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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Tür; er ging an mir vorbei, zu ihr hinüber, kauerte sich bei ihr nieder (Wie er es bei mir beobachtet hatte? Vermutlich nicht.) und legte seine sommersprossige Hand auf ihr Jeansknie. Sie beugten die Köpfe zueinander und unterhielten sich. Sie sagte etwas, was ihn zum Lachen brachte. Doch allzu glücklich sah sie dabei nicht aus. Ich ging durch die Drahtgittertür auf die Veranda und sah wieder aus dem Fenster.
    Als Copperhead aufstand, gingen Lady of Spain und Bohnenstange, (direkt hinter ihr) an der anderen Seite vom Zaun vorbei, blieben mit drei Fingern auf den abgewetzten Brettern stehen und fragten - ich konnte hören, wie die Ketten gegen das Holz klickten, doch nicht, was sie sagten - Risa etwas, wie es ihr ginge, oder so.
    Risa verzog ein wenig das Gesicht und sagte: »Mein Rücken ist wund.«
    Spitt stand mit verschränkten Armen neben dem Spülstein auf der Veranda. »Sie ist 'n Ding, huh?« Er sah höllisch vorwurfsvoll aus.
    Ich blickte zu Risa hinaus, dann wieder zu Spitt. Er schüttelte den Kopf. »Wie oft ist sie gebumst worden? Sechzig? Fünfundsiebzig Mal?«
    »Ach, Mensch«, sagte ich zu ihm. »Bist du wahnsinnig? Vielleicht sechzehn, siebzehn Mal. Vielleicht zwanzig.«
    »Huh?«
    »Von uns haben doch nur sieben oder acht wirklich etwas gemacht. Und die meisten nur einmal.«
    Spitt dachte ein paar Sekunden nach. »Aber, Jesus . . . Sieh sie dir doch an! Sie sitzt einfach da und liest dein Scheißbuch!«
    »Spitt«, sagte ich, »ein Dutzend verschiedene Leute in einer Nacht bumsen ist bloß eine Voraussetzung für das Verständnis von jedwedem relevanten Wissen.« Ich meine, ich habe das auch getan. »Das ist einfach so.«
    Spitt fand das nicht so komisch, daher ging ich zurück in die Küche und ließ ihn weiter zusehen. Jemand (Spitt?) hatte eine Menge Geschirr abgewaschen.
     
    *
     
    Das ist die letzte lere [leere?] Seite.
    Wenn ich es noch einmal lese, merke ich, daß die Eintragungen nur in etwa chronologisch sind. Ich habe nicht nur alle leeren Seiten vollgeschrieben, sondern auch den Raum um die Gedichte herum oder am Schluß von anderen Eintragungen. An einigen Stellen, wo meine Handschrift ziemlich groß ist, kann ich zwischen den Zeilen schreiben. An den Rändern kann ich noch eine Menge unterbringen. Vielleicht versuche ich, auf den bereits vollen Seiten quer zu schreiben.
    Manchmal kann ich nicht sagen wer was geschrieben hat. Das ist entnervend. Bei einigen Abschnitten kann ich mich an den Ort und die Zeit erinnern, wann ich sie geschrieben habe, aber ich kann mich nicht an die aufgezeichneten Vorkommnisse erinnern. Ebenso lassen mich andere Abschnitte an Geschehenes denken, we/r/i/ß aber genausogut, daß ich sie niemals niedergeschrieben habe. Dann gibt es Seiten, die ich, heute, in eine Richtung interpretiere und mich deutlich erinnern kann, daß ich sie beim letzten Lesen anders gedeutet hatte.
    Am ärgerlichsten sind die Abschnitte, an die ich mich erinnere, durchsehe und finde, daß nur die Hälfte vorhanden ist: Einige Seiten habe ich so oft gelesen, daß sie sich aus der Spirale gelöst haben. Einige habe ich befestigt, bevor sie vollständig abrissen, habe sie gefaltet und in die Innentasche vom Umschlag gesteckt. Sie müssen mir aber herausgefallen sein, wenn ich das Buch mit mir herumgetragen habe. Die ersten Seiten - Gedichte und Aufzeichnungen - sind alle verschwunden, ebenso die Seiten in der Mitte und am Schluß.
    Es werden noch mehr verschwinden.
    Ich fummle die Papierstreifen mit den zerrissenen Perforationsresten mit meinem Bleistift aus der Spirale. Und schreibe weiter. Wenn ich mir die letzte Seite ansehen, kann ich nicht sagen, ob es die gleiche ist wie vor einem Monat.
     
    *
     
    war fast zu bizarr für einen Kommentar.
    Machte bei Teddys Halt. Es war so früh, daß ich verwundert war, es geöffnet vorzufinden. Es waren vielleicht fünf Leute dort, darunter - Jack. Er saß auf dem letzten Hocker, die Hände (graue Haut, schwarz geränderte Nagelhaut, die Kuppen mit schwarzen Halbkreisen, die Halbmonde im Schatten unter Hautfetzen) lagen flach auf der Theke. Sein Haar flockte über den Rand des Ohrs (in den gedrehten Hautfalten: weiße Schuppen. Auf dem Boden der Muschel: getrockneter Bernstein) und ging ohne Übergang in den Backenbart über, der in einen struppigen Bart um das Kinn herum auslief. Sein Hals war grau - mit einem sauberen Strich (wo er sich gekratzt hatte?). Seine Lider waren geschwollen und ohne Wimpern. Die kurzen Ärmel seines Hemds: an der

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