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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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eher, daß das Buch selber in einer Gleichung stand, die nicht stimmte und daher in allen Kammern seines Bewußtseins Differentiale und Hyperadices freisetzte. Er blickte auf das Notizbuch und las, was auf der Seite nach der Liste stand:
     
    Sprachliche Synthese: Wittgenstein, Levi-Strauss, Chomsky - Ich kann mir denken, auf was sie hinauswollten: Versuche, die weiten Felder der Philosophie, Anthropologie und Linguistik zu Rastern von Parametern zu reduzieren, die weniger die Art und Weise definieren, sondern eher spiegeln wie philosophische, anthropologische und linguistische Informationen in, auf und um die Gedanken selber einzupassen sind. Jene besonders parametrischen Arbeiten (Tractatus, Le Geste d'Asdiwal, Syntactic Structures - obwohl alle drei wesentlich längere Werke verfaßt haben, muß diese Art von Arbeit kurz sein; keine dieser drei umfaßt mehr als dreißigtausend Wörter) diskutieren keine Forschungsgebiete; sie verbreiten vorsichtig kristallene Katalysatoren, die in jedem logischen
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    Kopf (im Gegensatz zu ausgebildeten Köpfen, die mit den Galerien der empirischen Fakten und der Evalvation vertraut sind) notwendigerweise komplizierte und logische Diskussionen über das Subjekt hervorbringen und dabei jedwede zur Verfügung stehenden empirischen Fakten heranziehen, und nur durch den Wunsch oder die Fähigkeit begrenzt sind, das Interesse an dem Dialog, der sich vor dem inneren Ohr abspielt, zu zügeln. In einem Zeitalter, das mit Informationen verklebt ist, ist diese »Lagermethode« notwendigerweise beliebt. Aber diese primitiven
     
    stand am Ende der Seite. Er blätterte nicht um. Wittgenstein, Levi-Strauss, Chomsky: Er murmelte diese Töne. Vor einem Jahr, anderthalb Jahren hatte er von dem einen alles gelesen, was er bekommen konnte.
    Von den anderen beiden hatte er noch nie was gehört. »Sprachliche Synthese . . .« Das klang gut auf der Zunge, »besonders parametrische Arbeiten . . .« Er hob Messing Orchideen hoch und balancierte es auf seinen stumpfen Fingern. ». . . vorsichtig kristallene Katalysatoren . . .« Er nickte. Ein besonders parametrisches Werk mit vorsichtigen, kristallenen Katalysatoren in der sprachlichen Synthese. Wenn überhaupt etwas, dann sollte es so etwas sein. Und kurz war es auch. Einer der beiden drehte sich im Bett herum. Einer der beiden drehte sich noch einmal. Er sah in den Raum.
    Das Dreieck eines Knies. Ein Arm über einem Arm. Die Rückenlehne war kühl. Rohrgeflecht kitzelte die Unterseite seines Schenkels. Die Pflanzen beugten sich aus ihren Töpfen.
    Er zwickte die leuchtende Kette über seinem Bauch.
    Dunkle rollten sich durch die Kleidungsstücke am Boden.
    Und wenn sie, dachte er, möchte, daß ich bleibe und er geht? Nun, ich werde den Bastard schon los. Und wenn ich gehen soll? Ich werde mit allen Bastarden fertig.
    Aber das wird sie nicht tun. Sie mag ihr Eigenleben zu sehr. Warum sonst sollte sie das hier mitmachen? Mitmachen? Irgend etwas in mir möchte, daß sie es für mich macht. Aber das Vergnügen resultiert nur aus solchen Momenten, wenn es so offensichtlich existiert wie ihre Musik, und persönlich andersherum.
    Ich bin unruhig.
    Sie dreht sich unruhig herum.
    Sein Arm, taub, bewegt sich mit ihrer Schulter.
    Lanya blinzelte und hob den Kopf. Kid sah zu, wie sie die Augen schloß und den Kopf niederlegte. Er lächelte. Er drehte Messing Orchideen in den Händen, blickte zu den losen Blättern, als könne er aufgrund einer anderen Qualität als nur der des Gewichts, den Unterschied festmachen.
    In dem Notizbuch lag wieder die Liste aufgeschlagen. Wieder las er die Namen wie ein Puzzle (es war schon fast zu dunkel), dieses Mal von rechts nach links, von unten nach oben:
     
    Preston Smith Thomas Sask
    Linda Evers Ann Harrison
    Peter Weldon George Newman
    William Dhalgren Priscilla Meyer
    Susan Morgen . . . Madeleine Terry . . .
     
     
    3
     
    »Warum hat sie uns rausgeworfen?«
    »Sie hat uns nicht rausgeworfen. Sie hatte zu arbeiten. Sie wird kommen, um uns zu treffen. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mach' mir keine Sorgen.« Denny balancierte über den Bordstein. »Shit, ich hätte für den Rest meines Lebens dort bleiben und glücklich sein können. Du auf der einen Seite und sie auf der anderen.«
    »Und wovon würdest du leben?«
    »Anwesende ausgenommen« - Denny zerrte an seiner Weste -, »würde ich mir einfach etwas bringen lassen. Bist du sicher, sie war nicht sauer auf uns?«
    »Yeah.«
    »Okay . . . glaubst du wirklich, sie

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