DHAMPIR - Blutsverrat
Klingen.
Am vorderen Ende wiesen sie Spitzen mit scharfen Kanten auf. Hinten gab es ovale Öffnungen, die dazu dienten, die Klingen zu halten und sie als Stoßwaffen zu verwenden. An der Außenseite wölbte sich eine Flügelklinge und reichte über die ganze Länge des Unterarms bis hin zum Ellenbogen.
Leesil stürmte den beiden Soldaten und ihren Gefangenen entgegen.
»Hinter euch!«, rief der Offizier und trieb sein Pferd zum Galopp an, aber die Warnung kam zu spät.
Leesil erreichte die Soldaten, rammte dem ersten die Spitze der rechten Klinge in die Seite und zog sie herum, als er an ihm vorbeilief.
Der Mann schrie, als ihm die Seite aufgeschlitzt wurde. Er presste die Hand auf die Wunde, und sie war sofort rot von Blut. Der Soldat heulte, und Magiere sah nur noch, wie sich das hohe Gras dort bewegte, wo er zu Boden gegangen war.
Der zweite Mann stieß seinen Gefangenen beiseite und holte mit dem Streitkolben aus.
Leesil hob die linke Klinge, fing den Hieb damit ab, stieß gleichzeitig mit der rechten Klinge zu und traf den Soldaten unterm Kinn.
Der Hals des Mannes riss auf, und Blut spritzte. Ohne einen Ton von sich zu geben, sank er neben seinen sterbenden Kameraden.
Der Reiter hatte Leesil inzwischen fast erreicht.
Magiere nahm das Falchion in die linke Hand und den Streitkolben in die rechte. Sie warf den Streitkolben, als Leesil eine Klinge fallen ließ und ein Stilett in seiner Hand erschien. Er wirbelte herum, die Hand zum Wurf gehoben, und genau in diesem Augenblick erreichte Magieres Streitkolben sein Ziel.
Der Griff traf den Offizier am Unterarm, und er riss sein Pferd zur Seite. Als Leesil sein Stilett warf, war der Mann bereit und hob sein Kurzschwer t – das Messer prallte daran ab und fiel ins Gras.
Ein zweites Stilett erschien in Leesils Hand. Magiere kam heran, das Falchion bereit.
Der Blick des Offiziers huschte zwischen ihnen beiden hin und her, und dann sah er übers Grasland hinweg zum fernen Fluss. Er schnitt eine finstere Miene, zischte zornig und zerrte an den Zügeln. Sein Ross drehte sich, und er trieb es an, ritt in Richtung Wald zurück und überließ seine Soldaten ihrem Schicksal.
Mit klopfendem Herzen lief Magiere zu Leesil. Sie versuchte zu sprechen, war jedoch so außer Atem, dass sie kein Wort hervorbrachte. Leesils Arme und Hände waren voller Blut. Rote Spritzer zeigten sich an seinem Kettenhemd und in der rechten Gesichtshälfte, auch im weißblonden Haa r – er schien durch einen roten Regen gelaufen zu sein.
Leesil schnitt die Fesseln der beiden Gefangenen durch, und sie rannten sofort zum Fluss. Nachdem er die Stilette in ihre Unterarmscheiden zurückgesteckt hatte, hob er die lange Klinge auf, die er zuvor fallen gelassen hatte, und griff dann nach einem Streitkolben. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er darauf hinab und schloss die Hände so fest um den Griff, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Kein Ton kam über seine Lippen, und es lief Magiere kalt über den Rücken, während sie ihn beobachtete. Als sie die Hand ausstreckte und ihn nach Wunden untersuchen wollte, wich er zurück und warf nur einen kurzen Blick auf das Blut an seinen Armen.
»Es ist nicht von mir«, sagte er, drehte sich um und lief in Richtung Fluss.
Magiere folgte ihm wortlos.
Wynn hatte sich geduckt, hob den Kopf und sah, wie die Priesterin durch den Fluss watete und die Leiche der Mutter zu erreichen versuchte. Der eine Junge hielt sich noch immer an ihrem Rock fest und wollte einfach nicht loslasse n – immer wieder unterbrach er sein Heulen und Wimmern, wenn er Wasser schluckte. Sein kleiner Bruder stand unschlüssig und zögernd auf der anderen Seite des Flusses. Als die Priesterin den Leichnam erreichte und ihn drehte, kam ein Reiter die Böschung herunter und griff an. Hauptmann Stasi stürmte zum gegenüberliegenden Ufer, direkt in den Weg des Pferds.
Wynn eilte den Hang hinunter.
Ein strawinischer Pikenträger sprang in den Fluss, als Wynn das Wasser erreichte, dessen Kälte ihre Füße und Waden fast sofort taub werden ließ. Der Soldat vor ihr hielt auf den Hauptmann zu, und Wynn streckte die Hände nach dem Jungen aus, der sich am Leichnam seiner Mutter festhielt.
» Îndurare’a Iulian !«, knurrte die Priesterin und drehte sich im Fluss, wie auf der Suche nach etwas.
Wynn hatte diese Sprache nie zuvor gehört, verstand aber, als sie zur Leiche blickte. Die toten Augen der Mutter starrten zum grauen Himmel hoch. Die Arme waren im Wasser ausgebreitet, ohne
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