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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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mir nicht den Preis genannt?«
    »Weil du nicht bereit gewesen wärst, deinen Sohn zu opfern«, lautete die hohle Antwort, und Ubâd wandte den Blick ab.
    »Und du bist bereit, mich zu opfern?«, fragte Bryen. Es war kaum mehr als ein Krächzen.
    »Wir dürfen nicht versagen«, erwiderte Ubâd.
    Bryen verschrumpelte immer mehr, und das Haar fiel ihm aus. Seine Haut trocknete ein, spannte sich über den Knochen und riss dann wie altes, gebleichtes Pergament.
    Magelia wollte nicht noch mehr sehen und schloss die Augen.
    Siewusstenicht,wievielZeitvergangenwar,alssieerneutdasBewusstseinwiedererlangte.Düsternisumgabsi e – das einzigeLichtimRaumstammtevondentanzendenLichterninderGlaskugel.WelstielstandnebenihranderSeitedesHimmelbetts.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
    Magelia holte tief Luft und gab keine Antwort. Sie hielt ihre Tränen zurüc k – diese Wesen sollten nicht sehen, wie sie weinte. Ihr ganzer Körper schmerzte, und sie hatte nicht die Kraft, sich aufzusetzen.
    »Hilf ihr«, sagte Welstiel und sah durchs Zimmer.
    Magelia drehte mühsam den Kopf. Einer der beiden Wächter stand auf der anderen Seite des Bettes. Er beugte sich vor, schob die Arme unter sie und hob sie hoch.
    »Vorsichtig«, fügte Welstiel hinzu.
    Magelia war so erschöpft, dass sie kaum merkte, was mit ihr geschah. Der Wächter trug sie in ein anderes Zimmer mit einem großen Bett und einem weißen Kleiderschrank. Die Bedienstete, die sie zuvor angekleidet hatte, eilte umher, füllte Schüsseln mit Wasser und brachte Handtücher. Magelia wurde aufs Bett gelegt, und Welstiel beobachtete das Geschehen kummervoll, ohne selbst einzugreifen.
    »Mein Vater ist fort, und jetzt bin ich hier der Herr«, sagte er. »Du trägst sein Kind, und niemand wird dir etwas zuleide tun. Dieses Dienstmädchen hier wird sich um dich kümmern. Wenn du irgendetwas brauchst, so bringt sie es dir.«
    Während der folgenden Tage und Nächte durfte Magelia die Feste nicht verlassen. Sie fühlte eine Veränderung in sich und begegnete der Sorge, die Welstiel ihr nun entgegenbrachte, mit immer mehr Dankbarkeit. Ihre Abhängigkeit von ihm wuchs, bis sie fast die Schatten in ihrem eigenen Zimmer fürchtete, wenn er nicht da war. Sie schlief am Tag, damit sie während ihrer wachen Stunden nicht allein sein musste, sondern bei ihm sein konnte.
    Manchmal zog er sich zurück, aber in den meisten Fällen hatte er nichts gegen ihre Präsenz einzuwenden, solange sie ihn nicht berührte und nicht zu oft sprach, wenn er beschäftigt war. Als die Schwangerschaft ihren Bauch anschwellen ließ, achtete er mehr darauf, dass sie es bequem hatte. Er bestellte sogar Wollkleider mit offenen Leibchen, damit es für das ungeborene Kind nicht zu eng wurde.
    Welstiel zog in ein anderes Zimmer um und ließ die Einrichtung seines alte n – darunter auch das Himmelbet t – wegschaffen und verbrennen. Er behielt die Kugel mit den tanzenden Lichtern, kehrte aber nie in jenen Raum zurück. Meister Ubâd durfte bleiben, unter der Bedingung, dass er Welstiel aus dem Weg ging.
    »Warum schickst du den grässlichen Mann nicht weg?«, fragte Magelia eines Nachts.
    Sie saßen in Welstiels neuem Zimmer, wo sie eine Decke für das Kind bestickte. Er verbrachte dort viele Stunden damit, seltsame Objekte anzufertigen, ritzte Symbole hinein und murmelte dabei Worte, die Magelia nicht verstand.
    »Weil du ihn vielleicht brauchst, wenn das Kind geboren wird«, erwiderte er.
    Seine Antwort war so unerwartet, dass sie innehielt. Die alte Magelia hätte ihm gedroht, ihn mit einem Schwert zu durchbohren, wenn er so dumm gewesen wäre, Ubâd in die Nähe des Kindes zu lassen. Aber sie fürchtete, dass er ging, wenn sie unfreundlich wurde, und sie wollte an diesem Ort nicht allein sein.
    »Warum glaubst du das?«, fragte sie. »Es gibt eine gute Hebamme im Dorf.«
    SeiteinerWeilearbeiteteWelstielaneinemdünnenMessingring,dereinengroßenTeilseinerZeitbeanspruchte.EinmalbrauchteerfasteineganzeNacht,ummitseinemStahlgriffeleineinzigeswinzigesSymbolindieInnenseitedesRingszuritzen.AbgesehendavongabesnocheinObjekt,dasMageliafaszinierendfand:einenglühendenTopasnebendeninLedergebundenenBüchern.
    Welstiel sah ein wenig verärgert von dem Ring auf. »Du trägst kein natürliches Kind in dir, und deshalb kann man auch keine natürliche Geburt erwarten. Vielleicht brauchen wir Meister Ubâds

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