DHAMPIR - Blutsverrat
einzufangen.« Plötzlich vibrierte fast so etwas wie Panik in Hedís Stimme. »Wenn jeder verhaftet werden soll, der wie ein Elf aussieht, sind wir ruiniert! Was hat Euer dummer Freund an der Grenze angestellt?«
Verwirrung huschte durch Byrds Gesicht und wich einer plötzlichen Erkenntnis. Er schüttelte den Kopf. »Wo ist Baron Milea?«
»Er schläft drinnen«, sagte Hedí.
Es gefiel ihr nicht, dass Byrd sich nach Emêl erkundigte und ihren Fragen auswic h – immerhin ging sie mit diesem Treffen ein erhebliches Risiko ein. Sie sah Byrd an und wartete stumm.
»Erinnert Ihr Euch an ein verheiratetes Paar in Darmouths Diensten vor dem Tod Eures Vaters? Die Frau war Elfin.«
Wieder ein absurder Themawechsel. Wich er ihr absichtlich aus, oder begriff er nicht die Bedeutung von Darmouths neuen Befehlen? Natürlich erinnerte sie sich an die Fra u – wie konnte man eine Elfin vergessen, die unter Menschen lebte, noch dazu an einem so verfluchten Ort?
»Ja, ich habe sie einige Male gesehen.«
»Sie hatten einen Sohn.«
Daran erinnerte sich Hedí nicht, aber ihre Familie hatte außerhalb von Venjètz gelebt und nur selten an irgendwelchen Ereignissen teilgenommen, abgesehen vom Winterfest. »Ich entsinne mich nicht an ihn. Lasst uns jetzt bitt e … «
Byrd hob die Hand. »Der Mann an der Grenz e … Es war jener Sohn, keiner meine r … Freunde.«
»Dannisteralso dafürverantwortlich,dassunserePlänehinfälligwerden?«
»In gewisser Weise. Er ist bei mir im Gasthof.« Byrd senkte nachdenklich den Blick. »Ich habe mich gefragt, ob jemand die Mauern der Feste erklettern kann, ohne dabei gesehen zu werde n … Die Elfen, zu denen ich Kontakt habe, waren bisher die Einzigen, die dafür infrage kamen.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Hedí. »Was hat sich verändert?«
»Jene Elfenfrau und ihr Mann mussten vor Jahren fliehen, aber sie liefen in die Festung anstatt durchs Stadttor. Der Grund dafür ist mir noch immer ein Rätsel. Jetzt erscheint ihr Sohn hier und sucht nach Antworten, und wenn er welche finde t … «
»Ihr glaubt also, unsere Bemühungen könnten doch noch Früchte tragen.«
»Warten wir’s ab. Der Plan muss geändert werden, doch er ist keineswegs ruiniert. Geduldet Euch. Wir werden dafür sorgen, dass ein Elf auf die andere Seite der Festungsmauern gelangt. Darmouth stirbt noch vor dem Winterfest.«
Das erleichterte Hedí, aber nur ein wenig. Byrd hatte viele Gesichter, und er würde jeden opfern, auch sie, um sein Ziel zu erreichen. Sie wollte Klarheit, um damit ihre Furcht zu besiegen.
»Wer sind diese Elfen, die uns helfen?«, fragte sie. »Was haben sie davon?«
»Ich weiß es nicht, und Fragen danach beantworten sie nicht.« Byrd blickte wachsam durch die Gasse. »So beunruhigend das auch sein ma g … Wir haben sonst niemanden für diese Aufgabe. Und ruft mich nicht noch einmal zu einem Treffen. Ich setze mich mit Euch in Verbindung, wenn ich mehr weiß.«
Hedí nickte und flüsterte: »Für unser Volk.«
»Für unser Volk«, wiederholte Byrd, eilte zum Ende der Gasse und verschwand.
Hedí zog sich in der kalten Nacht den Umhang enger um die Schultern. Die Hintertür war nahe, aber sie hielt es für besser, den vorderen Eingang zu benutzen und zu vermeiden, die Aufmerksamkeit der Bediensteten zu erregen. Sie ging in Richtung der Seitenstraße, die an dem Gasthof vorbeiführte.
Plötzlich trat eine große Gestalt aus der Finsternis und versperrte ihr den Weg.
Nachdem Chane gegangen war, saß Welstiel auf dem Boden seines Zimmers und versuchte, Magiere zu lokalisieren. Eines der Amulette, das sie trug, hatte er aus dem Knochen seines eigenen kleinen Fingers angefertigt. Er legte das Messer beiseite, konzentrierte seine Willenskraft darauf, den Schnitt in dem Fingerstummel zu heilen, und beobachtete den Tropfen seines Blutes in der Mitte des Messingtellers. Der Tropfen zitterte und rann ein kleines Stück nach Süden.
Magiere befand sich in der Stadt.
Welstiel wischte den Teller ab und verstaute ihn in seinem Rucksack. Dann stand er auf und betrachtete sich in dem schmalen, ovalen Spiegel neben der Zimmertür. In letzter Zeit hatte er an seinen Möglichkeiten gezweifelt, Magiere zu manipulieren, doch jetzt kehrte die alte Sicherheit zurück.
Gebadet und in saubere Sachen gekleidet, fühlte er sich wieder wie er selbst. Er würde die Kontrolle behalten, solange er verhinderte, dass Magiere Leesil ins Reich der Elfen folgte. Er musste sie davon überzeugen, dass Leesils Eltern
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