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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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.?«
    »Mir geht's okay . . .« Doch ihm war kalt; am Hals trocknete der Schweiß, auf den Armen, den Knöcheln. »Yeah.«
    Glas fuhr mit dem Finger am Gürtel entlang. Vinyl klappte vor der Blinddarmnarbe auf der dunklen, matten Haut auf und fiel wieder darüber.
    Durch das Spiralgitter fiel mehrschichtiges weißes Gelächter.
    Glas und Kid blickten zusammen nach oben, zusammen wieder nach unten.
    Eine Laterne hoch an der Wand legte weiche Lichter auf Glas' Arme und harte auf die Weste und ließ eine Lichtlinie auf einer Orchideenklinge auf der umketteten Brust aufblitzen, so hell, daß Kid die Augen zusammenkniff.
    »Willst du nachsehen?« fragte Glas.
    »Hört sich an wie die Kinder aus dem Park.« Kid preßte die Lippen aufeinander, blickte wieder hoch, schwang sich plötzlich um das Geländer, lief die Treppe hinauf, eine Hand um den schmierigen Mittelpfosten, die andere auf dem Geländer. Glas hinter ihm schlug immer wieder mit seiner Faust gegen Kids auf dem Geländer. Seine Stiefelspitze traf auf der vorletzten Stufe Kids nackte Ferse.
    Von der überschatteten Nische oben am Gang blickte Kid über die halb geneigten Sitze auf dem Balkon. Er hörte, wie Glas wenige Zoll hinter seinem Ohr atmete.
    Sie saßen - sechs, nein sieben - direkt hinter der Geländerbrüstung: Die blonde Frau in der dritten Reihe, die sich nach vorn beugte, um zwischen den Schultern der beiden Männer vor ihr hindurchzublicken, war Lynn, die Frau, neben der er bei den Richards gesessen hatte, der er bei Emborikys das Gewehr aus der Hand gerungen hatte.
    Neben ihr saß ein großer, lockiger Mann, die Hände um einen Gewehrkolben gefaltet. Er beugte sich nach vorn, das Gewehr ein Stückchen über seinem Kopf. Er sah aus, als sei er beinahe eingeschlafen.
    Ein anderer lachte immer noch.
    Jemand sagte: »Wo ist der verdammte Hund von der Frau? Hey -« Er stand halb auf, blickte über die leeren Sitze. »Muriel! Muriel -«
    »Oh, um Himmels willen, Mark, setz dich!« sagte Lynn in ihrem grünen Kleid.
    Ein anderer in abgetragenem Wildlederjackett sagte: »Ich möchte wissen, wo diese verdammte Frau ist. Sie sollte schon zurück sein . . .« Der Rest des Satzes ging in Gelächter und Applaus von unten her unter, der etwas mit dem Reverend zu tun haben mußte, doch Kid konnte sie von hier aus nicht sehen.
    Und ein Mann hatte den neben ihm angestoßen. Die andere Frau, in einer Bauernbluse, versuchte, sie zu trennen und lachte.
    Einen Sitz weiter saß, die abgenutzten Schuhen gegen den Sitz vor ihm gestemmt, die Knie wie Taschenmesser in glänzenden Hosen zusammengeklappt und ein Gewehr über den Stuhllehnen wie eine Haltestange im Kettenkarussell:
    Jack. Während die anderen lachten und Späße trieben, konnte Kid seine hohlen, unrasierten Wangen sehen, wie sie beim Schlucken zuckten. Er stützte das Kinn auf die verschränkten Fäuste und brütete über den versammelten Schwarzen.
    »Sehen ein paar von diesen Typen nicht irgendwie vertraut aus?« flüsterte Glas zu laut, wie es schien, an Kids Ohr. Doch niemand drehte sich um.
    Kid blickte zurück - »das Warenhaus . . .« - und sah, wie Glas nickte, bevor er wegsah.
    Auf dem dunklen Balkon (es gab nur zwei Lampen, die jemand ungefähr zwanzig Ellen unterhalb der Balkonbrüstung aufgehängt hatte; das andere Licht kam von unten) saßen ungefähr ein Dutzend Leute auf den Stühlen mit den hölzernen Rückenlehnen verteilt. Die Schrauben in den ausgeleierten Metallplättchen, mit denen die Sitze auf dem staubigen Boden befestigt waren, waren halb herausgerissen -
    »Was sagt sie? Kannst du hören, was die Predigerin da unten von sich gibt?«
    »Oh, komm schon. Man kann hier oben außer Lärm überhaupt nichts hören. Ich möchte runtergehen und mit von der Partie sein.«
    »Du willst da runter, mit denen allen? Dann tu das!«
    »Der Typ da unten sieht okay aus . . . Wer ist das überhaupt?« »Der Weiße dort?«
    »Auf den habe ich gezeigt, oder?«
    »Mann -« Der Lockige zog das Gewehr vor die Brust. »Wir könnten sie uns von hier oben richtig aussuchen. Genau wie -« Plötzlich hob er das Gewehr ans Auge. »Peng!« sagte er, blickte dann zur Seite und lachte. »Genau so. Wenn ich doch nur wüßte, wer George Harrison wäre.« Wieder blickte er Lauf entlang. »Peng . . .« flüsterte er.
    »Hör doch auf«, sagte der Mann namens Mark. »Wir sind doch nur hier hereingeschlichen, um zu sehen, was los ist.«
    Der Lockige beugte sich nach vorn und rief: »Hey, Reb? Meinst du nicht, wir könnten

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