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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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ab und verstauten ihre Ausrüstung. Links befand sich ein offener Bereich mit einem wackligen Tisch und drei Stühlen. Auf dem nächsten saß Leesil, Haar und Arme blutverschmiert. Seine beiden Klingen, ebenfalls voller Blut, lagen auf dem Tisch, zusammen mit einem Streitkolben.
    Leesils schmales Gesicht war leer, während er seine Hände in einen Wassereimer zwischen den Füßen hielt und das Blut abwusch. An der gegenüberliegenden Seite des Raums saß Magiere auf dem letzten unteren Bett und beobachtete Leesil.
    Kalter Schmerz stach durch Chanes Kehle, als er sie sah, und das Rotkehlchen schüttelte sich. Früher einmal hatte er ihr schwarzes Haar und die porzellanweiße Haut für attraktiv gehalten und sich vorgestellt, gegen sie zu kämpfen. Doch der Schmerz, den er jetzt empfand, ging nicht auf Zorn oder Begierde zurück. Er hasste Magiere, und gleichzeitig regte sich Furcht in ihm. Er verspürte nicht mehr den Wunsch, sie leiden zu lassen, wollte ihr nur noch die Kehle aufreißen, bevor sie einen Ton von sich geben konnte.
    Eine kleine Gestalt saß in sich zusammengesunken auf einem der schmalen Betten. Die Augen des Rotkehlchens waren nicht so scharf wie Chanes, und er ließ den Vogel nach vorn trippeln, bis sein Schnabel an die Fensterscheibe stieß.
    Wynn hockte ganz hinten auf dem Bett, mit dem Rücken an der Wand. Ihre Stiefel lagen auf dem Boden, in einer Pfütze, ihre Hose und der untere Teil des Mantels waren nass. Sie hatte die Beine angezogen und fröstelte.
    Lange betrachtete Chane Wynns rundes, olivfarbenes Gesicht unter der Schaffellkapuze. Sie schaute zu ihren Reisegefährten.
    »Zieh dein Kettenhemd aus«, wandte sich Magiere an Leesil.
    Chane wandte den Blick widerstrebend von Wynn ab, als Magiere aufstand.
    Magiere hatte ihren Mantel sowie Kettenhemd und Falchion bereits in eine Ecke gelegt. Sie trat vor Leesil und rollte die Hemdsärmel hoch. Es wäre schlimm genug gewesen, wenn sie gesehen hätte, wie er sich von Schmerz oder Zor n – vielleicht sogar von einem Hauch Wahnsin n – dazu bringen ließ, durchs Stadttor zu laufen, dem Feind entgegen. Dann hätte Magiere wenigstens eine Vorstellung davon gehabt, was ihn antrieb. Aber Leesils Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, als er an sich hinabsah. Seine Augen blieben leer, als er die Schnallen an den Seiten des blutverschmierten Kettenhemds löste und es sich über den Kopf zog. Rote Flecken zeigten sich an den Ärmeln seines rostbraunen Hemds, und bevor Magiere ihn dazu auffordern konnte, streifte er es ebenfalls ab.
    Mit bloßem Oberkörper saß er vor ihr. Für einen Augenblick dachte sie an seine Nähe während der Nacht, an die Wärme seiner Haut und seines Atems. Ein sonderbares Gefühl der Einsamkeit erfasste sie beim Anblick des getrockneten Blutes in Leesils Haar.
    Magiere schwieg, als sie in die Hocke ging, das Hemd nahm und die Ärmel in den Eimer tauchte, um das Blut herauszuwaschen. Anschließend ergriff sie den Lappen neben dem Eimer, hielt ihn kurz ins Wasser und wollte damit Leesils Gesicht abwischen. Aber er schob ihre Hand beiseite. Ein langer, schmaler Striemen reichte über seinen Unterarm. Als Magiere versuchte, sich ihn aus der Nähe anzusehen, zog Leesil den Arm weg.
    »Sagst du mir, was da draußen passiert ist?«, fragte sie, obwohl sie kaum mit einer Antwort rechnete. »Du hast uns in etwas hineingezogen, das uns nicht betraf. Und du hast es auf die denkbar schlimmste Weise getan.«
    Leesil nahm den nassen Lappen von ihr entgegen und wischte sich selbst das Gesicht ab, sah Magiere aber nicht an.
    Schritte näherten sich, und Magiere seufzte. Was auch immer Leesil verschwieg, es war schon schwer genug aus ihm herauszuholen, wenn sie allein waren. Hier in der Kaserne gab es praktisch keine Privatsphäre. Als sie sich aufrichtete und durch den Mittelgang sah, kroch Wynn aus ihrem Versteck zum Fußende des Bettes.
    Die junge Weise wirkte verhärmt, doch Magiere brachte kein Mitgefühl für sie auf. Wynn hätte überhaupt nicht mitkommen sollen. Des Nachts hatten Magiere und Leesil oft darüber geflüstert, sie zur Gilde der Weisen in Bela zurückzuschicken.
    Ein großer, schlaksiger Mann, der einen gepolsterten Brustharnisch und schlammverkrustete Beinschienen trug und dessen langes blondes Haar verfilzt war, kam durch den Mittelgan g – der junge Hauptmann, der seinen Männern am Tor befohlen hatte, Magiere passieren zu lassen. Mit beiden Händen hielt er ein großes eisernes Gefäß, das aussah wie ein Kochtopf

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