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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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desorientiert, wie immer, wenn er mit der schwarzen Schlange kommuniziert hatte. Er sah sich verwirrt um, und erst nach einigen Sekunden fiel ihm ein, dass sie in einem Gasthaus untergekommen waren. Die Tür seines Zimmers war abgeschlossen, und er stand auf, um Chane eintreten zu lassen.
    Sein Reisegefährte trug bereits ein weißes Hemd und einen mitternachtsblauen Umhang. Hoch aufgerichtet stand er in der Tür, musterte Welstiel kurz und wich einen Schritt zurück. »Entschuldige. Ich dachte, du wärst auf.«
    »Komm herein«, sagte Welstiel. »Ich werde nach der Dhampir Ausschau halten. Vielleicht hat sie noch nicht aufgegeben, so stur wie sie ist, und ich möchte ihren Weg verfolgen. Hättest du etwas gegen einige weitere Nächte in dieser Stadt einzuwenden?«
    »Kéonsk ist nicht Bela, aber jede Stadt ist besser als die Wildnis dort draußen.«
    Welstiel holte den Messingteller und das Messer hervor, nahm damit am Tisch Platz. Die neue Kraft in ihm hatte alle Spuren der früheren Schnitte beseitig t – der Stummel seines kleinen Fingers zeigte glatte Haut. Er ritzte sie mit der Klinge, ließ einen Tropfen auf die Mitte des Tellers fallen und murmelte dabei magische Worte.
    Der Tropfen zitterte, kroch zur Seite und verharrte eine Daumenbreite von der Mitte entfernt auf der östlichen Seite.
    »Nein«, flüsterte Welstiel und starrte auf den Teller hinab. »Warum sollte sie noch weiter nach Osten reisen?«
    Die Richtung war noch beunruhigender als der Umstand, dass sich Magiere erneut davongemacht hatte. Welstiel kannte keinen Ort östlich von Kéonsk, der mit ihrer Vergangenheit in Verbindung stand. Nur er selbst hatte Erinnerungen an jene verfluchte Gegend.
    MagierekonnteunmöglicheineSpurentdeckthaben,diedorthinführte,zuseinereigenenVergangenhei t – selbstwennderverhutzelteIrredortnachsovielenJahrzehntennochexistierte.
    Chane näherte sich. »Was ist passiert?«
    »Sie will offenbar nach Apudâlsat, dem Dorf der Wassertiefen«,sagteWelstiel; er hatte Chanes Frage nur mit halbem Ohr gehört.
    MagierewarzurSclävên-Provinzunterwegs.InWelstiels JugendwarendieSclävêndasersteadligeHausgewesen,dem seinVaternachderAnkunftindiesemLand,aufdiesemKontinent,gedienthatte.DamalswarBryeneinesAbendsmiteinemverschrumpeltaussehendenaltenSumaner,dereinendunklenUmhangundeineMaskeohneAugenschlitzetrug,zurFestebeiApudâlsatheimgekehrt,amRandederausgedehntenSümpfevonEverfen.
    Magiere hatte sich auf den Weg zu Ubâd gemacht.
    »Wovon redest du da?«, fragte Chane.
    »Sei still und lass mich nachdenken«, erwiderte Welstiel scharf.
    Er blickte auf den Tropfen hinab und fragte sich, wie Magiere von Ubâd erfahren haben konnte.
    Chane betrachtete den Messingteller ebenfalls. »Soll ich erneut versuchen, sie aufzuhalten? Musst du jenen Ort vor ihr erreichen?«
    Welstiel überlegte. Nein, es war nicht ratsam, überstürzt aufzubrechen und zu versuchen, vor Magiere in Apudâlsat zu sein. Derartige hektische Aktivitäten hätten Ubâd aufmerksam gemacht, und Welstiel wollte seine eigene Präsenz nicht preisgeben.
    »Nein, das nützt diesmal nichts«, erwiderte er. »Nichts wird sie von ihrem Ziel abbringen. Aber wir müssen zu ihr aufschließen und in ihrer Nähe bleiben. Magiere ist zu einer Gefahr unterwegs, mit der sie nicht fertig werden kann.«
    Er sah Chane an.
    »Aus dem Verborgenen müssen wir ihr helfen«, fügte er hinzu. »So wie du deiner jungen Weisen geholfen hast.«
    Bei der Erwähnung von Wynn beobachtete Welstiel, wie Schmerz durch Chanes Gesicht huschte. Er verschwand sofort wieder.
    »Natürlich«, sagte Chane und ging zur Tür. »Ich bereite die Pferde vor.«
    Welstiel wusste, dass es seinem Reisegefährten vor allem um die junge Weise ging. Schon allein durch den Hinweis, dass sich Wynn in Gefahr befand, ließ sich Chane zur Zusammenarbeit bewegen. Aber nur Magiere war wichtig, und sie hielt an der Entschlossenheit fest, Antworten auf ihre Fragen zu suchen, auch wenn sich daraus eine Katastrophe ergeben konnte. Andererseits: Welstiel kannte Magiere, Ubâd kannte sie nicht. Sie ließ sich nicht leicht manipulieren. Welstiel blieb nichts anderes übrig, als in den Schatten zu bleiben und zu vesuchen, Magiere von dort aus so gut wie möglich vor Ubâd abzuschirmen.
    Chanes Vorbereitungen würden eine Weile dauern, und Welstiel sank aufs Bett. Seine Gedanken kehrten zu einer bestimmten Nacht im Bergfried bei Chemestúk zurück. Er sah zu der Kugel mit den drei wandernden Lichtern auf dem Nachtschränkche n – sie

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