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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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den Säugling.
    Wynn griff nach den Schultern der Toten und schob den Leichnam zur strawinischen Seite der Grenze. Hinter ihr wieherte ein Pferd, und als sie sich umdrehte, sah sie kurz, wie die Priesterin mit einem Bündel in den Armen zum Ufer zurückkehrte. Sie hoffte, dass es sich dabei um den Säugling handelte.
    Eine Pike, die den Reiter treffen sollte, streifte den Hals des Pferdes. Die Spitze glitt am Schild des Reiters ab, und der schlug mit dem Streitkolben zu. Der Pikenschaft brach, als das Pferd vorsprang. Hauptmann Stasi stellte sich dem Tier in den Weg, und am Ufer stand der kleine Junge, den Blick nach wie vor auf die Leiche seiner Mutter gerichtet.
    DerHauptmannschwangseinenSchild,unddieKantetrafdenKopfdesPferdes,daszurSeitewichunddabeianderrechtsteilenUferböschungdenHaltverlor.DiehinterenHuferutschtenab,unddasPferdfieldirektaufdenSoldatenmitderPike.DerReitersprangimletztenAugenblickausdemSattelundaufdenHauptmannzu.BeideMännerstürztenindenFlussundverschwandeninseinenFluten.
    Und am Ufer stand noch immer der kleine Junge und starrte.
    Wynn watete durch den Fluss. In der Mitte hörte sie Hufgeräusche, hob den Kopf und sah einen weiteren Reiter oben am Hang auf der anderen Seite. Ein Pfeil steckte in seiner Schulter, aber er lenkte sein Ross dennoch über die Böschung.
    Wynn konzentrierte sich auf den Jungen.
    IhreBeinewarentaub,undjedermühsameSchrittimWasserdauertezulange.AlssiedemJungendieHandentgegenstreckte,reagierteergarnichtaufsie.SeineAugenschienensototzuseinwiedieseinerMutter.WynnergriffihnamArm,hörteplötzlicheinZischenundsahauf.
    Ein Streitkolben kam ihr entgegen, und die Welt wurde langsam und still, als die Waffe heranrauschte, direkt auf sie zu. Dann traf sie etwas an der Brust, und von einem Augenblick zum anderen lief wieder alles mit normaler Geschwindigkeit ab.
    Die Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst, und vor ihren Augen verschwamm alles, als sie nach hinten fiel. Wasser spritzte hoch, und Kopf und Schultern prallten auf den kahlen, nassen Boden.
    Wynn sah nur leeren Himmel über sich. Sie lag mit dem Oberkörper am Ufer, auf der strawinischen Seite des Flusses, die Beine im Wasser. Mehrmals schnappte sie nach Luft und betastete Kopf und Gesicht, fand jedoch keine Wunde. Der Streitkolben hatte sie offenbar verfehlt.
    Neben ihr lag der Junge, sah zum Fluss und riss plötzlich die Augen auf. Er kroch fort und schrie, als wäre etwas im Fluss schrecklicher als der Tod seiner Mutter.
    Wynn rollte zur Seite. Etwas kam aus dem Wasser, ein Geschöpf, dessen Augen wie große Kristalle glühten.
    Chap schüttelte sich, und Myriaden von Tropfen flogen Wynn entgegen. Er war es gewesen, der sie zurückgestoßen hatte, damit sie nicht vom Streitkolben getroffen wurde. Rasch kam er zu ihr und musterte sie, neigte den Kopf dabei von einer Seite zur anderen. Sein Fell war verfilzt und nass, und es klebte noch immer Blut an seiner Schnauze. Er beschnüffelte sie, fletschte dabei die Zähne.
    Wynn versteifte sich.
    Chap wirkte wie ein Wolf, der gerade Beute gemacht hatte. Er drehte sich um und kehrte in den Fluss zurück, während die allgemeine Geräuschkulisse darauf hindeutete, dass der Kampf andauerte.
    EinReiterversuchte,zuFußüberdenHangzufliehen,undeinPfeilbohrtesichihmindenOberschenkel.Erbliebstehen,hieltsichdasverletzteBein,undeineSekundespäterwarChapheranundstürztesichaufihn.DerManngingzuBoden.SeinSchreifandeinjähesEnde.
    Wynn wich zurück, wandte sich ab und sah, wie der Junge auf allen vieren die Uferböschung hochkroch. Sie stand auf, schlang dem Knaben einen Arm um die Taille und hob ihn hoch.
    In Wynns Erinnerung verschmolz der Anblick einer blutverschmierten Schnauze mit dem Rascheln eines einzelnen Blattes. Sie lief zum Stadttor und schaute nicht einmal zurück.
    Leesil blieb stehen, blickte zum Grenzfluss hinab und hörte Magiere dicht hinter sich.
    An beiden Ufern lagen Leichen und Kadaver, doch nur drei strawinische Pikenträger waren zu Boden gegangen. Einer lag unter einem Pferd, und ein junger Priester kniete neben ihm und schloss dem Toten die Augen. Die beiden anderen Grenzwächter waren verwundet; ihre Kameraden halfen ihnen auf die Beine und stützten sie auf dem Weg zum Stadttor. Der hochgewachsene Hauptmann beaufsichtigte den Rückzug seiner Männer. Sein weißer Wappenrock war nass und schmutzig, aber er schien nicht verletzt zu sein.
    Flussabwärts trug die Strömung den Leichnam einer jungen Frau fort, das Gesicht dem grauen Himmel zugewandt.
    Leesil spürte

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