Dhalgren
verdammt noch mal!«
Glas kicherte nur.
Dann sahen beide, wie Copperhead und das Mädchen weggingen.
»Hey!« rief Spitt und rannte hinter ihnen her. Glas sprang an ihre andere Seite.
Das Mädchen und Copperhead gingen, von Schwarz und Weiß eskortiert weg.
»Komm.« Denny löste sich von Kid, der ihnen folgte und sich fragte, was von dieser Unterhaltung Denny wohl am meisten interessiert hatte. Denny ging zwischen den Hecken - eine Schulter schattengesprenkelt, die andere im vollen Licht vom Junigarten -, stoppte und schaltete etwas an dem Kontrollkästchen. »Jetzt.«
Kid war sicher, John nirgendwo gesehen zu haben. Aber Mildred hatte er vorher auch nicht erkannt.
Gäste, die nach November strömten, schnitten sie von Copperhead und den anderen ab.
Nachdem er Denny zurückgelassen hatte, dachte Kid: Aber ich wollte doch einfach eine Zeitlang mit ihm Zusammensein. Kid schnalzte mit der Zunge, ärgerte sich über sich selbst und betrat eine andere Brücke.
An Kids Seite funktionierten die Laternen.
Frank kam auf ihn zu, grinste breit, kniff im hellen Licht etwas die Augen zusammen.
Ich muß lediglich als Silhouette zu sehen sein, dachte Kid.
»Hey!« sagte Frank. »Das ist aber eine dufte Party hier für dich. Gratuliere. Zu allem. Ich amüsiere mich großartig.«
»Yeah«, meinte Kid. »Ich auch.«
Hinter Frank, hinter der Brücke sah Kid metallische Dammerde aufblitzen.
Lanya war immer noch bei Milly, deren Haartracht jetzt wieder ordentlich war. Sie lachten immer noch. Sie gingen immer noch weg.
»Hast du mein Buch gesehen?«
»Klar.«
»Wie findest du meine Gedichte? Ich habe mich schon irgendwie gefragt, wie du sie wohl findest. Ich meine, weil du doch ein richtiger Dichter bist.«
Frank zog die Brauen hoch. »Also wirklich . . . das ist aber . . .« Er senkte sie wieder. »Darf ich ehrlich sein? Ich frage nur, weil du wahrscheinlich jede Menge Komplimente bekommst, besonders hier bei deiner Party. Und Ehrlichkeit wird immer seltener - vielleicht ist heute abend nicht der richtige Ort dafür, und wir sollten es uns für einen Abend bei Teddy's aufsparen.«
»Nein, mach schon«, sagte Kid. »Ich glaube, du fandest sie nicht besonders?«
»Weißt du ...« Frank griff mit einem steifen Arm nach dem Geländer und beugte sich nach vorn. »Ich habe mich schon gefragt, was ich dir auf eine solche Frage antworten würde. Ich habe lange darüber nachgedacht. Mehr wahrscheinlich, als du über mich nachdenkst. Aber ich höre dauernd etwas über dich. Alle Leute reden ständig von dir. Und dann fällt mir auf, daß ich dich eigentlich gar nicht kenne. Aber ich hatte immer den Eindruck, daß du ein guter Mensch seist. Und ich dachte, es sei vielleicht richtig, wenn dir jemand völlig aufrichtig begegnet.« Er lachte. »Und da wollte ich gerade anfangen mit: >sie sind einfach toll< wie alle anderen Aber das ist nicht meine Art. Ich glaube, es ist besser, ehrlich zu sein.
»Was hast du denn gedacht?« Kid spürte die Kälte in seiner
Stimme und war erstaunt; als er sich selber zuhörte, fühlte er sich plötzlich ertappt. »Ich fand sie nicht gut.«
Es ist sein Lächeln, dachte Kid und darauf: Nein, du versuchst nur, dir einzureden, daß du sein Lächeln nicht magst. Er hat gesagt, er fand sie nicht gut, sonst nichts. »Was stimmt daran nicht?«
Frank schnaubte ein Lachen heraus und blickte hinab auf die Felsen. »Willst du das wirklich wissen?«
»Yeah«, gab Kid zurück. »Ich will wissen, wie du darüber denkst.«
»Also«, Frank blickte hoch, »die Sprache ist extrem artifiziell. Es gibt keine Beziehung oder auch nur eine Spannung zwischen ihr und richtiger Sprache. Die meisten Gedichte sind pompös und überemotional - doch ich bin sicher, daß du bei jedem einzelnen aufrichtig vorgegangen bist. Aber Aufrichtigkeit allein ohne Technik wirkt leicht abgeschmackt. Der Mangel an emotionalen Konzentrationspunkten bringt Themen hervor, die für Grand Guignol-Melodrame interessant gewesen wären. Am Ende sind sie ziemlich banal. Die Methode ist klischeehaft, auch die Diktion ist es oft. Und sie sind langweilig.« Nach einer Pause, in der Kid versuchte, die verschiedenen unbehaglichen Gefühle zu definieren, die er verspürte, fuhr Frank fort: »Also, du hast doch mal gesagt, du schreibst erst ein paar Wochen Gedichte. Ist dir nie durch den Kopf gegangen, es könnte ein bißchen unwahrscheinlich sein, daß du dich einfach da hineinwirfst, und die ersten Produkte sollen gleich lesenswert sein? Ich
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