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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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bringen, ihren Weg zu ändern.
    Während Wynn auspackte und Magiere sich um die Pferde kümmerte, ging Leesil mit einem Wasserbeutel zu Chap. Er klopfte dem Hund auf den Kopf und rümpfte dann die Nase.
    »Worin hast du dich gewälzt?«, brummte Leesil und wischte sich Schmutz von der Hand. »Du sollst ein Feenwesen sein? Bei meinem wunden Hintern! Wir sind kaum einen Tag unterwegs, und schon brauchst du ein Bad.«
    Chap sank an Ort und Stelle zu Boden und wachte bis spät in die Nacht über seine Begleiter.

2
    Über einen halben Mond später zog Magiere seufzend die Zügel ihres zotteligen Ponys und wartete darauf, dass der verdrießliche Leesil zu ihr aufschloss.
    »Halb irres Klappergestell«, brummte er und meinte sein Reittier.
    Von Bela waren sie landeinwärts gereist, erst südlich der Inneren Bucht die belaskische Halbinsel hinunter, dann nach Osten an der Küste des Golfs von Belaski entlang. Bei der Mündung des Wudrask hatte Magiere entschieden, Wagen und Pferde zu verkaufen und den Weg an Bord eines Schleppkahns den Fluss hinauf fortzusetzen. Die erschöpfte Wynn nahm es einfach hin, und Leesil hatte sofort zugestimmt. Sosehr er Reisen übers Meer auch verabscheute: Schiffe auf Flüssen schlingerten nicht die ganze Zeit über; er konnte also hoffen, sein Essen bei sich zu behalten. Die ruhige Fahrt eines Kahns war auch dem unentwegten Schaukeln des Wagens auf holprigen Wegen vorzuziehen. Selbst gegen die sanfte Strömung kamen sie mit dem Kahn meistens ebenso schnell voran, wie es an Land möglich gewesen wäre. Auf den Treidelpfaden am Flussufer warteten Gruppen von Maultieren darauf, den Kahn zu ziehen. Nach Südosten über den Wudrask ging die Fahrt, zurück zu Magieres Vergangenheit.
    Die ereignislose Reise brachte Magiere Ruhe, als sie mit Leesil unter der Decke lag. Auch Wynn und Chap blieben dicht beisammen. Der Weg landeinwärts schien bereits lange zurückzuliegen, obwohl sie ihn gerade erst hinter sich gebracht hatten, und am ersten Tag auf dem Kahn schmiegte sich Magiere eng an Leesil.
    »Bisher hatten wir nicht viel Zeit für uns«, sagte sie zu ihm. »Eine Nacht. Mehr nicht.«
    Leesil lächelte. »Es wird genug Zeit in diesem Leben geben. Bei der Reise habe ich es nicht eilig.«
    Magiere erinnerte sich an den Abend, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte, in der Kaserne der Weisen nach dem Ende ihrer Jagd in Bel a – sie war sehr überrascht gewesen. Noch immer hörte sie die Worte, die er kurz vor dem Kuss gesprochen hatte.
    »Ich habe drei Leben gelebt«, hatte er gesagt. »Als Kind in den Kriegsländern, in einer Welt von Verrat und Tod. Dann unterwegs mit Chap. Und schließlich das Spiel mit dir, von dem Abend an, als wir uns begegnete n … was wir Chaps Einmischung verdanken. Jetzt beginnt ein viertes Leben für mich. Jedes Leben fängt damit an, dass man es einfach lebt. Ich sage noch einmal: So leicht bin ich nicht zu töten.«
    So wenig Zeit war vergangen, seit sie in der Nacht danach im ersten Gasthaus außerhalb von Bela im gleichen Bett geschlafen hatten. Die neue Nähe war seltsam, aber Magiere hielt daran fest. Mehr für Leesil als für sich selbst wünschte sie, dass das vierte Leben sein letztes und längstes sein würde.
    Leesils Hand ruhte unter der Decke auf ihrem Oberschenkel, als der Kahn über den Fluss glitt. Magiere legte ihre Hand auf seine, den Daumen an seinem Handgelenk. Sie spürte die Narben dort, die von ihren eigenen Zähnen stammte n – damals in Miiska hatte Leesil ihr mit seinem Blut das Leben gerettet. Die Narben ließen Furcht in ihr entstehen, aber sie zog die Hand nicht fort.
    Magiere beobachtete, wie die vom Herbst vergoldete Welt vorbeizog. Nicht nur die Jahreszeit brachte Veränderunge n – auch die Landschaft selbst veränderte sich, als der Kahn sie an den Grenzen von Belaski im Süden und Strawinien im Norden entlangtrug. Nach sieben weiteren Tagen blieb Belaski hinter ihnen zurück, und sie erreichten eine andere Welt, in der der Fluss die Grenze zwischen Strawinien und Dröwinka bildete. Beiden Ländern fehlten Belaskis Reichtum und gute Verwaltung, was bedeutete, dass sich kaum jemand um die Pflege der wichtigsten Straßen und Verbindungswege kümmerte. Als der Fluss schmaler und die Strömung ein wenig stärker wurde, wechselten die Kahnleute die Maultiere gegen Ochse n aus – sie liehen sie von den Bauern aus, die die Gelegenheit begrüßten, während der ruhigen Zeit etwas Geld zu verdienen. Der Kahn kam langsamer voran, und nachdem

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