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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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zum anderen bewege, würde es wie Charakterschwäche aussehen, nicht charakteristisch. Ich merke mir alle außergewöhnlichen Worte. Glas benutzte heute morgen »... radikal...«, während ich von Lady of Spain einige Male hörte, wie sie sich auf eine »... Einheit ...« bezog, und bei anderen habe ich gehört: »... prägnant...«, »... Caravan...« und »... bemerkenswert... «
    Doch wenn ich die Unterhaltungen um mich her aufzeichne, merke ich, daß ich absichtlich den verbalen Stellenwert herunterspiele, so daß es nicht wie eine nachliterarische Wirkung klingt - was es auch nicht ist. Georges Sprache kann man auch für den gewöhnlichen Leser aufzeichnen; Throckmorton (bei der Party) redet nur in leeren Kombinationen von Allgemeinplätzen, die selbst zu Satiren werden, sobald sie aufgezeichnet sind, die aber beim Aussprechen Wunder an Kommunikation vollbringen. Ich glaube, ich werde immer frustrierter über das, was das geschriebene Wort einfach nicht leistet. Heute nachmittag sagte Gladis, absolut schwanger und lächelnd durch die Küchentür: »Du hast keine...« stoppte und stieß drei Lachsilben aus. » ... weißt nicht, was ich hier drin sehen kann, oder?« Welche Auslassungs-, Tonfall- und Satzmelodiezeichen könnten diesen Ton hervorbringen oder den Sinn, damit es auf dem Papier lesbar erscheint?
    Habe den Nachmittag damit verbracht, darüber nachzudenken.
    Ich entkleide und bleiche sie aus, so daß das feine Muster der richtigen Stimme durchkommt; und höre mit etwas so Künstlichem wie Henna auf. Und Calkins, fest entschlossen, es nicht zu lesen, wartet auf mein nächstes Buch zu diesem Jargon, den man die geschriebene Sprache nennt, und nach dem ich süchtig bin!
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    Und wurde wach, als Denny auf mir saß. Er atmete kurz und stoßweise, das Gesicht an meinem Hals und rieb sich an meinem Bauch. Fragte mich, warum ich ihn vorher geweckt hatte mit dieser Routine, die ausgelegt ist, ihn anzumachen. Ich ließ ihn weitermachen, war aber verärgert, so daß es echt klang, als ich ihn zu beschimpfen begann (Ich knurrte in sein Haar: ». . . komm schon, du mieser Schwanzlutscher; komm, du magerer räudiger Bastard ...«): Er kam sehr schnell. Aber da hatte ich schon wieder einen Steifen. Ich stand richtig darauf, wie er so auf mir lag, aber er ging runter und küßte mich fertig. Ich glaube, das sollte er tun, als ich ihn zuerst geweckt hatte, jetzt wollte ich es nicht. »Du vergeudest deine Zeit«, sagte ich und zog das Kinn auf die Brust, um ihn zu beobachten. »Kannst du nicht einfach weiterschlafen?« Aber er machte weiter (und spielte mit meinem Arschloch, wovon ich erwähnt habe, daß Alptraum es erwähnte), und ich kam. Er krabbelte an meine Seite, und ich hielt ihn um den Bauch, den Rücken zu mir gekehrt, wie einen warmen Hund, während er gelegentlich aufquietschte, als sei die andere Seite vom Bett bequemer gewesen (Yeah, wie mit einem Hund schlafen). Ich fragte mich: Wenn ich anfange, mir beim Bumsen mit Typen Mädchen vorzustellen, vielleicht bin ich gar nicht so bisexuell, wie ich mir immer erzähle?
    Ich weiß es: Ich bin insgeheim heterosexuell.
    Oh yeah: Während er mir einen blies, unterbrach ich ihn mittendrin und fragte, was er darüber dächte - wer ein Bastard sei. Sehr ehrlich und sehr überrascht nannte er Dollar (mich durchfuhr blitzartig der Moment mit Risa, als ich an unseren Hausmörder dachte), was mich ein bißchen sauer machte. Aber so geht es einem. Ich möchte hier bemerken (weil Sex etwas mit Liebe zu tun hat), daß Denny sagte, er habe jetzt schon sechs Mal gefühlt, daß er mich liebe, gab es fast atemlos mit bedeutungsvoller Miene zu, als traue er sich kaum, es auszusprechen - es kommt immer dann, wenn wir eifrig bei einer anderen Sache sind: Wenn wir die Couch im Vorderzimmer von einer Seite auf die andere rücken, im Hof Müll über den Zaun werfen oder als ich California half, den Ständer vom Motorrad wieder zurechtzubiegen.
     
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    Als ich mit Lanya heute spazierenging, erzählte ich es ihr. Sie strahlte: »Ja, das hat er mir auch schon ein halbes Dutzend Mal erzählt. Er ist entzückend.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich finde eigentlich nicht. Ich meine, ich verstehe es nicht. Er liebt dich. Er liebt mich. Was zum Teufel bedeutet das?«
    Sie sah überrascht aus, sogar verletzt. Schließlich sagte sie: »Nun - wenn jemand dir gegenüber merkwürdige Worte benutzt, die du einfach nicht verstehst, mußt du auf das Gefühl lauschen und so die

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