DHAMPIR - Blutsverrat
Sterbliche dachte. Darauf deutete für Wynn alles hin. Manchmal gelang es ihm nicht, sich richtig auszudrücken, und bei anderen Gelegenheiten war er zugeknöpft.
Das Elfische bestand aus »Stammwörtern«, die zu Substantiven, Verben, Adjektiven, Adverbien und anderen Sprachelementen erweitert wurden. Chap benutzte jetzt reine Stammwörter, und ihre Übersetzung entsprach vielleicht nicht ganz dem, was er mitzuteilen versuchte.
»Geis t … wie eins der fünf Elemente?«, fragte Wynn.
Chap schnaufte zweimal für »nein«.
»Geist wie i n … spirituel l … im Gegensatz zu den physischen und geistigen Aspekten des Lebens?«
Ein Schnaufen für »ja«, dann noch zweimal. Drei bedeutet »vielleicht«.
»Geis t … gemeinsa m … Kommunikation.« Wynn drehte die Begriffe in Gedanken hin und her und versuchte, eine Verbindung zwischen ihnen zu schaffen. Schließlich seufzte sie. »Kommunikation bedeute t … Hast du mit den Feen kommuniziert?«
Es schien ihr die wahrscheinlichste Möglichkeit zu sein. Chap nickte, anstatt zu schnaufen oder zu bellen, und dann zeigte seine Pfote auf zwei Elfenworte des Leders: »ja« und »nein«.
Wynns Übersetzung war recht gut, traf aber nicht ganz genau die Bedeutung dessen, was Chap meinte und sie in ihrem Kopf gehört hatte. Eine weitere Erkenntnis reifte in der jungen Weisen heran.
Um sie im dröwinkanischen Wald von der mantischen Sicht zu befreien, hatte Chap sie berührt, nachdem all die blauweißen Dunstfäden sich in seinem Körper vereinigt hatten. Während der Berührung hatte er irgendwie mit den anderen Feenwesen in Verbindung gestanden, auf eine Weise, die über seine Kommunikation mit ihnen an der strawinischen Grenze hinausging. In jenem Moment war noch etwas geschehen, das offenbar nicht einmal Chap erklären konnte.
Der Hund wich zurück.
»Die mantische Sich t … sie ist noch immer in mir«, hauchte Wynn. »Eben habe ich dich so gesehen wie in jener Nacht in Dröwinka.«
Chapantwortetenicht,aberseinehellenAugensahensiefasttraurigan.Wynnbegriff:Wasmitihrpassierte,wareinFehler,derihnbesorgt machte.DennochfühltesieeineErleichterung.Siewusstenun,wassieanderGrenzegehörthatte,undsiestreckteihmdieArmeentgegen.
»Ich wollte nich t … ich hatte keine Ahnung. Wenn du möchtest, erzähle ich niemandem davon, das verspreche ich dir.«
Chap kam wieder näher und schnüffelte erneut, als wollte er ihre Witterung aufnehmen.
Seine Zunge leckte über ihre Wange, und Wynn schloss die Arme um ihn.
6
Magiere betrat das Gasthofzimmer, das sie mit Leesil teilte, und schlug die Tür hinter sich zu. Chap und Wynn befanden sich in ihrem eigenen Raum. Verärgert stand sie im Dunkeln.
»Ich weiß, was ich tue«, wiederholte sie Leesils Worte. »Ja, und es hat nichts mit deiner Vergangenheit zu tun, du dummer Esel!«
Je mehr sie über Byrd erfuhr, desto mehr Fragen ergaben sich, und mit jeder zusätzlichen Frage wuchs ihr Misstrauen. Immer wieder ging es dabei um Leesil, seine Eltern und Darmouths Festung, und Byrd schien dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Jetzt saß Leesil unten im Schankraum und wartete auf jemanden, den er kaum kannte.
Magiere ging zum kleinen Tisch und entzündete die Kerze in der Lampe. Sie schloss die gläserne Klappe der Lampe und setzte sich aufs Bett.
Alles in ihr drängte danach, Leesil zur Rede zu stellen, aber das wäre ein Fehler gewesen. Sie wollte keine zusätzliche Belastung für ihn sein.
Magiere zog das Falchion aus der Scheide und legte es sich auf die Knie. Dann langte sie zur anderen Seite in die Reisetruhe und holte einen weichen, zusammengefalteten Lederlappen hervor, der einen glatten Basaltstein enthielt. Damit machte sie sich daran, die Klinge zu reinigen und zu schärfen.
Sie betastete den Stahl von der Spitze über die Wölbung hinweg bis zur Parierstange. Ihr Blick glitt weiter zum Heft und dem seltsamen Zeichen darin. Sie wusste noch immer nicht, was es bedeutete, aber die Macht der Klinge über Untote ließ viel vermuten.
Nach einer Weile schloss Magiere die Hand um das Heft und hob die Waffe.
Sie war von ihrem Halbbruder Welstiel Massing angefertigt und hatte sich im Besitz von drei Frauen des gleichen Blutes befunden. Zuerst hatte ihre Mutter Magelia damit versucht, sich gegen Magieres Vater Bryen Massing zu wehren. Tante Bieja hatte damit die kleine Magiere gegen einen Dorfältesten verteidigt, der das Kind in der Wildnis aussetzen wollte. Und jetzt trug Magiere das Falchion, um sich selbst zu verteidigen und
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