche quälende neutrale Temperatur wie es Nacht für Nacht für Nacht gewesen war. Hinter ihm öffnete sich die Tür. Denny blickte hinaus.
    »Ich möchte zu Lanyas Wohnung gehen«, sagte Kid und drehte sich um. »Zeigst du mir den Weg?«
    »Ich . . . ich kann nicht«, sagte Denny. »Sie ist sehr aufgeregt. Und sie will reden . . . mit mir.«
    »Scheiße, Schwanzlutscher.« Kid ging den Block entlang. »Bis später.« (Er war überhaupt nicht wütend.) Das war ziemlich gut. Auf halbem Weg zur Ecke merkte er jedoch, daß er nur mit Dennys Hilfe Lanyas neue Wohnung finden würde. (Dann wurde er es.)
    Er konnte es in der Bar versuchen. Aber wenn sie jetzt eine Wohnung hatte, welche Chance hatte er, daß sie heute abend bei Teddys war?
    Er blickte sich um, bereit, Denny zuzubrüllen, er solle sofort herkommen.
    Die Tür war verschlossen.
    Und ich weiß immer noch nicht, wie sie heißt.
    Er nahm mit geschlossenen Zähnen einen Atemzug. Vielleicht finde ich Lanya in der Bar.
    Am Rand des Hügels: Überrascht, wie viele Laternen hier - etwa eine von fünfen - funktionierten. Die eine schräg gegenüber gab genügend Licht, um die verkohlten Mauern des großen Hauses erkennen zu lassen. (Der stärkere Brandgeruch hatte ihn zum Halt gebracht.) Die Säulen, die den Balkon über der Tür trugen, waren durchgekohlt, so daß der Boden mit einem Löwengeländer schief hing. Doch selbst jetzt brauchte Kid noch eine Minute, um herauszufinden, was für ein Haus es war. Erst die Häuser in der Umgebung bestätigten es.
    Vier, fünf, sechs Stunden, seit sie darin geschrien, gelacht und gebrüllt hatten?
    In der lauwarmen Luft eilte er fröstelnd mit Gänsehaut fort.
     
     
    4
     
    ». . . genau gesehen?« »Oh, ja.«
    »Sie waren schon in der Stadt?«
    »Das stimmt.«
    »Sie haben bereits gesagt, daß sie trotzdem nicht alles sahen?«
    »Ich habe, wie ich mir jetzt denken kann, die letzten zehn oder fünfzehn Minuten mitbekommen. Roger kam und weckte mich.«
    »Sie haben es also vom Haus aus gesehen?«
    »Nun,

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