DHAMPIR - Dunkelland
schlammiger Pfad. Die Reise war recht beschwerlich gewesen.
»Ein König sollte mehr auf die Straßen seines Königreichs achten«, brummte Leesil und entnahm einem Jutesack Kekse und Äpfel.
»Dröwinka hat keinen König«, sagte Wynn.
Leesil reichte ihr einen Apfel. »Was?«
»Es gibt hier keine Erbmonarchie, nur einen Großfürsten.«
Leesil schnaubte. »Wo ist der Unterschied? Ein König mit einem anderen Tite l … Meistens ist er trotzdem ein Tyrann oder bestenfalls gleichgültig.«
Magiere kannte die Unterschiede in ihrem Heimatland gut genug, hatte aber nie versucht, Herrscher und ihre Gepflogenheiten zu verstehen. In ihrem früheren Leben hätte sich dadurch kaum etwas verändert.
»Ich habe belaskische Geschichtsbücher gelesen«, sagte Wynn. Sie hatte sich inzwischen, in eine Decke gehüllt, hingesetzt. »Hier sind die Dinge anders. Dröwinka ist auf mehrere Häuser aufgeteilt, jedes von ihnen steht unter der Herrschaft eines angeblich adeligen Prinzen. Die meisten stammen von Menschen ab, die in ferner Vergangenheit hierher ausgewandert sind oder an Eroberungszügen teilgenommen haben. Die Namen vieler Häuser gehen auf jene Leute zurück, und sie alle dienen dem Großfürsten. Alle neun Jahre wählt eine Versammlung der Adligen einen neuen Großfürsten. Seit über hundert Jahren hat niemand Anspruch auf den Titel eines Königs erhoben.«
»Einige wenige haben es versucht«, sagte Magiere und war zu beschäftigt, um verbittert zu sein. »Die dauernden Intrigen und Ränke hielten sie so beschäftigt, dass sie zu nichts anderem Zeit fanden, als ihre jeweiligen Provinzen in einer Art Würgegriff zu halten. Heute zahlen die Dorfbewohner Steuern und beten, dass ihre Herren nicht zu ehrgeizig werden. Besser ein armseliges Leben als Leibeigener führen, als in den Soldatendienst gezwungen zu werden und auf dem Schlachtfeld zu sterben, nur weil dem Prinzen der Sinn nach der Königskrone steht.«
Chap jaulte, und Wynn kramte in ihren Sachen, holte das Leder mit den Elfensymbolen hervor.
»Wer regiert das Land, in dem wir uns jetzt befinden?«, fragte Leesil.
»Die Äntes«, antwortete Magiere.
»Ihnen gehört der größte Teil des Landes beim Fluss«, warf Wynn ein. »Eins der ältesten Häuser. Magiere weiß sicher mehr.«
Leesil sah Magiere an und wölbte eine blonde Braue.
»Das sind die herzlosen Tyrannen, von denen du eben gesprochen hast«, flüsterte sie. »Mehr brauchst du nicht zu wissen.«
Leesil runzelte die Stirn und überprüfte die am Feuer trocknenden Zweige.
Wynn wandte sich an Chap. » Ag’us a’wiajhis tú oijhchenis?«
Nach so vielen Reisetagen kannte Magiere diesen Satz, obwohl eigentlich kein Elfisch nötig war, um den Hund zu fragen, was er fressen wollte. Chap fraß praktisch alles, was man ihm vor die Schnauze hielt, und die Auswahl war ohnehin begrenzt. Er hatte neben der Weisen gewartet und deutete mit der Pfote auf einige Symbole.
»Getrockneter Fisch«, übersetzte Wynn und beobachtete die Bewegungen der Pfote. »Ein geschälter Apfel. Leesil, ich brauche ein Messer.«
Die Falten fraßen sich tiefer in Leesils Stirn, und er ließ die Schultern kreisen, als kratzte die Wolle des Mantels. Magiere versuchte, seine Reaktion zu ignorieren.
Sie wussten inzwischen, dass Chap mehr war als ein gewöhnlicher Hund, und Leesil schien sich noch immer nicht daran gewöhnt zu haben. Magiere hingegen fand Wynns Höflichkeit Chap gegenüber lobenswert. Er verzichtete auf seine früheren Kapriolen und stieß die junge Weise einfach mit der Pfote an, wenn er wollte, dass sie ihr Leder mit den Symbolen hervorholte. Doch abgesehen von seinen Essenswünschen verriet er kaum etwas über sich, weder über sein Wesen als Majay-hì noch über die Gründe, warum er Leesil vor einigen Jahren beeinflusst hatte, damit er Magiere kennenlernte. Wenn Wynn darauf zu sprechen kam, schenkte er den Symbolen des Leders keine Beachtung. Es ärgerte Leesil noch immer, dass Chap ihn damals manipuliert hatte, und das bereitete Magiere Sorgen. Früher oder später würde er dafür geradestehen müssen.
Leesil schürzte die Lippen, reichte Wynn das Messer und holte dann geräucherten Fisch hervor. Wynn machte sich daran, einen Apfel zu
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