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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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aufeinander und trudelten auf der Schiene weiter. Im gleichen Moment glitt sein Fuß von der Betonkante der Rampe -
    Einen erleuchteten Moment lang, während er fiel, dachte er, er würde einen Salto auf das Pflaster machen, drei Fuß tief. Irgendwie landete er in der Hocke, schürfte sich eine Hand und beide Knie auf (die andere Hand war balancierend ausgestreckt), bevor er sich hochzog und vom Rinnstein abstieß.
    Er keuchte und drehte sich nach der Laderampe um.
    Unter der Plane schaukelten die vier und sechs Fuß langen Fleischerhaken an ihren Schienen.
    Blocks weiter bellte ein Hund und bellte, bellte.
    Immer noch keuchend drehte er sich um und ging auf die nächste Ecke zu, manchmal mit dem Sandalenfuß im Rinnstein, meist mit beiden in der Gosse.
    Kurz vorher hielt er an, starrte auf die Stahlklingen, die sich von dem einfachen Armband wegbogen und seine gekrümmten Finger einrahmten. Er sah zur Laderampe zurück. Runzelte die Stirn, sah wieder auf die Orchidee an seiner Hand: Er fühlte, wie er die Stirn in Falten legte, von innen; das Zucken in seinem Gesicht konnte er nicht unter Kontrolle bringen.
    Er erinnerte sich, wie er die Hose gegriffen hatte. Und das Hemd. Und seine Sandale. Er erinnerte sich, wie er das dunkle Treppenhaus hinabgelaufen war. Er erinnerte sich, wie er hochgekommen und auf die Laderampe getreten war, an die Haken schlug und fiel -
    Zu keinem Zeitpunkt während der vergangenen Augenblicke sah er sich über zwei Asbeströhren gebeugt, seine Finger in die Halterung pressen, das Band um sein Handgelenk schnallen . . .
    Er wiederholte: Hose, Hemd, Sandale, die dunkle Treppe - hinab, hinüber, hoch. Licht von der Tür, die klirrenden Haken, seine brennende Handfläche.
    Er sah auf die andere Hand: Die zerkratzte Haut war graugestreift ... Er blickte den Block entlang. Auf der Straße war kein Auto zu sehen . . .
    Nein. Zurück.
    Warmer Beton unter seinem Fuß. Seine Sandale klapperte. Er schlug gegen die Wand, kam hoch. Sah den Eingang. Sah die Röhren . . .! Sie waren auf der linken Seite des Eingangs. Die blasige Abdeckung war mit einem Metallband befestigt! An der dickeren, nahe der Decke, war da nicht eine Art Ventil gewesen? Und er eilte an ihnen vorbei, auf den Beton, spießte sich fast auf, schlug mit dem Unterarm auf - er war immer noch schrindig. Er fiel . . .
    Er drehte sich um, verfehlte den Bordstein, stolperte, schüttelte den Kopf, sah hoch.
    Auf dem Straßenschild an der Ecklaterne stand Broadway.  
    ». . . führt rauf in die Stadt und . . .« hatte jemand gesagt. Tak?
    Aber nein . . .
    . . . sah das Licht. Rannte aus der Tür. Die Haken . . .
    Die Muskeln in seinem Gesicht spannten sich über Kinn und Wangenknochen. Plötzlich standen Tränen in seinen Augen. Er schüttelte den Kopf. Tränen waren auf seinen Wangen. Er ging weiter, blickte manchmal auf die eine Hand, manchmal auf die andere. Als er schließlich die Arme sinken ließ, zischten Klingen an seinem Jeansschenkel vorbei -
    »Nein . . .«
    Er sagte das laut.
    Und ging weiter.
    Griff die Kleider vom Boden, stieß die Füße in die Hosenbeine; hielt vor der Hütte an (lehnte sich gegen die Teerpappenwand) wegen seiner Sandale. Um das Dachfenster herum, ein Ärmel. In das Dunkel hinein, den anderen. Dann der unterste Stock, der warme Flur, kam hoch, schlappte; er hatte das Licht gesehen, bevor er oben angelangt war; drehte sich um und hatte den taghellen Eingang gesehen (die große Röhre und die kleine Röhre an der Seite) rannte nach vorn, auf die Rampe, schlug gegen die Haken; zwei schleuderten weg, als sein nackter Fuß übertrat. Einen erleuchteten Moment lang fiel er -
    Er sah auf seine Hände, eine frei, eine eingesperrt; er sah auf den Müll um ihn herum, ging; er sah auf seine Hände.
    Atem wurde zischend durch geschlossene Zähne eingesaugt. Noch ein Zug.
    Als er an einem verschwommenen Block nach dem anderen entlangwanderte, hörte er wieder den Hund. Dieses Mal heulte er, daß es vibrierte, höher stieg, zitterte und dann verklang.
     

 
    RUINEN DES MORGENS
     
     
    II
     
    Hier bin ich, und bin es wieder nicht. Diese Kreise überall, dieser Wechsel, der in Winterlosigkeit übergeht, der Dämmerungskreis mit einem Abbild davon, ein Herbstwechsel mit einer Veränderung des Nebels. Verwechsle zwei Bilder, das eine mit dem anderen. Nein. Nur in den Jahreszeiten mit weniger Licht, nur an toten Nachmittagen. Ich werde nicht wieder kotzen. Ich will nicht. Du bist da.
    Aufgeregt zog er sich in seine Hallen

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