DHAMPIR - Dunkelland
nach ihrem Arm. »Es ist ein Trick«, sagte er. »Und selbst wenn nich t … Ich habe es dir auf dem Friedhof gesagt:Eswäre schrecklich für dich, den Tod deiner Mutter mitzuerleben.«
Die Luft um Magiere geriet abrupt in Bewegung und fuhr durch ihr Haar. Im gleichen Augenblick griff der Soldatengeist Leesil an.
Die durchscheinende Faust schlug nach der Schläfe und versank im Kopf. Leesil krümmte sich zusammen und verdrehte die Augen.
Von einem Augenblick zum anderen ging es drunter und drüber.
Geister huschten herbei, machten einen Bogen um Magiere und zielten wie vom Wind getriebene Nebelfetzen auf Leesil. Wynn wich in Richtung Flur zurück, doch nicht schnell genug: Zwei Schemen erreichten sie und bohrten sich ihr in die Brust. Sie brachte nicht einmal ein Wimmern zustande, als sie zu Boden ging, und die kalte Lampe rutschte ihr aus der Hand.
»Ubâ d … «, stöhnte Leesil.
Er klammerte sich an Magieres Arm fest, ließ aber die Klingen fallen. Magiere drehte sich um, brachte sich selbst zwischen ihn und den Maskierten. Mit der freien Hand zog sie Leesil näher und versuchte, ihn mit ihrem Körper abzuschirmen. Sie hörte, wie Wynn einen schmerzerfüllten Schrei ausstieß. Leesil zog ein Stilett aus dem Ärmel und hielt es zwischen ihnen, wo es niemand sehen konnte.
Verwirrt blickte ihm Magiere in die bernsteinfarbenen Augen, und er flüsterte: »Schnapp dir Ubâd!«
Leesil schob sie zurück und hob das Stilett an der Klinge. Als er die Klinge warf, verstand Magiere plötzlich.
Sie drehte sich um und lief los, folgte dem fliegenden Stilett.
Es zielte auf Ubâds Maske, doch der verhutzelte Alte rührte sich nicht. Aus dem Augenwinkel sah Magiere, wie Vordana erschrocken die Hand hob.
Das Stilett verharrte mitten in der Luft, nur die Länge einer Hand von Ubâds Gesicht entfernt.
Magiere kam heran und holte mit dem Falchion aus. Vordana eilte von der Seite herbei, das Topasamulett in der einen Hand. Plötzlich stolperte er, als lautes Knurren erklang.
Vordana kippte zur Seite und aus Magieres Blickfeld, und das Stilett fiel mit einem dumpfen Pochen zu Boden. Magiere hörte, wie Chap immer wieder zuschnappte, woraus sie schloss, dass der untote Zauberer beschäftigt war. Sie stand ganz still, die Spitze des Falchions lag an Ubâds Kehle.
»Ruf deine Toten zurück«, sagte sie. »Oder du kannst ihnen Gesellschaft leisten.«
Ubâd rührte sich nicht von der Stelle, und kein Ton kam über seine Lippen.
Chaps Knurren wurde leiser, und die von Vordana kommenden Geräusch e – der untote Zauberer zappelte auf dem Bode n – wichen der Stille.
»Leesil?«, rief Magiere, ohne den Blick von Ubâd abzuwenden. Sie erhielt keine Antwort. »Leesil!«
»Alles in Ordnung«, sagte er hinter ihr, und sie hörte, wie er schnaufend näher kam.
»Und Wynn?«
Eine Pause. Dann: »Sie ist wieder auf den Beinen.«
»To t … lebendig«, flüsterte Ubâd, und seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Der Unterschied ist nicht so groß, wie manche Leute meinen. Nicht für dich und mich. Möchtest du noch immer deine Antworten?«
Er glitt langsam zurück, fort vom Falchion, und tastete nicht einmal nach der kleinen Wunde am Hals. Magiere behielt ihn im Auge, als sie die Hand nach dem Schädel auf der Steinplatte ausstreckte. Bilder entstanden in ihr.
Blauer Stof f … ein Kleid. Jenes Kleid, das Tante Bieja ihr gegeben hatte. Und langes dunkles Haar.
Magieres Hand zuckte zurück.
»Nein«, hauchte sie und sah zu Ubâd. »Du hast das Grab meiner Mutter öffnen lassen?«
Er winkte mit einer Hand, als sei die Frage bedeutungslos, streckte sie dann Vordana entgegen.
Der untote Zauberer kam auf die Beine, und Chap näherte sich ihm von hinten. Vordana bewegte sich vorsichtig, als er eine Fackel aus dem Boden zog und mit ihr zur Höhlenmitte ging. Magiere wich zurück, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, und Vordana entzündete das Feuerholz unter dem eisernen Bottich. Flammen züngelten.
»Ich kann dir die Möglichkeit geben, mit ihr zu sprechen«, sagte Ubâd. »Sie wird dir zeigen, wer du bist.«
Magieres Herz klopfte schneller. Mit ihrer Mutter zu sprechen, die sie nie kennengelernt hatte, Magelia auch nur für einen Moment zu höre n … So etwas hätte sie nicht für möglich gehalten. Ausgerechnet der Totenbeschwörer Ubâd bot ihr dieses Geschenk an.
Sie brachte es nicht fertig, es abzulehnen.
»Nur sie und ich?«, fragte Magiere.
Ubâd nickte. »Sie wird in dir sein und dir all das
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