Dhalgren
ein kleiner Teil. Und dann gab es noch die Geschichte mit - George, stimmt's?«
Tak blickte im Raum umher, runzelte die Stirn und flüsterte Kid wieder zu: »George war vor ein paar Minuten hier. Er muß kurz vor dir rausgegangen sein.«
»Also, ich fürchte, niemand außerhalb Bellonas hatte ihn gesehen. Und Roger hat ihn auch nicht gesehen.«
»Ich aber«, flüsterte Tak.
»Ich aber!« rief jemand.
»Nun«, lächelte Kamp, »nicht allzu viele Leute haben ihn gesehen, und sicher niemand außerhalb Bellonas.«
»Sie haben gesehen, was heute passiert ist.« Teddy lehnte mit verschränkten Armen gegen die Rückseite der Nische nebenan.
»Ja, das habe ich wohl.«
»Sie meinen«, verkündete Fenster jovial, »Sie sind zum Mond und wieder zurück geflogen und haben nirgendwo etwas gesehen, was uns eine Erklärung für dieses Ding da heute nachmittag geben würde?«
Kamp sagte: »Nein.«
»Zu was war es dann nütze, frage ich Sie?« Fenster sah sich nach einem Rücken um, auf den er klopfen konnte. »Ich meine, was sollte es dann?«
Jemand sagte: »Sie sind schon eine Zeitlang nicht mehr bei der Raumfahrt?«
»Nun - so ganz kommt man nicht davon los. Erst letzte Woche war ich zu medizinischen Tests wegen der Langzeitbelastung. Das wird, glaube ich, immer so weitergehen. Aber jetzt habe ich viel weniger damit zu tun als einige andere.«
»Warum haben Sie aufgehört?« fragte der lila Angora. »War es ihre Idee oder deren? - wenn Sie eine solche Frage beantworten können?«
»Nun«, - ein überlegter Satz - »ich glaube, sie dachten zu dem Zeitpunkt mehr als ich, es sei eine kitzlige Angelegenheit. Aber ich bezweifle, daß sie so hinter mir her waren, wenn ich nicht mehr richtig wollte. Mein Interesse an der Raumfahrt endete mit der Landung im Meer. Die Tests, die Forschungsarbeit hinterher, das war sehr wichtig. Die Paraden, die Feiern, die Podiumsdiskussionen, die Publicity ich glaube, einen Monat später hatte ich den Spaß daran verloren, nachdem ich aus der Quarantänekammer gekommen war. Alles andere - das gilt wohl mehr für mich als für die anderen, denn ich war schon immer so - war ärgerlich. Also«, und er lächelte, »man weiß, daß ich auf Parties gelegentlich zur Gitarre greife und ein oder zwei Folksongs singe. Nichts Politisches, verstehen Sie mich richtig. Doch sie sehen so etwas immer noch als etwas Merkwürdiges an.«
Alles lachte. Kid dachte: Ist er echt?
Und ein zweiter Gedanke, wie ein Stottern: Meine Reaktion ist so festgelegt wie seine Aktion. Und Kid lachte, doch später als die anderen. Zwei oder drei Blicke trafen ihn.
»Nein«, fuhr Kamp fort, »ich glaube, ich habe mich als eine Art Abenteurer gesehen . . . soweit das einem Marine-Testpiloten möglich ist. Apollo war für mich ein Abenteuer - praktisch ein acht Jahre dauerndes Abenteuer, rechnet man all die Vorbereitung. Aber als es vorbei war, wollte ich etwas anderes tun.«
»Da sind Sie dann nach Bellona gekommen«, meinte Madame Brown, und Fenster sagte: »Nach dem Mond, was gibt es denn dann?«
»Nun, Sie haben recht . . .«
Kid fragte sich, welche Frage Kamp beantwortete.
». . . das beginne ich gerade selber zu erkennen.«
»Sind Sie in irgendeiner offiziellen Funktion hier?« fragte eine andere Frau.
»Ich könnte mir denken«, warf Fenster ein, »Sie sind niemals ohne eine offizielle Funktion.«
»Nein, ich bin hier inoffiziell.«
»Was bedeutet das?« fragte jemand herausfordernd.
Fenster blickte finster, fühlte sich für Kamp beleidigt, der nur bemerkte: »Sie wissen, daß ich hier bin. Aber sie haben mir keinerlei Anweisungen dafür erteilt. Sie würden mich auch nicht fragen, was ich gesehen habe oder tat, wenn ich wieder zurück bin.«
»Warum brechen wir diese Starshow nicht auf?« Fenster
stand auf. »Kommt schon, der Captain ist zwar so nett, zu uns allen zu reden, doch wir sollten dem Mann die Chance geben, von einem zum andern zu gehen.«
»Aber es ist doch sehr informell«, entgegnete Kamp. »Verglichen mit dem, was sonst abläuft. Doch ich fände es recht gut, umhergehen zu können.«
»Kommt. Macht schon.« Fenster gestikulierte besänftigend.
Einige standen auf.
Der Barmann rollte die Ärmel über die verschwommenen blauen Bestien und trollte sich zur Theke. Taks Stuhl scharrte.
»Nun, los. Laßt den Captain sich einen Drink besorgen. Madame Brown, Sie sehen aus, als könnten Sie auch einen vertragen.«
Kid schüttelte die Hände unter der Stuhlkante aus, um das Prickeln zu stoppen.
Tak
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