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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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auch jene, an denen ihr etwas lag.
    Sie konnte sich ein besseres Erbe vorstellen, an dem weniger Blut und Leid hafteten, aber es gehörte ihr. Als sie die Klinge jetzt betrachtete, gewann sie eine neue Bedeutung. Sie wurde zu mehr als einer geheimnisvollen Waffe, geschaffen für ein Schicksal, das sie nicht verstand und auch gar nicht wollte.
    Tante Bieja, bei der sie aufgewachsen war, hatte sie mit dieser Waffe zu schützen versucht.
    Magiere legte das Falchion auf ihre Knie zurück.
    Leesil hatte damals nicht zusammen mit seinen Eltern fliehen können. Sie fragte sich, ob Nein’a und Gavril überhaupt an eine solche Möglichkeit gedacht hatten. Leesil war nach den Vorstellungen und Traditionen seiner Mutter aufgewachsen. Für Magiere schien das schlimmer zu sein als das, was sie in ihrer Kindheit hatte erdulden müssen, und daraus ergab sich eine Frage.
    Warum hatte Nein’a so etwas ihrem eigenen Sohn angetan?
    Die Elfin Nein’a hatte einen Menschen geheiratet und inmitten von Menschen gelebt. Das allein war schon bemerkenswert genug, wenn man an den Ruf der Elfen dachte, sehr scheu und zurückhaltend zu sein. Nein’a hatte ihrem Sohn nichts von ihrem Volk und ihrer Kaste erzählt, ihn nicht einmal ihre Sprache gelehrt. Es ergab keinen Sinn. Es war ein Rätsel, das Leesil nie erwähnt hatte.
    Magiere betrachtete die von drei Frauen geführte Waffe auf ihren Knien und fragte sich, warum eine Mutter ihrem Kind so etwas antun sollte. Aber unter den gegenwärtigen Umständen wollte sie Leesil nicht darauf ansprechen.
    Damit würde sie warten, bis sie Nein’a gefunden hatten. Vorausgesetzt, Leesil überlebte lange genug.
    Magiere saß still, sah zur Tür und lauschte. Nicht ein Geräusch aus dem Gasthof erreichte ihre Ohren. Unten im halbdunklen Schankraum wartete Leesil darauf, dass ein Teil seiner Vergangenheit zurückkehrte.
    Magiere steckte das Falchion in die Scheide zurück, trat zum Fenster, schob den schweren Vorhang beiseite und öffnete die Fensterläden. Für einen Sprung in die Gasse hinter dem Gasthof war es nicht zu hoch. Magiere würde Leesil nicht aus den Augen lassen, was auch immer er davon halten mochte.
    Hedí trat um die hintere Ecke der Bronzenen Glocke und sah einen kräftig gebauten Mann, der in der Gasse an einem leeren Bierfass lehnte. Selbst im Dunkeln bemerkte sie sein gelbes Kopftuch und wusste, dass es Byrd war. Sorgenfalten zeigten sich auf seiner Stirn, doch die Lippen trugen die Andeutung eines Lächelns, das Hedí jedoch nichts bedeutet e – die Welt war voll von falschem Lächeln.
    »Teuerst e … «, sagte er nicht ohne einen gewissen Spott. »Eine Gasse mitten in der Nacht ist kein geeigneter Ort für Euch. Und auch nicht für mic h … falls mich jemand sieht.«
    Vor drei Jahren war einer von Byrds weniger angesehenen Vertrauten zu Hedí gekommen, und kurze Zeit später hatte sie damit begonnen, für die Wonkayschi zu spionieren, die von einem Aufstand träumten und für die Byrd ein wichtiger Kontaktmann war. Schon seit Langem wünschte sich Hedí Darmouths Tod und stellte fest, dass andere diesen Wunsch teilten. Es hatte viele Anschläge auf Darmouths Leben gegeben, und alle Verschwörer und Verräter waren hingerichtet worden. Hedí vertraute Byrd nich t – er hatte ein Herz aus Ei s – , aber bei ihm wagte sie zum ersten Mal zu hoffen, dass es tatsächlich möglich sein konnte, Darmouth zu erledigen.
    Um ihm zu helfen, merkte sich Hedí bestimmte Dinge oder hielt sie auf Zetteln fest, wenn sie Gelegenheit bekam, mit Emêl Darmouths Feste zu besuchen. Dann hielt sie Ausschau und sammelte Einzelheiten, um sie nach und nach Byrd zu übermitteln. Hedí wusste, dass sie damit sich selbst und auch Emêl in Gefahr brachte, aber sie war bereit, ein Risiko einzugehen.
    »Pscht, und hört zu«, sagte sie. »Heute Abend hat Faris Darmouths kleine Abendgesellschaft mit einer dringenden Nachricht gestört, woraufhin Darmouth sofort befahl, die Wachen der Feste und auf den Wehrwällen der Stadt zu verdoppeln. Außerdem sollen sie jeden Mann mit hellem Haar und dunkler Haut festnehmen oder töten.«
    Das galante Gebaren fiel von Byrd ab, und er musterte die Frau ernst. »Warum? Was hat Faris Darmouth mitgeteilt?«
    »Ich habe nicht alles gehört«, erwiderte Hedí und schüttelte den Kopf. »Es kam zu einer Auseinandersetzung an der strawinischen Grenze. Der gesuchte Mann überquerte den Fluss und griff Darmouths Soldaten an, die versuchten, Deserteure und ihre Familienangehörigen

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