Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
tot waren, oder sie irgendwie von ihrem Weg abbringen.
    Der Süden der Stadt war zum größten Teil ein Händlerviertel und nicht besonders groß. Welstiel wollte sich zunächst darauf beschränken, Magiere zu finden und sie im Auge zu behalten. Er hoffte, dass Chane bei seiner Jagd Vernunft walten ließ. Seit der letzten Warnung achtete er mehr darauf, seine Opfer anschließend zu vergraben.
    Bevor Welstiel das Zimmer verließ, öffnete er ein Kästchen aus Jade und holte einen Messingring hervor, der an der Innenseite winzige eingravierte Symbole aufwies. In letzter Zeit nahm er ihn nur noch dann ab, wenn er badete, so wie an diesem Abend. Er schob ihn auf den Zeigefinger der rechten Hand.
    Das Zimmer erzitterte kurz vor seinen Augen wie der Horizont in der Mittagshitze einer Wüste.
    Zwar konnte man ihn sehen und hören, aber Natur und Essenz seiner Person blieben verborgen – wer mit normalen Mitteln danach Ausschau hielt, konnte nichts Außergewöhnliches mehr feststellen. Weder Magiere noch der Hund oder das Topasamulett, das er für sie geschaffen hatte, würden seine Präsenz als Edler Toter erkennen.
    Leise trat er in den Flur, schloss die Tür hinter sich und ging die Treppe hinunter. Es war schon spät am Abend, und unten hielt sich niemand auf. Unbemerkt verließ er den Gasthof.
    Der Schrei einer Frau hallte durch die Nacht.
    Welstiel schaute auf der Straße in beide Richtungen und erweiterte seine Sinne, nahm aber nichts wahr. Kurz darauf hörte er ein schweres Pochen auf Holz, drehte sich um und sah zuerst zum Gasthaus zurück und dann in die Seitenstraße. Mit langen Schritten ging er zur Ecke und spähte mit wachsender Besorgnis in die Lücke zwischen den beiden Gebäuden.
    Chane würde doch nich t … so nahe bei ihrer Unterkunft?
    Welstiel eilte weiter und erreichte eine schmale Gasse. Dort war Chane und hielt eine gut gekleidete Frau an die Rückwand des Gasthofs gedrückt. Die eine Hand war um ihre nach oben gezogenen Handgelenke geschlossen, die andere auf ihren Mund gepresst. Er schickte sich gerade an, in den weißen Hals der Hilflosen zu beißen.
    Zorn quoll in Welstiel hoch. War Chane so sehr dem Wahnsinn verfallen, dass er nicht davor zurückschreckte, in unmittelbarer Nähe ihres Quartiers zu töten? Und noch dazu eine Adlige?
    Chane öffnete den Mund, knurrte wie ein wildes Tier und zeigte seine langen Eckzähne, biss aber noch nicht zu. Offenbar begnügte er sich zunächst damit, die Furcht der Frau zu genießen. Er hielt sein Gesicht direkt vor ihres und bleckte die Zähne. Die Frau riss die Augen auf und wollte schreien, doch die Hand auf ihrem Mund hinderte sie daran, Chane wirkte nicht triumphierend, sondern enttäuscht und unzufrieden, als er ihr die Zähne in den Hals bohrte.
    Welstiel zögerte unsicher. Sollte er das Bewusstsein der Frau umnebeln, damit sie sich nicht genau daran erinnerte, was jetzt geschah? Wenn Chane anschließend den Gasthof verließ und der Adligen keine Gelegenheit gab, ihn noch einmal zu sehe n … Er trat einen Schritt vor, bereit dazu, Chane an den Haaren zu packen wie einen Hund.
    Ein grauer Schemen kam von oben herab und hüllte Chane ein.
    Welstiel wich an die Wand des Gasthauses zurück und beobachtete, wie die vom Dach herabgesprungene schattenhafte Gestalt Chane zu Boden riss, der noch immer die Adlige festhielt und sie mit sich zog. Schließlich gelang es ihr, sich aus seinem Griff zu lösen und in Richtung Hintertür zu kriechen. Chane stieß den Angreifer von sich, kam auf die Beine und zog sein Schwert.
    »Hilfe!«, rief die Frau. »Wächter! Hilfe!«
    Bevor Chane sein Schwert heben konnte, rasten ihm zwei Objekte aus Metall entgegen. Das erste schlug er beiseite, doch das zweite traf ihn mitten in der Brust. Er starrte auf das Stilett hinab, das sich ihm in den Körper gebohrt hatte.
    In der Gasse stand ein schlanker Mann, etwas größer als Chane. Kniehose und Hemd waren grau oder vielleicht grün. Die wadenhohen, weichen Stiefel und der Kapuzenumhang mochten noch etwas dunkler sein. Die Ecken des Umhangs waren hochgezogen und an der Taille verknotet, was volle Bewegungsfreiheit gewährleistete. Ein Schal verbarg das Gesicht unter der Kapuze.
    Welstiel machte von seiner Nachtsicht Gebrauch und sah ein gelbliches oder orangefarbenes Glitzern in den großen Augen des Mannes. Die schmalen Hände waren braun.
    Weder die Frau noch ihr geheimnisvoller Retter bemerkten Welstiel. Die Adlige hatte bereits nach den Wächtern gerufen, und es würde

Weitere Kostenlose Bücher