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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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darüber auf.«
    Kid dachte: Wie ist sie bloß hereingekommen? Dachte dann: Was habe ich gerade gedacht . . .? Es war etwas, was ich fragen wollte. »Yeah, laß uns gehen, huh?« Er lachte und dachte: Wie war der Gedanke, der gerade in meinem Kopf vom Tisch gerutscht ist?
    Kid folgte ihnen nach draußen. Und dachte: Sie hat sich aufgeregt.
    »Mach bitte die Tür zu«, sagte Lanya. Denny blickte zu ihm zurück. »Übrigens«, begann Kid, »wie ist sie . . .?« Lanya nicht.
    »Weißt du.« Kid holte sie ein. »Ich frage mich, ob hier wirklich manchmal Kinder sind. Ich meine, es fällt mir schwerer und schwerer etwas zu glauben, was ich nicht -«
    »Huh?« Lanya blickte auf.
    Tief in Gedanken versunken hatte sie es nicht gehört.
    Er grinste sie an und rieb ihren nackten Arm. »Diffraktion«, sagte er. »Das finde ich gut.«
    »Mmmm.« Sie lehnte den Kopf zurück und schüttelte ihn. Haar fegte über seine Hand und das Gelenk.
    »Was machst du damit?« fragte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Was machst du mit deinen Gedichten?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht . . . noch ein paar schreiben.«
    Ihre Schulter glitt unter seinen Arm. »Vielleicht komponiere ich weiter . . . vielleicht.« Plötzlich sagte sie: »Eine Schande für Gott? Wirklich?« Denny, der sich an der Brust kratzend am Bordstein entlangging, sah sich um. Und grinste.
    Was denkt sie? dachte Kid. Es ist selten, das, was man sich vorstellt. Manchmal (während des Gehens verzeichnete er die Vorfälle) hatte er ihre Gedanken wesentlich einfacher gefunden als ihre kompliziert aussehende Miene. Andere Male (dieser Katalog war länger) komplexer.
    Denny, der mit beiden Händen seine Ketten hielt, mit gesenktem Kopf ging und betrachtete, was unter seinen Füßen war, war leichter, häßlicher, langweiliger und (die Anziehung außer von seinem Körper) vorhersehbar.
    Lanya hob ihre Harmonika hoch (wann, überlegte Kid, hatte sie sie sich vom Tisch geschnappt? Aber auch das war zusammen mit dem anderen verloren) an den Mund. Ihr Haar zog sich von seinem Arm, als sie ihm vorauslief; sein Arm glitt die Weste hinunter, fiel herab.
    Sie beugte sich über das silbrige Instrument. Dann senkte sie es. Hob es wieder. Dann senkte sie es wieder.
     
     
    2
     
    Oben an der Treppe bückte sich Kid, um Muriel zu streicheln, die wütend seinen Daumenballen leckte.
    Madame Brown kam in den Flur und sagte: »Ich wußte gar nicht, daß ihr nach draußen gegangen wart. Ich hätte schwören können, ich hätte euch gerade noch hinten in Lanyas Zimmer gehört. Wollt ihr Wein? Oder Kaffee?«
    »Kann ich beides haben?« fragte Denny.
    »Sicher.«
    »Für mich nur Wein«, sagte Lanya. »Für dich wahrscheinlich das gleiche?«
    »Yeah«, sagte Kid. »Danke.«
    Sie folgten Madame Brown in die Küche.
    »Wollen Sie zu meiner Party kommen?« fragte Kid. »Oben bei Mr. Calkins?«
    »Das ist für Ihr Buch, über das jeder redet?« Madame Brown lächelte. Dir Halsband glitzerte.
    »Huh? Yeah. Ich glaube schon.« »Ich würde mich freuen.«
    Lanya, die Beine übereinandergeschlagen, hob das vordere Bein in die Luft. »Mich hat er noch nicht eingeladen.« Über ihr, in dem grauen Fenster, hing ein Asparagus.
    »Ihr wißt doch, daß ihr beide eingeladen seid.« Kid setzte sich auf den Küchenhocker.
    »Du gibst eine Party? Oben bei Calkins?« Denny lehnte sich, die Hände in den Taschen, gegen den Herd. Er rückte beiseite, damit Madame Brown den emaillierten Kaffeetopf holen konnte.
    Sie sagte: »Das wird eine Sache.«
    »Er hat gemeint, ich soll so zwanzig, dreißig Freunde mitbringen. Ich werde das ganze Nest mitbringen.«
    »Toll!« Lanya klatschte in die Hände. »Ich glaube, das will er.«
    Madame Brown blickte zweifelnd, stellte Gläser hin und nahm die Literflasche vom Boden. »Es wird sicher interessant.« Sie drehte an dem Verschluß und verzog vor Anstrengung das Gesicht. »Es ist in drei Sonntagen, nicht?« Die Kappe schien festzusitzen. »Mary wird es mir nie vergeben, wenn ich dorthin gehe. Sie hat mich zum Abendessen eingeladen. Aber ich möchte es um die Welt nicht versäumen.«
    »Kommen Sie, ich mach' das.« Kid öffnete die Flasche und goß den gelblichen Wein ein. »Haben Sie eine Menge Patienten hier?«
    Madame Brown setzte sich auf etwas wie einen Gartenstuhl und betrachtete ihr Glas. »Ein paar. Würden Sie gern einmal kommen und eine Sitzung haben?«
    Kid sah auf. Und dachte: Ich bin verlegen? Warum?
    »Lanya hat mir einige Dinge erzählt, die Sie

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