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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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unter dem lauten, schwarzen Flies einer hohen Ulme herging, wartete er auf warmen oder kühlen Luftzug. Stille; er spürte keins von beiden.
    »Warum brennt es hier oben nie?« fragte Denny, zu leise, zu angespannt. Seine Schulter zuckte unter Kids Hand. »Warum brennt nicht einfach die ganze Sache ab? Es geht einfach so weiter und . . . « Kid hörte auf zu kneten und streichelte jetzt.
    Denny holte noch einmal schnell tief Luft und atmete während der nächsten fünf Schritte wieder aus.
    Lanya drehte sich an Kids Schulter um, blickte hinüber zu Denny und drehte sich wieder zurück.
    Kid versuchte, den Krampf in seinem Bauch zu lösen. Plötzlich war da ein beunruhigendes Gefühl: Alle seine Organe, Därme, Leber, Bauch, Lunge und Herz schienen sich um Zentimeter verschoben zu haben. Sein Schritt veränderte sich nicht, doch das Gefühl ging einen Moment in Übelkeit über, die mit einem Luftzug endete.
    Und fühlte sich besser.
    Er zog Lanya näher an sich heran; das Bein an seinem Bein und das Ziehen an der Schulter schoben sich in Lanyas und Kids Rhythmus. Durch Kids Körper hindurch straffte sich Dennys Bewegung, ebenso wie Kids sich durch die Spannung straffte. Sie seufzte, mit nur leicht geöffnetem Mund, von einem Mundwinkel zum anderen, streichelte dann seinen Arm mit ihrem Hals. Dennys Hand glitt mit knochigen Bewegungen zwischen Kids und ihre Hüfte.
    Auf der Mauer kauerte ein weiterer starrender Steinlöwe.
    Daneben stand ein Baum mit blattlosen Zweigen, wie gesprungene Linien vor dem Rauchglas der Nacht. Unter Kids Fuß war der Boden kahl, krümelig und - aschig? Er erkannte das Gefühl und trat von verkohltem Gras auf frisches.
    Sie umrundeten den Garten.
    Es war zu dunkel, um festzustellen, ob der kleine Teich leer oder voll war. Lanya streckte eine Hand aus, um einen Baumstamm zu berühren. Sie blickte nicht länger zu den kleinen Bränden, die sich durch die Stadt zogen. Ihre Schritte waren eher dem Gang Kids als dem Dennys angepaßt. (Kid dachte: Es befreit sie, damit sie an weiter weg liegende Dinge denken kann.) Er fühlte sich, als wolle er sie in ihren Meditationen beschützen, war aber auch erschreckt dadurch.
    Die Erinnerung an ein Rascheln verstärkte die Stille.
    Kid lauschte einer Unterhaltung in einem anderen Garten. Ihre Schritte waren sehr leise.
    Hinter der Mauer (meilenweit entfernt?) rauchte und flackerte es.
    Ein Flüstern: »Da kommt jemand -!« Und noch eins: »Warte doch. Paß auf-!« Kid erkannte die Stimme eines Mädchens, die andere jedoch nicht.
    In den Büschen schlug ein Zweig gegen die anderen. Ein Typ kam hervor, zog seinen Reißverschluß hoch, der Gürtel hing offen herab, er grinste ... es war Glas. »Oh«, sagte er. »Ihr seid es . . .« und zog den Gürtel durch die Schlaufen.
    Eines der Mädchen sagte: »Eine Sekunde. Hier ist . . .«
    »Kannst du was sehen?« fragte die andere, kicherte dann - das Mädchen in der dunkelroten Jeans, die mit ihnen vom Nest hergekommen war: Sie schob sich durch die Zweige.
    Hinter ihnen blickte jemand nach allen Seiten. Es war Spitt. In dem anderen Mädchen vermeinte Kid zuerst eine von Rogers Gästen zu erkennen. Selbst in der Dreivierteldunkelheit sah sie faltig aus. Beim zweiten Blick erkannte er Milly: Ihr rotes Haar fiel über einen dunklen Samtpullover. Darunter trug sie etwas Metallisches, das offenstand. Copperhead geleitete sie, die Hände auf ihre Schutern gelegt, hinaus.
    Lanya sagte: »Himmel!« und lachte.
    »Oh«, sagte Milly. »Ihr seid es!« mit anderem Akzent aber gleichem Tonfall wie Glas. Sie löste sich von Copperhead.
    Sie und Lanya umarmten sich unter Lachanfällen.
    Copperhead blickte Kid stirnrunzelnd an und schüttelte den Kopf.
    Kid zuckte die Achseln.
    »Ich kann meinen Kamm nicht finden«, brachte Milly schließlich heraus. »Ist das nicht erstaunlich? Ich kann meinen Kamm nicht finden.«
    Lanya sah Kid an: »Bis später.«
    Den Arm um Millys Schulter gelegt, flüchteten beide in den Garten.
    »Mann«, sagte Glas. »Das ist eine verdammt gute Party.«
    Copperhead, dem Milly weggelaufen war, ging zu dem anderen Mädchen. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie flüsterte etwas zurück.
    »Gottverdammter Nigger!« sagte Spitt. »Du hast aber außer bumsen auch nichts im Kopf, oder?«
    »Shit«, gab Copperhead zurück, »deinen roten Arsch habe ich lange genug auf- und niederhopsen sehen.«
    »Yeah, klar«, meinte Spitt. »Aber Mensch, erst warst du in der da, dann in der anderen und jetzt wieder diese -

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