Dhalgren
ging zurück, kehrte mit zwei weiteren wieder. »Aber man kann nirgendwo ordentliches Fleisch auftreiben.« Und kam wieder zurück.
»Du kennst doch dieses schöne Thunfischgericht!« rief. Mr. Richards hinter ihr her. »Das ist ganz ausgezeichnet.« »Ugh«, meinte Bobby. »Bobby«, sagte June.
»Ja, ich weiß, Arthur.« Mrs. Richards kam mit der Sauciere zurück, stellte sie auf den Tisch und setzte sich hin. »Aber bei Fisch wird mir irgendwie komisch. War das nicht vor einigen Jahren, daß all diese Leute an Dosenthunfisch starben, der nicht mehr gut war? Bei Gemüse fühle ich mich einfach sicherer. Doch, Himmel, das kann natürlich auch schlecht werden.«
»Botulismus«, sagte Bobby.
»Also wirklich, Bobby.« Madame Brown lachte, hob die Hände an die Ketten.
»Oh, ich finde es gar nicht so schlecht. Kartoffelpüree, Champignons, Möhren« - Mrs. Richards deutete auf die verschiedenen Schüsseln - »und so eine Art eingelegter Auberginen, die ich auch noch nicht probiert habe. Als ich mit Julia in dieses vegetarische Restaurant ging - war das in Los Angeles? -, sagte sie, daß man da immer Pilze oder Auberginen anstelle von Fleisch nimmt. Ich habe auch eine Soße gemacht.« Sie wandt sich an ihren Mann, als wollte sie ihn an irgend etwas erinnern. »Arthur . . .?«
»Was?« Dann fiel es Mr. Richards wieder ein. »Oh, ja . . . Kidd? Wir haben uns da so angewöhnt, beim Essen immer ein Glas Wein zu trinken.« Er griff neben seinen Stuhl, brachte eine Flasche herauf und stellte sie neben die Kerze an seinem Tischende. »Wenn Sie das nicht mögen, können Sie selbstverständlich auch Wasser haben.«
»Ich mag Wein«, sagte Kidd.
Mrs. Richards und Madame Brown hatten ihre Weingläser schon hochgereicht. Kidd tat das gleiche, obwohl das Wasserglas vor seinem Messer in der Größe eher seinen Weintrinkgewohnheiten entsprach.
Mr. Richards pellte die Goldfolie ab, zog den Plastikkorken heraus, goß ein und reichte die Gläser zurück.
Kidd nahm einen kleinen Schluck. Im Kerzenlicht sah es fast schwarz aus. Zuerst dachte er, sein Mund brannte - der Wein sprudelte wie Sodawasser.
»Moussierender Burgunder!« Mr. Richards grinste und hob sein Glas prostend hoch. »Den hatten wir noch nicht. 1975er. Ob das wohl ein gutes Jahr für moussierenden Burgunder war?« Er nahm einen Schluck. »Schmeckt mir. Prost.«
Die Kerzenflamme zuckte, hielt still. Über und unter dem verzierten Etikett flammte grünes Glas.
»Ich habe auch ein bißchen Wein an die Soße getan«, meinte Mrs. Richards. »Den Rest, der von gestern abend übriggeblieben war. Ich koche gern mit Wein. Und Soyasauce. Als wir vor zwei Jahren zu Arthurs Konferenz nach Los Angeles fuhren, haben wir bei den Harringtons gewohnt. Michael hat Arthur diese Rasierseife geschenkt. Julia Harrington - das ist die mit dem vegetarischen Restaurant - machte alles, aber auch wirklich alles mit Soyasauce. Es war sehr interessant. Oh, danke, Arthur.«
Mr. Richards hatte sich Kartoffelpüree aufgefüllt und reichte die Schüssel weiter. Auch Madame Brown bediente sich. Kidd prüfte seine Finger.
Durch das Reiben war der Schmutz nicht weggegangen, hatte sich allerdings gleichmäßig auf beide Hände verteilt. Die groben Nägel auf den breiten Kuppen hatten wieder dunkle Ränder, als hätte man Spitze und Nagelhaut nachgezogen. Er seufzte und bediente sich, als die Schüsseln zu ihm kamen, reichte sie weiter und aß. Seine freie Hand unter dem Tischtuch fand das Tischbein und untersuchte weiter.
»Wenn Sie kein Student sind«, fragte Madame Brown, »was schreiben Sie denn in Ihr Notizbuch? - wir haben es alle bemerkt.«
Es lag hier drin, auf einem Tisch neben dem Stuhl. Er konnte es unter ihrem Ellenbogen sehen. »Ich schreibe einfach so Sachen auf.«
Mrs. Richards legte die Fingerspitzen auf die Tischkante. »Sie schreiben? Sie sind Schriftsteller? Schreiben Sie Gedichte?« »Yeah.« Er lächelte, weil er nervös war. »Sie sind ein Dichter?«
Mr. Richards, June und Bobby setzten sich alle zurück und sahen ihn an. Mrs. Richards lehnte sich nach vorn und strahlte. Madame Brown griff mit stillem Vorwurf hinab zu Muriel.
»Er ist ein Dichter! Arthur, gib ihm noch etwas Wein. Sieh nur, sein Glas ist schon leer. Mach schon, Lieber. Er ist Dichter! Das ist ja wunderbar! Ich hätte es mir denken können, als Sie sich das Buch von Newboy angesehen haben.«
Arthur nahm Kidds Glas, füllte es. »Ich habe nicht viel Ahnung von Lyrik.« Er reichte es mit einem Lächeln
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