DHAMPIR - Dunkelland
Treppe, und dabei strich ihm ihre Hand kurz über den Arm. Leesil forderte Wynn und Chap mit einem Wink auf, ihr zu folgen.
Als er ein Stilett wegsteckte und den Kristall hervorholte, blickte er noch einmal in den dunklen Gang. Irgendetwas stimmte hier nicht. Langsam ging er an den geschlossenen Zellentüren zu beiden Seiten vorbei.
Nach drei Schritten entdeckte er im Licht des Kristalls das leere Ende des Ganges, und er war sicher, dass sich keine der Türen geöffnet hatte.
Wachsam kehrte Leesil dorthin zurück, wo sich die Korridore trafen, beobachtete dabei jeden Schatten.
Er folgte den anderen in den Salon und sah dabei mehr als einmal über die Schulter. Vom Zimmer mit den holzvertäfelten Wänden führte er seine Begleiter in den Flur und dann die schmale Treppe zur Tür hinunter, durch die sie den breiteren Flur im Erdgeschoss erreichten. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder in der Küche waren und dann draußen hinter der Kaserne. Leesil schloss die Tür hinter ihnen ab und befestigte den Schlüssel am Gürtel des bewusstlosen Wächters. Magiere reichte ihm ihr Falchion, und er schob es in die Scheide.
Beim Schlupfloch in der Kastellmauer krochen die anderen schnell hindurch. Als er zurücktrat und Anstalten machte, das mobile Wandsegment in die Öffnung zu schieben, griff Magiere nach seinem Arm.
»Was machst du da?«, fragte sie. »Es ist Zeit, diesen Ort zu verlassen.«
»Von außen kann ich die Öffnung nicht schließen. Wenn wir sie offen lassen, könnte jemand ins Schloss gelangen, und man gäbe den Väränj-Soldaten die Schuld.«
Magiere setzte zu einer Antwort an, und Leesil wusste, was sie sagen wollte. Warum sollte er sich wegen der Väränj-Soldaten Sorgen machen? Er beugte sich durch die Öffnung, gab Magiere einen Kuss auf die Nase und brachte sie damit zum Schweigen.
»Wir treffen uns im Gasthau s – vielleicht bin ich sogar eher dort als du. Geh jetzt.«
Er schob den Steinblock über die Schienen und blockierte ihn anschließend mit Hilfe des Hebels.
Zum zweiten Mal in jener Nacht wartete Magiere mit Wynn in ihrem Gasthauszimmer. Der Morgen rückte näher, niemand von ihnen hatte geschlafen, und Chap wanderte unruhig umher, sah immer wieder zu Wynn. Wie oft es die junge Weise auch versuchte: Sie konnte den Hund nicht dazu bringen, dem Leder mit den Elfensymbolen Beachtung zu schenken und Fragen in Hinsicht auf die Frau im Kerker des Kastells und den rätselhaften Meister Ubâd zu beantworten.
Magiere bemühte sich, ruhig zu bleiben, aber ihr drängten sich zu viele Fragen auf. Würde die Suche nach ihrer Vergangenheit sie alle in eine Sackgasse führen? Log Osceline? Von dieser Reise erhoffte sich Magiere vor allem Wahrheit, und jetzt, da sie in Reichweite rückte, war sie nicht mehr sicher, ob sie wirklich dafür bereit war.
Wynn beobachtete sie vom Bett aus, und Magiere sah Sorge in ihren Augen. Wie seltsam: Wynn, die immer nach Wissen und neuen Erkenntnissen strebt e … Auch sie fürchtete, was sie vielleicht entdecken würden.
»Was auch immer geschieht, Magiere«, sagte Wynn. »Du bleibst du, und wir sind bei dir.«
Die Worte waren banal, aber willkommen.
Plötzlich öffnete sich die Tür, und Leesil kam herein. Magiere atmete erleichtert auf.
»Du hast dich also aus dem Kastell geschlichen«, sagte sie.
»Natürlich.« Er vergeudete keine Zeit, verstaute das Kästchen mit den Werkzeugen und die Klingen in der Truhe. »Ich weiß, dass alle müde sind, aber wir sollten sofort aufbrechen. Wir wechseln uns an den Zügeln ab, während die anderen schlafen.«
»Einfach so?«, fragte Magiere. »Wir jagen diesen Ubâd und verlassen uns dabei auf das Wort einer geheimnisvollen Frau, die sich im Kerker des Kastells verbirgt?«
»Bist du nicht bereit?«, erwiderte Leesil.
»Es kommt darauf an, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht«, betonte Wynn. »Wir haben nach Aufzeichnungen gesucht, die Magieres Vater betreffen, und die Begegnung mit der Frau war ei n … Zufall, der uns gelegen kam.«
»Osceline hat bestimmt nicht ausschließlich die Wahrheit gesagt, sondern auch gelogen«, meinte Leesil. »Was ihren Herrn und Meister betriff t … Ich glaube, sie fürchtet ihn wirklich. Er dürfte gefährlich sein, wenn er selbst über große Entfernung hinweg eine solche Art von Unterwerfung bewirkt.«
»Wir wissen, dass Vordana nach mir Ausschau hielt«, sagte Magiere. »Und wir wissen, dass für meine Geburt eine arkane Beschwörung erforderlich war. Wenn dieser Ubâd dabei war,
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