Dhalgren
fände es für Bobby schön, wenn er zum Beispiel zur Columbia gehen könnte. Obwohl die Staatsuni hier auch recht gut ist.«
»Besonders die WiSo-Abteilung«, sagte Kidd. Mr. Richards und Madame Brown löffelten die Suppe von sich weg, Mrs. Richards, June und Bobby löffelten auf sich zu. Ihm fiel ein, daß eines von beiden korrekter war, wußte jedoch nicht mehr, welche Methode. Erblickte auf die verzierten Silbergriffe, die auf beiden Seiten des Tellers immer kleiner wurden; schließlich tauchte er den Löffel in der Mitte ein.
»Natürlich ist es auch billiger.« Mrs. Richards setzte sich mit einem angestrengten Lachen zurück. »An die Kosten muß man immer denken. Besonders heutzutage. Hier an der Staatsuni -« (Noch vier Löffel, merkte er, und es würde nicht mehr genug Suppe für seine Methode übrigbleiben.) Mrs. Richards lehnte sich wieder nach vorn. »Sie sagen, die WiSo-Abteilung?« Sie neigte die Suppentasse zu sich.
»Das hat mir jemand erzählt«, sagte Kidd. »Wo geht June denn hin?«
Mr. Richards kippte seine weg. »Ich weiß nicht, ob June überhaupt schon darüber nachgedacht hat.«
Mrs. Richards sagte: »Es wäre wirklich sehr schön, wenn June aufs College wollte.«
»June ist nicht so, wie man sagt, akademisch. June ist mehr der altmodische Typ.« Mr. Richards kippte seine Suppentasse. Offensichtlich konnte er nicht genug bekommen. Er hob sie hoch und ließ die letzten Tropfen auf den Löffel fallen, setzte sie wieder ab. »Nicht wahr, Schätzchen?«
»Arthur, also wirklich . . .« sagte Mrs. Richards.
»Sie ist sehr gut, Liebes«, sagte Mr. Richards. »Sehr gut.«
»Ja, Ma'am«, meinte Kidd, »wirklich«, und legte den Löffel auf den Teller. War es nicht.
»Ich möchte gern aufs College.« June lächelte auf ihren Schoß - »ich könnte irgendwohin gehen. Vielleicht New York.«
»Das ist albern.« Mr. Richards machte mit dem Suppenlöffel eine abwehrende Geste. »Was mußten wir alles tun, um dich in der High-School zu halten?«
»Das hat mich einfach nicht interessiert.« Junes Suppentasse - rosa Plastik - bewegte sich unter ihrem Löffel an den Rand des Tellers. Sie rückte sie wieder in die Mitte. »Überhaupt nicht.«
»New York würde dir nicht gefallen«, sagte Mr. Richards. »Du bist mehr der Sunshine-Typ. June liebt die Sonne, Schwimmen, Draußen-Sein. In New York oder Los Angeles mit all diesem Smog und der Luftverschmutzung würdest du dahinwelken.«
»Oh, Daddy!«
»Ich meine, June sollte sich für das nächste Trimester am Junior College bewerben« - Mrs. Richards wandte sich mitten im Satz von ihrem Mann zu ihrer Tochter. -, »um herauszufinden, ob du es magst oder nicht. Deine Noten waren doch nicht so schlecht. Ich finde das keine so schreckliche Idee, es mit dem Junior College zu versuchen.«
»Mom!« June blickte auf ihren Schoß. Sie lächelte nicht.
»Deine Mutter war auf dem College«, sagte Mr. Richards. »Ich war auf dem College. Bobby wird gehen. Wenn es sonst nichts bringt, da kann man wenigstens einen Mann finden.«
»Bobby liest mehr als June«, erklärte Mrs. Richards. »Er liest wirklich ständig. Ich glaube auch, daß er besser geeignet ist.«
»Dieses Junior College ist furchtbar«, sagte June. »Ich hasse alle, die dahin gehen.«
»Meine Liebe«, meinte Mrs. Richards, »du kennst niemanden, der dort ist.«
Kidd erforschte gerade mit seinem Mittelfinger die Grube um eine Flachkopfschraube, als Madame Brown sagte: »Mary, wie steht's mit dem zweiten Gang? Arthur sieht aus, als äße er gleich seine Suppentasse auf.«
»Ach, du liebe Zeit.« Mrs. Richards schob ihren Stuhl zurück. »Ich weiß wirklich nicht, was ich gedacht habe. Sofort -«
»Soll ich dir helfen, Mom?« fragte June.
»Nein.« Mrs. Richards verschwand in der Küche. »Danke, Liebes.«
»Bitte die Suppenteller«, sagte June.
Kidds Hand kam unter dem Tischtuch hervor, um mit der anderen den Porzellanteller weiterzureichen - hielt aber kurz vor der Tischkante inne. Knöchel, Fingerspitzen und zwei Stellen auf dem Handrücken waren schwarz verschmiert.
Er nahm die Hand zwischen seine Beine und blickte umher.
Die anderen behielten ihre Porzellanteller und reichten nur die Schüsselchen weiter. Er gab seine mit einer Hand weiter, während er die andere im Schoß hielt. Dann kam die andere und versuchte, ohne hinzusehen, die Finger sauberzureiben.
Mrs. Richards kam mit zwei dampfenden Keramikschüsseln herein. »Ich fürchte, heute abend müssen wir vegetarisch essen.« Sie
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