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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Willenskraft konzentrierte, das Zeichen blieb in sein untotes Fleisch eingebrannt.
    Welstiel hatte ihn aus seinem zweiten Tod zurückgeholt.
    Chane wusste noch immer nicht, wie das möglich gewesen war. Lag es an irgendwelchen Geheimnissen in Welstiels Beschwörungen, an einer besonderen Magie? Oder gab es einen kaum bekannten Aspekt der Edlen Toten, den Welstiel irgendwo entdeckt hatte?
    Welstiels Fuchs scharrte mit den Hufen. Vor einigen Nächten hatten sie neue Pferde gekauft. Beide erschienen Chane zu jung, aber wenigstens waren sie schnell.
    »Was jetzt?«, fragte er und verzog das Gesicht, als er die eigene Stimme hörte. Er musste fast schreien, um sich Gehör zu verschaffen, und trotzdem wurde nur ein Krächzen daraus. Zwar trug er wieder den Kopf auf den Schultern, aber seine Stimme hatte sich für immer verändert.
    »Magiere wird die Reise in die Kriegsländer fortsetzen«, erwiderte Welstiel. »Wir werden ihre Pläne für die kommenden Tage erfahren. Lass deinen neuen Diener feststellen, wo sie sich aufhält; vielleicht kann er etwas herausfinden.«
    Seit er zum Edlen Toten geworden war, hatte sich Chanes Beschwörungsgeschick verbessert. Besonders gut verstand er sich darauf, neue Helfer zu finden und sie zu kontrollieren. Er nahm die Welt durch ihre Augen wahr und steuerte bis zu einem gewissen Grad ihr Verhalten.
    Unter dem Rehleder hinten auf seinem Pferd zeichneten sich die Konturen eines Gegenstands ab, etwa so lang und hoch wie sein Unterarm. Als er das Leder beiseitezog, kam ein kleiner hölzerner Käfig zum Vorschein, am Sattel festgebunden, und darin befand sich ein Rotkehlchen. Chane öffnete die Tür des Käfigs und ließ den Vogel auf seine Hand springen, wandte sich dann wieder um. Aus reiner Angewohnheit berührte er mit der freien Hand die kleine Messingurne an seinem Hals.
    Chane schloss die Augen und konzentrierte sich, bis vor dem inneren Auge ein klares Bild des Rotkehlchens entstand. In seiner Vorstellung neigte es den Kopf zur Seite und sah ihn mit einem kleinen schwarzen Auge an. Er schickte ihm Befehle in Bildern.
    Eine halbe Untote und ein halber Elf – schwarzes Haar, hier und dort mit rötlichem Glanz, und weißes Haar, das zu leuchten schien, Seite an Seite.
    Zu finden in Stein und geschnittenem Holz – die Stadt, aus dem Wald hinaus und über das offene Gelände hinweg.
    Stille, beobachten und lauschen – das bleiche Gesicht einer Frau, daneben ein Mann mit dunklerer Haut und bernsteinfarbenen Augen.
    Das Rotkehlchen schlug mit den Flügeln und stieg auf.
    Wind strich über Federn, und der Boden kippte unter ihm we g … Diesen Eindruck gewann Chane, als sein Bewusstsein mit den Sinnen des Vogels verbunden blieb. Früher hatte er diese fremden Wahrnehmungen erst als verwirrend und dann fast als berauschend empfunden. Jetzt fand er keine Freude mehr daran.
    Das Rotkehlchen überquerte den Fluss und flog über die Stadtmauer hinweg. Patrouillen entzündeten Fackeln auf den Wehrgängen. Unten erstreckten sich die Dächer der Stadt. Öllampen hingen an Straßenkreuzungen, und ihr Schein reichte kaum aus, dass er die Form der Häuser erkennen konnte. Bei der Stadtmauer stand ein besonders großes Gebäude, und mehrere Personen näherten sich einer hellen Öffnung am einen Ende.
    Der Vogel ging tiefer, und Chane beobachtete müde strawinische Grenzwächter, die durch eine Nebenstraße stapften. Einige von ihnen kümmerten sich um ihre verletzten Kameraden. Bauern in zerrissener, nasser Kleidung waren bei ihnen, auch einige Gestalten, die hellblaue Wappenröcke über Kapuzenmänteln trugen. Das Ziel dieser Gruppe war eine Kaserne, deren untere Hälfte aus Basaltsteinen bestand, der Rest aus Holz. Orangefarbenes Licht fiel durch die offene Tür an ihrem rechten Ende. Von Wynn und ihren Begleitern war nichts zu sehen.
    Etwas Weißes kam an einem Fenster links von der Tür vorbei. Chane ließ das Rotkehlchen eine Kurve fliegen, auf dem Fenstersims landen und durchs Fenster sehen. Auf der linken Seite bemerkte er einen hölzernen Torbogen. Jemand in einer Rüstung aus Leder verschwand durch ihn, bevor Chane erkennen konnte, um wen es sich handelte. Der Vogel flog wieder los und landete auf einem Fenstersims am anderen Ende der Kaserne.
    Mit den Augen seines Dieners blickte Chane durchs schmutzige Fenster.
    Drinnen standen schmale Betten, jeweils zwei übereinander, und ein Mittelgang reichte von einer Seite des Raums zur anderen. Nur zwei Grenzwächter waren zugegen, legten die Waffen

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