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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Scharlachrot ergoß sich über sie. »Hey, sieh mal. Ich mach' das gut!«
    »Du bist ganz toll«, sagte Lanya.
    Kid stand auf und ergriff ihren Arm. »Komm.«
    »Wo gehen wir . . . ?«
    Kid grinste: »Komm!«
    Sie hob die Brauen und kam, eher neugierig. Denny folgte ihnen; seine Verwirrung war nicht so ausgeprägt wie ihre.
    Auf der anderen Seite des efeubewachsenen Steins tönte Ernestine lebhaft: «... Krabben stücke , nicht diese kleinen Fetzen! Und Eier. Und ein bißchen Paniermehl. Und Lorbeer pulver. Als ich in Trenton gelebt habe, mußte ich es mir von Maryland schicken lassen. Aber Mrs. Alt - niemand hätte wohl überraschter sein können als ich - hat unten in Temple in einem Laden ein ganzes Regal davon gefunden . . . «
    An der ruhigen Seite murmelte Dollar ehrfürchtig: » . . . Verdammt . . .«  
    »Lorbeerpulver«, wiederholte Ernestine, als Kid, Lanya und Denny an ihr vorbeigingen, »ist das Wichtigste.«
    Auf dem Weg zum nächsten Garten flüsterte Denny: »Wo gehen wir hin?«
    »Hier durch«, meinte Kid. »Hier gibt es kein Licht . . .«
    »August«, sagte Lanya.
    Sie schritten in fleckige Dunkelheit. Kids Zehen traten auf kühles Gras. Er preßte sie zusammen; beim nächsten Schritt glitt es weg; es kitzelte.
    Der nächste Schritt brachte überraschend einen Stein.
    Er wiegte sich auf dem nackten Fuß: »Naß, kalt . . . rauh.« Der beschuhte Fuß blieb stehen.
    »Ich glaube, da ist . . .« echote Lanyas Stimme. Sie hielt inne und lauschte dem Widerhall - »eine Art Unterführung.«
    Vier Schritte weiter hatten sie sie durchquert.
    »Ich habe nicht mitbekommen, wie wir hineingegangen sind.«
    Denny ging voran durch das Nachtgras.
    Kid rollte die nackten Zehen wieder auseinander, hob den Fuß; Gras riß ab.
    »Hey, man kann fast die Stadt sehen«, sagte Denny.
    Hinter einem rauhen Steintier waren Lichtflecken unten durch Häuser abgeschnitten. Angedeutete Hügel, Abhänge oder Täler formten die Dunkelheit um sie herum.
    »Calkins Anwesen hier kann eine Menge Leute aufsaugen.« Die hohen Bäume - wie kleine Zypressen - standen kohleschwarz gegen den trüben Nachthimmel. Kid versuchte, nach Bellona hinunterzusehen. Ein großes - Gebäude? Vielleicht ein Dutzend Fenster waren erleuchtet.
    »Komisch«, sagte Lanya. »Wenn alle Grenzen weg sind, kann man kaum glauben, daß es mehr nicht war. Wir kennen nur Objekte, die so sind wie Eisberge oder Ölteppiche, wo man weiß, daß das meiste unter Wasser treibt. Aber so etwas wie eine Stadt, bei der größere Teile ausgelöscht oder abgedeckt sind, ist etwas anderes -«
    »Wißt ihr«, unterbrach Denny. »Ich beneide euch nicht . . . glaube ich. Aber ihr könnt manchmal über Sachen reden, die so weit von mir weg sind, daß ich nicht mal mehr Fragen stellen kann. Aber manchmal, wenn ich nichts verstehe - oder auch, wenn ich es tu', dann möchte ich verdammt noch mal weinen.« Als sie schwiegen, fragte er wieder: »Wißt ihr?«
    Lanya nickte. »Ja.«
    Denny atmete aus und sah hinab.
    Sie standen voneinander entfernt und fühlten sich sehr nah.
    Kid beobachtete, wie ihr Kleid das wenige Licht reflektierte und dunkelrot glitzerte, mit Wellen aus Dunkelblau oder dem Grün eines Abendmeeres.
    »Was ist das?« fragte Denny.
    Kid sah sich um. »Ein Feuer.«
    »Wo ist es wohl?« fragte Lanya.
    »Kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht einmal richtig, wo wir sind.« Er ging auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter: Der metallische Stoff prickelte. Ihre Haut fühlte sich kühl an.
    Dennys Hand, unter seiner anderen, war fiebrig heiß und wie immer papiertrocken. Kid war nach Laufen.
    So gingen sie mit ihm, Hüfte an Hüfte, die in verschiedenen Rhythmen gegeneinanderschlugen. Seine Hände waren über ihre Rücken bis zu den Schultern geglitten. Die Hand blieb auf Lanyas Schulter liegen.
    Denny legte seinen Arm um Kids Rücken.
    Lanya hielt die Arme verschränkt; ihr Blick entfernte sich, während sie gingen und auf die verkohlte Stadt blickten.
    Dann legte sie den Kopf an seine Schulter (sah immer noch hinab), den Arm um ihn gelegt, die Schulter fester unter seinen Arm gedrückt, mit der Hüfte gegen seine.
    Und sah immer noch hinab.
    Sie gingen an einer hüfthohen Mauer entlang. Das ist der größte Garten, dachte Kid. Dennys Schritt veränderte sich -
    »Was ist?« fragte Kid.
    »Einer der Scheinwerfer geht nicht . . .« Denny war gerade um ihn herumgegangen. Sie überquerten kühle Steinplatten.
    In der Stille raschelten Blätter. Ein Wind? Während er

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