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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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zeigen, was du willst.«
    »Na schön. Tu alles Notwendige.«
    »Magiere!«, stieß Leesil hervor. »Nein!«
    Fackelschein tanzte über Ubâds Maske, und Magiere fragte sich, wie das Gesicht dahinter aussehen mochte. Abscheu und Ekel regten sich in ihr.
    »Schon gut, Leesil«, erwiderte sie. »Ich durchschaue es, wenn das ein Trick ist und jemand anders versucht, sich als meine Mutter auszugeben.«
    Ubâd holte einen Dolch mit schmaler Klinge hervor und nahm einen Knochen von der Steinplatte. Als Magiere sah, wie dieses Geschöpf die Reste ihrer Mutter berührte, hätte sie es am liebsten mit ihrem Falchion in Stücke geschlagen. Die dunkle Brühe im Bottich kochte. Spritzer kamen über den Rand und fielen zischend ins Feuer.
    Ubâd hielt das Knochenstück über den Bottich und kratzte mit der Schneide des Dolches. Weiße Schnipsel lösten sich und fielen in die brodelnde Flüssigkeit. Der Maskierte legte den Knochen beiseite und streckte die Hand nach Magiere aus.
    »Ihr teilt Blut und Knochen. Gib mir deine Hand.«
    Magiere hielt das Falchion erhoben und reichte Ubâd die andere Hand. Er schnitt in die Kuppe des kleinen Fingers und drückte, bis ein Tropfen Blut zu den Knochenschnipseln in den Bottich fiel.
    Der Maskierte begann mit einem Sprechgesang.
    Die Geister in der Höhle verschwanden, und Vordana wich zurück.
    Magiere sah noch die Sorge in Leesils Gesicht und Wynns furchtsam blickende Augen, als sich die junge Weise langsam näherte.
    Die Flüssigkeit im Bottich stieg, schwappte über den Rand und tropfte mit lautem Zischen ins Feuer. Dampf stieg auf und hüllte das Dreibein in eine dichte Wolke. Die Umrisse einer Gestalt formten sich darin.
    Die Frau war jung und schön und hätte Magieres Schwester sein können. Ihre Haut war nicht so hell, und es zeigte sich kein blutrotes Schimmern im Haar, aber die Ähnlichkeit war unübersehbar: eine hohe, glatte Stirn über schmalen, gewölbten Brauen und einer langen, geraden Nase. Die Frau war groß und schlank und trug das blaue Kleid, das Magiere selbst bei einigen Gelegenheiten getragen hatte. Verwirrt sah sie sich um, bis ihr Blick Magiere erreichte.
    Ubâds Sprechgesang wurde lauter.
    Die junge Frau hatte bisher geschwebt und sank nun auf den granitenen Boden. Sie sah Magiere in die Augen und streckte die Hand aus. Magiere zögerte kurz und ergriff sie dann. Sie fühlte keinen Schmerz, als die Höhle um sie herum verschwand.
    Plötzlich stand sie auf einem grasbewachsenen Hügel inmitten eines Waldes, und zwischen den Bäumen sah sie die kleinen, niedrigen Hütten von Chemestúk. Es war Anfang Herbst, und auf den nahen Feldern, die harte Arbeit dem Wald abgerungen hatte, ernteten die Dorfbewohner Kürbisse. Eine Frau unter ihnen weckte Magieres Aufmerksamkeit. Zuerst dachte sie, dass es sich um die gleiche Frau handelte, die sie in der Höhle gesehen hatte, aber sie war kleiner, kräftiger gebaut und trug violette Kleidung. Als sie sich aufrichtete und den Schweiß von der Stirn wischte, erkannte Magiere sie.
    Es war Tante Bieja, aber jünger, ohne die Last der Jahre.
    Magiere hörte ein Rascheln im leichten Wind, drehte den Kopf und stellte fest, dass die Frau im blauen Kleid neben ihr stand.
    »Mutter?«, fragte sie. »Magelia?«
    Die Frau berührte Magiere an der Wange. »Tochter. Ich kenne dich.«
    »Magiere. Ich heiße Magiere. Tante Bieja hat mir diesen Namen gegeben.«
    Tränen rannen über Magelias Gesicht. »Bieja hat dich aufgezogen? Bist du glücklich gewesen?«
    Magiere wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie wollte die Tränen ihrer Mutter berühren, sie trösten, aber aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht bewegen.
    »Er hat dich an jenem Abend genommen«, flüsterte Magelia. »An dem Abend, als du geboren wurdest. Aber er versprach, dich zu schützen. Ich erinnere mich an dein weiches Haar. Du kamst mit schwarzem Haar zur Welt. Und mit dunklen Augen, nicht mit blauen wie die meisten Babys.«
    »Mutter.« Es fiel Magiere schwer, dieses eine Wort auszusprechen. »Ich muss wissen, was geschehen ist. Und wie es geschah.«
    »Hast du mich deshalb gerufen?« Magelias Gesicht verdunkelte sich, und Magiere hatte das Gefühl, den eigenen Zorn in einem Spiegel zu sehen. »Du möchtest erfahren, wer dein Vater ist?«
    »Ich muss Bescheid wissen.«
    Magelias Züge wurden wieder weicher. »Es ist mir gleichgültig, solange ich dich sehen und berühren kann.« Magelias Finger lösten sich von Magieres Wange und schlossen sich um ihre Hand. »Komm

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