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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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etwas. Direkt vor der Auffahrt zur Brücke sah die Straße aus, als sei sie mit Handgranaten beworfen worden.
    Eine zirka fünfzehn Fuß breite Asphaltplatte stand senkrecht heraus. In dem Spalt darum konnte man die Leitungen sehen, und darunter glitzerndes Wasser. Über uns zauberten die erstaunlichen, lauten Blitze ausfetzende Knoten zwischen die Wolkencanyons.
    »Kommt«, sagte ich. »Hier entlang!«
    Metalltreppen führten hinauf zum Fußgängerüberweg. Die ersten Stufen waren mit zersplitterten Balken bedeckt. Glas und Drachenlady gingen direkt darauf zu. Zwischen den Geländerstangen wehte Mörtelstaub. Feuerball trat vorsichtig auf die ersten drei, umklammerte dann beide Geländer und übersprang die nächsten drei. Seine Füße waren dreckverklebt; am Knöchel blutete er.
    »Mach schon.« D-t drängte von hinten. »Macht schon!«
    Spinne und ich gingen eng nebeneinander die enge Treppe hinauf.
    Oben setzte sich Spinne an die Spitze, und wir rannten ungefähr fünfzig Yards über die dröhnenden Metallplatten, als etwas ... die Brücke traf!
    Wir schwankten ungefähr zwölf Fuß hin und wieder zurück. Metall schabte über altes Metall. Im Dunkeln tanzten die Kabel.
    Ich umklammerte das Geländer, starrte auf den Pfeiler ungefähr fünfzehn Fuß unter mir, erwartete, daß er im Wasser, ungefähr hundert Fuß tiefer, zerbrechen würde.
    Neben mir fiel Feuerball einfach auf die Knie und lehnte die Wange an das Geländer. Spinne legte den Arm um den schwarzen Laternenpfahl, senkte den Kopf und machte: »Ahhhhhh . . .«, als weine er mit offenem Mund - was nach fünf Sekunden, als das Zittern und Knirschen erstorben waren, das einzige Geräusch blieb. Drachenlady schluckte, ließ das Geländer fahren und schnappte nach Luft.
    Meine Ohren sausten.
    Alles war still.
    »Jesus Gott«, flüsterte D-t. »Laß uns hier runter -« Und dann merkten alle, auch D-t, wie still es war.
    Fest an das Geländer geklammert, blickte ich mich um.
    Am Ufer zuckten Flammen durch den Rauch. Ein Windzug streifte meine Stirn. Hier und dort trieben Rauchwolken über das aufgewühlte Wasser. Und sonst war niemand auf der Brücke . . .
    »Laß uns gehen . . .« Ich ging um Feuerball herum, an Drachenlady vorbei.
    Ein paar Sekunden später hörte ich Glas wiederholen: »Laß uns gehen!« Schritte.
    Drachenlady kam nach. »Jesus . . .« sagte sie leise neben mir. Sonst nichts.
    Wir gingen weiter.
    An beiden Seiten liefen die Tragstützen an uns vorbei. Ungefähr zwanzig Fuß nach dem ersten Pfeiler drehte ich mich wieder um.
    Die brennende Stadt hockte auf den schwachen, umgedrehten Bildern ihrer Feuer.
    Schließlich faßte mich D-t an die Schulter und machte eine kurze Bewegung mit dem Kopf. So ging ich weiter.
    Die doppelten, schenkeldicken Tragseile schwangen tiefer als der Gehsteig; ein paar Schritte weiter bogen sie sich wieder hinauf, dem nächsten Pfeiler zu. »Wer ist . . .« fragte Glas leise.
    Unten, auf der Asphaltdecke, kam sie langsam auf uns zu.
    Ich ließ meine Hand auf dem Geländer entlanggleiten und beobachtete sie. Dann rief ich: »Hey, du!«
    Hinter mir flackerte es auf, noch mal und noch mal; die anderen hatten ihre Lichter angeknipst - was bedeutete, daß ich nur als Schattenriß vor dem Haufen Drachen und Habichte und Grillen zu sehen war.
    Sie blickte mit zusammengekniffenen Augen hinauf: eine dunkle Araberin, mit langen Haaren über der Schulter (wie zwei schwarze, umgedrehte Flammen); rote Tücher polsterten auf den Schultern die Riemen ihres Rucksackes. Die Blusenzipfel hingen aus der Jeans heraus: »Huh?« Sie versuchte ein Lächeln.
    »Gehst du nach Bellona?«
    »Ja.« Sie kniff die Augen noch stärker zusammen, um mich zu sehen. »Ihr geht?«
    »Yeah«, sagte ich. »Es ist ziemlich gefährlich da!«
    Sie nickte. »Ich habe gehört, sie haben die Nationalgarde und Soldaten und so aufgestellt. Aber als ich hierhergetrampt bin, habe ich nichts gesehen.«
    »Ging's gut mit dem Trampen?«
    »Ich habe nur einen Lieferwagen und einen Caravan gesehen. Der Lieferwagen hat mich mitgenommen.«
    »Und der Verkehr in die andere Richtung?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube, wenn jemand vorbeikommt, wird er euch mitnehmen. Manchmal nehmen die Trucker einen mit, damit sie beim Fahren angetörnt werden. Ich meine, Typen haben es da besser. Wo wollt ihr hin?«
    Glas sagte über meine Schulter hinweg: »Ich will nach Toronto. Aber zwei von uns wollen nach Alabama.«
    »Ich will einfach irgendwohin«, sagte Feuerball. »Mir

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