Dhalgren

hochgezogen, ein Fuß von der Matratze herunterhängend, auf und ab in Schlaf tauchend.
    Später wurde er wach durch Hitze in seinen Lenden. Als er mit den Augen blinzelte, löste sich Sexualität in dem Drang auf, zu pinkeln. Er rollte sich auf den Rücken und stützte sich auf die Ellenbogen.
    Loufer, der es wahrscheinlich zu zweit in einem so schmalen Bett sehr unbequem fand, saß zusammengesunken im Lehnstuhl, Beine gespreizt, Kopf auf eine Schulter gerollt, Hände auf gekrümmten Schenkeln ineinander verschränkt.
    Teller auf dem Schreibtisch, Bücher auf dem Tisch verstreut, Teller und Kaffeetasse auf dem Boden, neben Taks Stiefeln, seiner eigenen Sandale und den beiden Hosen - der vorher ordentliche Raum, sah schlampig aus.
    Als er sich aufsetzte, trug sein Fuß die Farbe des Bodens.
    Auf der Matratze war kein Laken. Kreisförmige Flecken liefen auf dem Inlett ineinander über. Er trat die Decke herunter, sah auf die Kette an seinem Knöchel, die sich um die Wade wand, um Lenden, Bauch und Schenkel ... Er berührte in der Höhlung seines Schlüsselbeins das Schloß, mit dem die Kette um den Hals befestigt war. Er streckte den Arm aus, drehte ihn hin und her, Licht sprang bei den Schlaufen um sein Handgelenk von Glas zu Glas. Dann beugte er sich, um einen der Spiegel an seinem Bauch zu untersuchen: Er war auf beiden Seiten silbrig. Über das Bett gebeugt, spürte er, wie seine Blase brannte.
    Er stand auf und ging zur Tür.
    Warm.
    Grau.
    Rauchwolken wehten um seinen Körper, als er auf die Brüstung zuging. Er grub mit zwei schwieligen Fingern den Schlaf aus den Augenwinkeln. Die Einfassungsmauer ging ihm bis zur Mitte der Schenkel. Ohne hinabzusehen, ließ er sein Wasser ab. Der Strahl bog sich in absoluter Stille, und er fragte sich, ob unten wohl Verkehr herrschte . . .
    Von einem Gebäude einen Block weiter wälzten sich erstaunliche Rauchwolken um einen schiefen Turm.
    Als er fertig war, lehnte er sich über die bespritzten Steine.
    Die Häuserschlucht war ein Strudel von Grau, in dem er keinen Grund sehen konnte. Er leckte seine pelzigen Zähne und ging zu dem Häuschen zurück, seitwärts durch die Teerpappetür: »Hey, du kannst dein Bett wiederhaben; ich werde . . .«
    In dem abgedunkelten Raum hob sich Taks Brust gleichmäßig mit einem stimmlosen Knurren.
    Taks lange Zehen spreizten sich auf dem Boden. Zwischen den Fingerknöcheln lag ein gedrungener Penis mit beschnittener Vorhaut, fast in Haaren versteckt, über einem schweren Hoden, der denen auf den Postern gleichkam. Eine einzelne Bauchfalte gerade über dem Nabel, glättete sich bei jedem Atemzug.
    Er sah an der Brustwarze nach einer Wunde; es war keine da.
    »Hey, ich gehe . . .« Die Schublade des Schreibtisches stand etwas offen; innen, im Schatten, glitzerte Metall.
    Er beugte sich hinab, um auf Taks schlaffe Lippen zu sehen; die breiten Nasenflügel bebten bei jedem Atemzug -
    Und sein Kiefer verkrampfte sich. Er ging zurück, wollte wieder nach vorn, wieder ein Stück zurück: Seine Ferse stieß an die Kaffeetasse - kalter Kaffee floß über seinen Fuß. Er sah immer noch nicht weg.
    In dem gesenkten Gesicht standen Taks Augen weit offen.
    Ohne Pupille oder Weißes waren die Augäpfel scharlachrot.
    Mit geschlossenem Mund hörte er, wie er ein gedämpftes Geräusch von sich gab.
    An seiner linken Seite schimmerte Gänsehaut. Er sah noch einmal hin, beugte sich heftig nach vorn, schlug fast auf Taks Knie. Loufer atmete ruhig weiter. Rotäugig.
    Er wich zurück, trat auf nasses Fell, versuchte, zu schlucken. Gänsehaut kroch über sein Gesicht, Seiten, Hüften.
    Er hatte seine Jeans an, als er hinaustrat. Er hielt an der Mauer an, um die Sandale zuzuschnallen. Als er an dem Dachfenster vorbeiging, zog er einen Arm in den wollenen Ärmel, zog die Metalltür zurück und ging in den dunklen Abgrund, arbeitete sich mit der einen Faust zur anderen vor.
    Mit Dunkelheit vor den Augen, war die rote Erinnerung schlimmer als ihre Entdeckung.
    Im dritten Stock glitt er aus und fiel hin, klammerte sich bis zum nächsten Stockwerk an das Geländer. Immer noch rannte er. Er fand sich durch die Flure im Keller (warmer Beton unter dem nackten Fuß) mit Hilfe kinetischer Erinnerung. Er zog sich die geländerlose Treppe hinauf, tastete sich an der Wand entlang, bis er die Tür vor sich sah, mühte sich vorwärts, kam unter der Plane heraus, rannte und spießte sich fast an den baumelnden Haken auf.
    Mit abgewandtem Gesicht schlug er dagegen. Zwei schlugen