Dhalgren
in Erscheinung treten. Ich bin um das, was ich anmaßenderweise meine Stadt nenne, in Sorge. Ich war immer der Auffassung, daß jede Gesellschaft ihre Künste haben muß; und damit jene Künste ihre volle Funktion erlangen, müssen sie frei von jeglicher Einschüchterung von seiten der Zentren der Mächtigen sein.
Daher habe ich Ihre Gedichte nicht gelesen. Ich werde es auch nicht tun.
Wäre ich weniger gesellig oder Bellona eine größere Stadt, könnte ich einfach Ihre Gedichte lesen und Ihnen niemals begegnen. Aber ich bin ein sehr geselliger Typ, und Bellona hat nun einmal diese Größe.
Wir werden uns kennenlernen.
Und ich warte bereits auf Ihre zweite Sammlung, wann immer Sie sie fertiggestellt haben werden. Die Veröffentlichung wird dann hoffentlich ebenso prompt erfolgen wie bei der ersten.
Mein Freund, mich fasziniert die Automatik der Macht. Wer würde schon vernünftigerweise die Probleme und Verantwortlichkeiten des Präsidenten der Nation haben wollen? Herr, ich! Aber mit einer jüdischen Großmutter kann man nicht Präsident werden. Eine Millionärsfamilie mit Verbindungen zu Harvard ist da schon hilfreicher. Eine in bescheidenen Verhältnissen mit starken emotionalen Bindungen zu Wooster (Hersteller von Farbverdünnungsmitteln in Cleveland) ist da ein absolutes Ärgernis.
Soll ich weiter in dieser Wunde bohren?
Ein Abschluß in öffentlichem Recht auf der Yale ist die eine Sache; eins in Patenrecht von der N. Y.U. (cum laude, 1960, und zwei Anträge bei der New Yorker Kammer: Wieder persönliche Gründe? Dieser Schmerz!) ist etwas anderes.
Ich treibe mich herum.
Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich eine Zeitlang nicht in meinem Haus anzutreffen sein. Bis wir uns endlich kennenlernen, verbleibe ich
Mit freundlichen Grüßen
Roger Calkins
RC;wd
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zu dunkel um etwas sehen zu können.
bin also aufgestanden, hab mich gereckt, meine Unterlage hingelegt und bin hineingegangen - und habe plötzlich gebrüllt und geschrien und gelacht, und alle strömten herein, um zu sehen, was los war: Nachtrun!« habe ich zu ihnen gesagt. »Wir machen einen Nachtrun!« Das haben wir dann auch gemacht - zu dem Haus mit den Bleiglasfenstern (die Löwen der Stadt, ein buntes Flackern von unseren Lichtern) mit Lanya, die mäuschenstill war; und dann war da diese Beinahe-Prügelei mit den drei Männern auf der Straße. Aber nachdem sie so unangenehm geworden waren, wie sie sich gerade trauten, merkten sie glaube ich, wie dmum [dumm?] sie gewesen waren; sie wurden ein paarmal gegen die Wand gestoßen.
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Ich hörte, wie Denny sagte: »Er schläft.«
Ich öffnete ein Auge unter meinem Arm. Das andere starte Mit dem anderen sah ich den oberen Rand der Tür. Ihre Dann ihre Schritte unten/und wie sich jemand bemühte, heraufzukommen/Es war Lanya. Ich wartete, bis ich den Halbkreis ihres Haares über dem Rand auftauchen sah.
»Du schläfst ja gar nicht!« Sie grinste und kam herüber. »Ich habe alle Kinder untergebracht.«
»Gut«, sagte ich. »Warum warst du so sauer auf mich, als ich sie heute morgen vorbeibrachte?«
»Was?«
Ich hob den Kopf vom Arm und wiederholte die Frage.
»Oh.« Sie drehte sich am Rand herum, und ihr Hintern rutschte an meine Seite. »Ich bin einfach faul - ein bißchen, aber nicht so faul wie du. Und ich drehe den Leuten nicht gern etwas an.« Sie fuhr mit der Hand in das Ärmelloch meiner Weste. »Außerdem fand ich, daß du sie hierbehalten solltest.« Ihre Finger, kühl, waren berührten die Kette.
»Fandest du?«
Sie nickte.
Das regte mich auf. »Ich habe dich wirklich mißverstanden.«
»Ich weiß. Ich habe gelesen, was du über das geschrieben hast, was ich in der Küche sagte/über/als D-t hereinkam, um den Artikel vorzulesen.«
»Und das hattest du gar nicht gesagt, huh?«
»Was ich gesagt habe, war: Was wirst du mit Ihnen machen? Wie arrangierst du es, sie rüber in die Schule zu bringen; ihnen ein paar Kleider zu verschaffen, vielleicht eine eigene Matratze, die immer für sie zur Verfügung steht - sowas.«
»Glaubst du wirklich, hier geht's ihnen besser?«
»Wo du sie gefunden hast, hatte jemand versucht, sie bei lebendigem Leib zu verbrennen. Ich könnte sie immer noch bei den Richards unterbringen -«
»Was ist denn mit den schwarzen Familien von deinen Kindern?«
»Du hast ein sehr merkwürdiges Bild von dieser Stadt«, sagte sie. »Es gibt hier keine schwarzen Familien. Einige meiner Kinder hängen mit dem George-Harrison-Zirkus
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