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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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zurück, das bei einem Fußballspieler einer Collegemannschaft einfältig und gutwillig gewirkt hätte. »Ich meine, ich bin Ingenieur . . .« Als er seine Hand zurückzog, spritzte Wein auf das Tischtuch.
    Kidd sagte: »Oh, hey, ich . . .«
    »Das macht doch gar nichts!« rief Mrs. Richards und gestikulierte - und stieß dabei an ihr Glas. Wein spritzte über den Rand, floß am Stiel entlang und färbte das Leinen. Er fragte sich, ob man das extra machte, um Gästen aus der Verlegenheit zu helfen (dachte: Was für ein schrecklich paranoider Gedanke). Sie fragte: »Was halten Sie von ihm? Newboy meine ich.«
    »Ich weiß es nicht.« Kidd stellte sein Glas beiseite. Durch den Stiel sah er die sternförmige Mulde am Fuß. »Ich habe ihn nur einmal getroffen.«
    Nach der dritten Sekunde Stille blickte er hoch und fühlte, daß er wohl etwas Falsches gesagt hatte. Er überlegte sich eine ordentliche Entschuldigung, doch wie bei einem Wollknäuel, wo man das Ende verloren hat, schien alles verknotet und nichts zu finden.
    »Sie kennen Ernest Newboy? Oh, Edna, Kidd ist ein richtiger Dichter! Und er arbeitet für uns, Arthur! Ich meine, räumt Möbel für uns um und so.« Sie blickte von Mr. Richards zu Madame Brown, zu Kidd. »Sagen Sie« - sie verschüttete wieder Wein, »ist Newboys Werk nicht . . . wunderbar? Ich finde ja. Ich bin noch nicht dazu gekommen, es zu lesen. Ich habe das Buch erst gestern bekommen. Ich habe Bobby geschickt, es mir zu besorgen, weil da dieser Artikel in der Times war. Wir haben so einen netten Buch- und Geschenkladen hier in der Straße. Sie haben einfach alles. Aber nach dem Artikel, habe ich gedacht, wäre wohl alles ausverkauft. Ich finde es sehr wichtig, sich über Bücher auf dem laufenden zu halten, wenn es auch nur die Bestseller sind. Und für Lyrik interessiere ich mich wirklich. Wirklich. Arthur glaubt mir nicht. Aber es stimmt - ich mag es.«
    »Aber doch nur, weil du mit Julia in Los Angeles in diesem Cafe gewesen bist, wo sie Gedichte vorgelesen und Musik gemacht haben.«
    »Aber ich habe dir erzählt, an dem Abend, an dem wir zurückkamen, daß ich nicht so tue, als verstünde ich alles. Aber es hat mir gefallen. Es war so das« - Sie runzelte die Stirn und suchte nach dem richtigen Ausdruck - »Aufregendste, was ich - nun, was ich je gehört habe.«
    »Ich kenne ihn nicht sehr gut«, sagte Kidd und aß noch ein paar von den Pilzen. Diese und die Auberginen waren nicht schlecht. Das Kartoffelpüree (Instant) schmeckte pappig. »Ich habe ihn nur einmal . . . getroffen.«
    »Ich würde ihn schrecklich gern kennenlernen«, sagte Mrs. Richards. »Ich habe noch nie einen richtigen Schriftsteller kennengelernt.«
    »Mike Harrington hat ein Buch geschrieben«, wandte Mr. Richards ein. »Und zwar ein sehr gutes.«
    »Oh, Arthur, das war ein Handbuch . . . über Eigenschaften, Belastung und Gebrauch eines neuen Metalls!«
    »Es ist ein sehr gutes Buch.« Mr. Richards goß sich und Madame Brown Wein nach.
    »Kann ich auch welchen haben?« fragte Bobby.
    »Nein«, antwortete Mr. Richards.
    »Wie lange schreiben Sie schon Gedichte?« fragte Madame Brown hilfsbereit.
    Kidd blickte hoch, um zu antworten - Madame Brown wartete mit einer Gabel voll gutgewürzter Auberginen, June mit einer voll Karotten, Mrs. Richards hatte ein sehr kleines Häufchen Kartoffelpüree auf den Spitzen ihrer Gabel -, als ihm einfiel, daß er es nicht wußte. Das schien absurd; er runzelte die Stirn. »Nicht sehr . . .« lange hatte er sagen wollen. Er konnte sich deutlich an sein erstes Gedicht in dem Notizbuch erinnern, als er an einem Laternenpfahl auf der Brisbain Avenue saß. Aber hatte er vorher schon einmal Gedichte geschrieben? Oder war das etwas, was er immer hatte tun wollen und nie zustande gebracht hatte? Er konnte sich nicht erinnern, irgend etwas getan zu haben. Aber wie kann man sich nicht erinnern, irgend etwas nicht getan zu haben? ». . . nicht sehr lange«, sagte er schließlich. »Erst ein paar Tage, glaube ich«, was albern klang. Aber er war sich über Wahrheit oder Falschheit genauso unsicher wie über seinen Namen. »Nein, noch gar nicht lange. «Er beschloß, daß er das von jetzt an auf alle Fragen antworten würde, doch diese Entscheidung bestätigte nur, wie unsicher er sich über die Wahrheit war.
    »Also, ich bin sicher« - nur noch ein kleines Kartoffelpüreehäufchen auf Mrs. Richards Teller -, »daß sie sehr gut sind.« Sie aß es. »Fand Mr. Newboy sie gut?«
    »Ich habe sie ihm

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