Dhalgren
nicht gezeigt.« Irgendwie waren das Silberzeug, die Gläser, Teller und Kerzen nicht das richtige, um über Skorpione, Orchideenkämpfe, den unsichtbaren Calkins und den aggressiven Fenster zu reden -
»Oh, das sollten Sie aber tun«, meinte Mrs. Richards. »Die jungen Männer in Arthurs Büro kommen immer mit ihren neuen Ideen zu ihm. Er hat gesagt, daß sie neulich eine ganz schöne Zulage bekommen haben. Stimmt's, Arthur? Arthur freut sich immer, wenn die jungen Männer ihre Idden mit ihm besprechen. Ich bin sicher, Mr. Newboy freut sich, wenn Sie mit ihm reden, nicht wahr, Arthur?«
»Nun«, wiederholte Mr. Richards, »ich kenne mich in Lyrik nicht so aus.«
»Ich würde ehrlich gerne etwas sehen, was Sie geschrieben haben«, sagte Madame Brown und zog Mrs. Richards Weinglas vor deren Hand zurück. »Vielleicht zeigen Sie uns eines Tages etwas. Sag mal, Arthur« - Madame Brown blickte über ihre verschränkten Finger - »was ist denn eigentlich in Maitland los? Ich wäre wirklich erstaunt, so wie es jetzt aussieht, wenn überhaupt irgend etwas getan wird.« Sie wechselt das Thema, dachte Kidd erleichtert. Und fand, daß er sie mochte.
»Technik.« Mr. Richards schüttelte den Kopf und blickte
zu Mrs. Richards. »Lyrik . . .« und kam ziemlich unvermittelt wieder darauf zurück. »Das hat nicht viel miteinander zu tun.«
Kidd versuchte es selber. »Ich habe hier einen Ingenieur getroffen, Mr. Richards. Er heißt Loufer. Hat bei... ja, gearbeitet, eine Fabrik umzurüsten. Sie machten Erdnußbutter. Jetzt machen sie Vitamine.«
»Die meisten Leute, die sich für Gedichte, Kunst und so interessieren, interessieren sich nicht besonders für Technik - « fügte Mr. Richard hinzu. Er runzelte die Brauen. »Die Vitaminfabrik? Das muß die in Helmsford sein.«
Kidd setzte sich zurück, Madame Brown ebenfalls.
Die Hände von Mrs. Richards zuckten immer noch über den Tisch.
Mr. Richards fragte: »Wie sagten Sie doch gleich, war sein Name?«
»Loufer.«
»Kenne ich, glaube ich, nicht.«
Mr. Richards verzog das Gesicht und ließ das Kinn über dem weichen gold- und senffarbenen Knoten seiner Krawatte sinken. »Ich bin natürlich bei den Systemanalytikern. Vielleicht ist er bei den Mechanikern. Zwei völlig verschiedene Berufe, ehrlich. Es ist schon schwer genug, alles auf unserem eigenen Gebiet mitzubekommen, was die eigenen Leute so machen. Einige der Ideen, die die Männer so entwickelt haben - sind wirklich gute Köpfe darunter. Wie Mary gesagt hat. Manchmal verstehe ich sie sogar nicht mehr - ich meine, selbst wenn man weiß, was sie arbeiten, ist man sich nicht im klaren, worauf sie hinauswollen. Im Moment pendele ich nur zwischen Büro und Lager hin und her - der Himmel weiß, was ich eigentlich tun soll.«
»Auf dem Stand bleiben«, sagte Madame Brown und legte einen Ellenbogen auf die Tischkante. Die Kerze flackerte über ihr linkes Auge hin und zurück, als sie sich bewegte. »Im Krankenhaus konnte ich nicht mehr tun, als zwei oder drei psychologische Zeitschriften in der Woche lesen, was mit den Behavioristen und den Gestaltleuten los war -«
»Pfirsiche?« sagte Mrs. Richards und beugte sich nach vorn.
Ihre Knöchel erhoben sich wie zwei kleine Bergketten auf der Tischkante. »Möchte jemand Pfirsiche zum Nachtisch?«
Vielleicht, dachte Kidd, hatte sie wirklich Lust, über Gedichte zu reden - was nett wäre, wenn ihm irgend etwas dazu einfiele. Sein Teller war leer bis auf einen Sumpf aus Soße und Kartoffelpüree. »Gerne.«
Er blickte dem Wort nach, wie es über dem Tisch schwebte. Stille auf beiden Seiten.
»Ich möchte keine!« Bobbys Stuhl scharrte.
Beide Leuchter schwankten.
»Bobby -!« rief Mrs. Richards, und June fing den einen und Mr. Richards den anderen auf.
Bobby war schon ins Wohnzimmer hinüber. Muriel bellte und lief hinter ihm her.
»Ich möchte welche, Liebes.« Mr. Richards setzte sich wieder hin. »Laß ihn gehen, Mary. Er ist schon okay.«
»Muriel? Muriel!« Madame Brown wandte sich wieder zum Tisch und seufzte. »Pfirsiche klingt gut. Ja, ich möchte welche.«
»Ja, bitte, Mutter«, sagte June. Ihre Schultern waren eingezogen. Sie blickte immer noch auf ihren Schoß, als überlegte sie etwas sehr Wichtiges.
Mrs. Richards zwinkerte hinter ihrem Sohn her, stand auf und ging in die Küche.
»Wenn ich zum College ginge«, brach es aus June heraus, die plötzlich hochblickte, »würde ich gerne Psychologie machen, wie Sie.«
Madame Brown wandte sich leicht
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