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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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mit mir, zurück zum Bergfried.«
    Der grasbewachsene Hügel verschwand zusammen mit dem Herbsthimmel darüber.
    Magelia war in ein Zimmer weiter oben im Bergfried gebracht worden, in einen Raum ohne Fenster. Sie untersuchte die verschlossene Tür, die aus massivem Holz bestand, drückte vergeblich die Klinke.
    Sie war gefangen und allein.
    Trotz ihrer Furcht dachte sie immer wieder an Bieja, an die Angst ihrer Schwester am Abend der Entführung und daran, wie besorgt sie sein musste. Wirre Gedanken zogen ihr durch den Kopf. Sie dachte daran, Bedienstete zu bestechen, auf dass sie Bieja eine Mitteilung von ihr zukommen ließen, doch sie sah nur die Wächter, die ihr zu essen brachten. Es waren immer zwei. Einer blieb draußen im Flur stehen, während der andere den Teller in ihrem Zimmer neben die Tür stellte. Magelia gab es schließlich auf, ihnen Fragen zu stellen und sie zu bitten, ihr Auskunft zu gebe n – die beiden Männer blieben stumm, sagten kein Wort.
    Die einzige andere Person, die sie gesehen hatte, war Welstiel, der Adlige mit den weißen Flecken an den Schläfen, ein Mann von kühler Höflichkeit. Auf seine Anweisung hin hatte man sie in diesem Zimmer untergebracht.
    Es war ein kalter, fast leerer Raum, mit einer dünnen Matratze auf dem Boden und einer Waschschüssel daneben, mehr nicht.
    Magelia unterbrach ihre Überlegungen, als sie hörte, wie im Flur der Riegel beiseitegeschoben wurde. Die Tür öffnete sich, und Lord Massing trat ein, jener Mann, den man Bryen nannte.
    Er war groß und nutzte seine stattliche Erscheinung, um die Leute in seiner Nähe einzuschüchtern. Magelia sah sein dunkles Haar und die helle Haut und dachte, dass er ohne die seltsame Leere in seinem Gesicht vielleicht attraktiv gewesen wäre. Sie hatte nur einen Ausdruck darin gesehen: Arroganz.
    Magelia verabscheute ihn.
    An diesem Abend kam er besonders gut gekleidet und trug eine schwarze Hose, ein hellbraunes Hemd und einen schokoladenbraunen Umhang. Das Haar war sorgfältig nach hinten gekämmt. Hinter ihm stand eine junge Bedienstete, die ganz offensichtlich schreckliche Angst vor ihrem Herrn hatte. Magelia kannte sie nicht, was bedeutete, dass sie nicht aus Chemestúk stammte. Sie brachte ein seidenes Gewand, eine Haarbürste und Nadeln. Die Farbe des Gewands lag irgendwo zwischen Elfenbein und Zartrosa.
    »Zieh deine Lumpen aus«, sagte Lord Massing. »Diese Bedienstete wird dir beim Ankleiden helfen.«
    »Nicht solange du dich in diesem Zimmer befindest«, erwiderte Magelia. Sie wollte keine Angst zeigen.
    »ZiehdeineSachenaus,oderichreißesiedirvomLeib«,sagteer.
    Es war keine leere Drohung. Magelia begriff, dass Lord Massing ihr einfach nur sagte, was geschehen würde, wenn sie sich widersetzte. Sie fügte sich und begann damit, ihr blaues Kleid aufzuknöpfen. Die Bedienstete eilte herbei und half ihr.
    Magelia wandte sich von Lord Massing ab, als sie nur noch in ihrer Unterwäsche dastand. Die Bedienstete streifte ihr das Seidengewand über und schnürte es zu. Anschließend bürstete sie ihr das Haar, steckte es auf dem Kopf zusammen und ließ einige lockige Strähnen auf Schultern und Rücken fallen.
    »Herr?«, fragte sie, als sie fertig war.
    Bryen nickte. »Ja, viel besser.«
    Er ergriff ihren Arm, bevor sich Magelia umdrehen konnte. Sie versuchte nicht, Widerstand zu leisten, denn das hätte keinen Sinn gehabt. Lord Massing zog sie aus dem Zimmer, durch den Flur und in einen anderen Raum.
    Ein Himmelbett stand dort, und auf einem kleinen Tisch ruhte eine Kugel auf einem eisernen Sockel. Lichter tanzten in ihrem matten Glas. Als Magelia eintrat, weckte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit, und sie sah sich selbst in einem hohen Spiegel an der Wand neben dem Tisch. Sie sah aus wie eine Lady, die ihrem Lord in seiner Feste Gesellschaft leistete.
    Das Zimmer schien sauber zu sein, aber es roch nach einem umgestoßenen Nachttopf, und hinzu kam ein süßlicher Geruch, den sie nicht zu deuten wusste. Lord Massing folgte ihr, und Magelia sah nicht nur ihn im Spiegel, sondern auch noch zwei andere Personen. Sie drehte sich um.
    Neben dem Bett stand der Maskierte namens Ubâd. Seine dünnen Lippen formten ein Lächeln, und er hatte die Hände in die Ärmel seines holzkohlegrauen Kapuzenmantels geschoben. Auf der anderen Seite des Bettes stand Welstiel.
    Magelia erinnerte sich daran, dass er Lord Massing »Vater« genannt hatte, obwohl er der Ältere von ihnen beiden zu sein schien. Dünne Falten umgaben seine kalt

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