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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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hatte ihn von Beginn seiner Existenz als Untoter begleitet. Er erinnerte sich an Furch t … an Furcht vor seinem Vater.
    Mehrere Nächte nachdem er beobachtet hatte, wie sein Vater und Ubâd dem Zwerg die Kehle durchgeschnitten hatten, auf dass sein Blut in den Bottich floss, saß Welstiel in seinem Zimmer im Obergeschoss des Bergfrieds.
    Ubâd erfüllte ihn mit Abscheu, aber über die Jahre hinweg hatte Welstiel mit dem Lakaien seines Vaters das Spiel von Lehrer und Schüler gespielt: Er verbesserte seine Beschwörungskünste und lernte, dabei Objekte zu benutzen. Zauberformeln mochten vielseitig sein, doch sie unterlagen Beschränkungen. Rituale waren mächtig, aber ihre Wirkung hielt nicht so lange an wie die eines Objekts. Auf dem Schreibtisch vor ihm stand seine jüngste Kreation: eine Kugel aus Mattglas, darin drei tanzende Funken, deren Licht das kleine Zimmer ausreichend erhellte. Diese besondere Lampe erforderte weder Öl noch Feuer. Die Lichter in ihr waren beschworene Elementargeister der einfachsten Art. Keine Feenwesen, sondern weniger gebundene Elementargeschöpfe von Feuer und Luft, den Anweisungen des Besitzers der Kugel unterworfen. Wenn die Sonne ein Feenwesen war, so ließen sich diese Lichter mit fernen Sternen am Nachthimmel vergleichen.
    Zufrieden betrachtete er das Ergebnis seiner Bemühungen.
    Am Himmelbett lehnte eins seiner ersten Werke: ein Falchion, dessen Klinge eine für Untote tödliche Essenz enthielt. Angesichts des blinden Vertrauens, das sein Vater dem Nekromanten entgegenbrachte, hielt es Welstiel für besser, sich zu schützen. Er hatte gelernt, sich vor allem auf sich selbst zu verlassen.
    Es fiel ihm schwer, auf die Notizen konzentriert zu bleiben, während ihm Bilder vom blutigen Inhalt der Kästen durch den Kopf zogen. Magelia war in einem der kleineren Zimmer im Keller eingesperrt und hatte bestimmt die Schreie aus jenem Raum gehört. Welstiel hatte dafür gesorgt, dass die Bediensteten ihr zu essen und zu trinken brachten, war aber nicht selbst zu ihr gegangen.
    Er mied den Keller, seit sein Vater einen Steinmetz und drei Arbeiter aus einem benachbarten Ort gezwungen hatte, im Gang eine neueMauer zu errichten, die den Zugang zum siebten Raum blockierte. Als die Männer mit ihrer Arbeit fertig waren, kehrten sie nicht heim.
    Es klopfte an der Tür, und Welstiel seufzte leis e – er wollte nicht gestört werden. »Wer ist da?«
    »Ich muss mit dir reden«, erklang die Stimme von Lord Bryen Massing.
    Welstiel stand widerstrebend auf und öffnete die Tür.
    Sein Vater sah müde und abgespannt aus. Sein Haar war zerzaust, das Gesicht noch bleicher als sonst. Schmutz zeigte sich an seinem weißen Hemd, das zerknittert über der Hose hing. Er trug weder einen Umhang noch sein Schwert.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Welstiel, obwohl es ihm jetzt sogar Mühe bereitete, Sorge auch nur zu heucheln.
    Seit ihrer Ankunft im Bergfried war Lord Bryen nie in dieses Zimmer gekommen, und aus irgendeinem Grund weckte seine Präsenz Unbehagen in Welstiel. Er wich zur Seite, bevor er die Tür schloss.
    Bryen näherte sich dem Schreibtisch und betrachtete die Gegenstände darauf, ohne einen von ihnen zu berühren. Er stand so lange stumm da, dass sich Welstiel fragte, was einen Mann beunruhigen konnte, der zu einem Gemetzel wie dem im Keller fähig war.
    »Es ist an der Zeit, mein Sohn«, sagte Bryen und kehrte Welstiel noch immer den Rücken zu. »Es ist an der Zeit, dass du zu mir kommst.«
    »Dass ich zu dir komme? Aber du bist doch hier.«
    Bryen schien ihn gar nicht zu hören und starrte weiterhin auf den Schreibtisch.
    »Es ist schon spät«, fuhr er fort. »Spät für das, was schon vor Jahren hätte geschehen sollen. Aber du warst immer so verbunden mit den Dingen deiner Welt. Jetzt brauche ich dich in meiner.«
    Welstiels Unbehagen wuchs, und er ging zu seinem Bett.
    »Versuch nicht, das Falchion zu nehmen«, sagte sein Vater, ohne sich umzudrehen. »Ich weiß, warum du es angefertigt hast, aber du brauchst es nicht. Mein Geschenk für dich macht es unnötig.«
    »Ich will dein Geschenk nicht.« Welstiel schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die Absicht, wie du zu werden.«
    »Ic h … Unser Gebieter braucht dich. Er flüstert seine Pläne, und du spielst eine wichtige Rolle in ihnen. Du wirst stolz sein.«
    Von einem Augenblick zum anderen stand Bryen zwischen Welstiel und dem Bett mit dem Falchion. Seine Augen waren hell, wirkten seltsam kristallin, und Welstiels

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