DHAMPIR - Dunkelland
auf Wynn gerichtet, als sie erneut zu Chap trat.
Ein gespenstischer Schrei erklang in der Ferne, gefolgt von einem Zischen, das viel näher war. Ein Glimmen flog durch den Wald, nur einen Steinwurf entfernt: der kindliche Geist, der Magiere zu Ubâd geführt hatte.
»Wir haben keine Zeit, die Leichen zu verbrennen«, sagte sie. »Ubâd ist tot, aber seine Diener sind noch immer dort draußen. Wir müssen los.«
»Sie kehren zurück?«, fragte Leesil. »Ein sonderbarer Wind hat sie alle davongeweht.«
Er näherte sich Wynn mit langsamen Schritten, entweder aus Erschöpfung oder weil er die junge Weise nicht erschrecken wollte.
»Es wird Zeit zu gehen«, sagte er leise.
Wynn konnte das Langschwert nicht mehr halte n – es sank zu Boden. Leesil hob den blutigen Verband zu ihren Füßen auf, drückte ihn behutsam an die Schulter und zog den zerrissenen Umhang darüber.
Chap übernahm die Führung und versuchte, sein rechtes Hinterbein zu schonen, als er durch den Wald lief. Leesil blieb an Wynns Seite, und es ließ sich kaum feststellen, wer wen stützte, als sie dem Hund folgten. Magiere bildete den Abschluss und sicherte nach hinten.
Die Abstände zwischen den Bäumen wurden allmählich größer. Sie schickten sich an, den sumpfigen Wald zu verlassen, in dem Tote wandelten und sich die schwarzen Glieder einer riesigen Schlange gezeigt hatten. Plötzlich erklang hinter ihnen ein Heulen, das näher kam, und Magiere sah zurück.
Der alte Soldat mit der Bauchwunde flog auf sie zu.
»Lauft!«, rief Magiere. »Dort vorn ist der Wald zu Ende.«
Leesil warf einen Blick über die Schulter, sah den Geist, griff nach Wynns Arm und riss sie mit sich. Magiere zog ihr Falchion, hob es und versuchte, die Aufmerksamkeit des Phantoms auf sich zu lenken.
Weitere glühende Gestalten erschienen zwischen den Bäumen. Geister durchdrangen Magiere, ohne Schmerz zu verursachen. Als sie ihre Gefährten am Waldrand glaubte, lief sie ihnen nach, nur von dem einen Wunsch beseelt, diesen Ort und die Entdeckungen dieser Nacht hinter sich zurückzulassen.
Leesil, Chap und Wynn hatten die Baumgrenze passiert und warteten im Freien. Magiere schloss zu ihnen auf, und als sie am letzten Baum vorbeikam, schwoll das Geheul hinter ihr weiter an. Sie war so schnell, dass sie an den Wartenden vorbeigeschossen wäre, wenn Leesil sie nicht festgehalten hätte.
Zornige Geister flogen dicht unter den Baumwipfeln und gingen tiefer. Sie kreischten wütend, aber nicht einer von ihnen wagte sich über den Rand des Waldes hinaus.
Nicht weit entfernt ragte die alte Feste auf, und vor der Außenmauer warteten Taff und Teufelchen und der Wagen. Magiere hatte sich von ihrem Anblick Erleichterung erhofft, aber sie fühlte nichts dergleichen.
»Wynns Schulter muss behandelt werden«, sagte Leesil.
Magiere brachte es nicht fertig, die junge Weise anzusehen. »Du kannst dich darum kümmern, sobald wir unterwegs sind.«
Als die anderen zum Wagen stapften, schaute Magiere noch einmal zum Wald mit den Geistern zurück. Bei all den dramatischen Ereignissen hatte sie eine Person vergessen, die nicht gerettet worden war. Leesil schien noch erschöpfter zu sein als sie, Chap hinkte, und Wynn war verletzt. Es gab keine Möglichkeit, sich um die zurückgebliebene Person zu kümmern.
Magiere wandte sich mit plötzlicher Scham ab und dachte an die Knochen ihrer Mutter in einem Grab aus Granit.
Welstiel wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber er erwachte in finsterster Nacht und fühlte nicht die Nähe der Morgendämmerung. Geister heulten in der Nähe, und er versuchte, ihr Geschrei zu überhören. Schwach und müde kam er auf die Beine und erinnerte sich daran, dass Ubâd tot war. Zu einem letzten Blick trat er auf die Lichtung.
Er sah und roch Blut auf dem Boden, doch die Leiche des Nekromanten fehlte.
Welstiels Blick glitt über den Rand der Lichtung. Vielleicht hatte einer der Diener den Leichnam mitgenommen. Wie auch immer: Welstiel wollte nicht danach suchen. Es bestand die Gefahr, in einem so geschwächten Zustand entdeckt zu werden. Seine Aufgabe war beendet. Er würde Chane finden, mit der Messingschüssel nach Magiere Ausschau halten und diesen Ort dann endgültig verlassen, hoffentlich ohne noch einmal zurückzukehren.
Langsam ging er durch den dunklen Wald und öffnete seine Sinne der Nacht. Er wollte vermeiden, von lebenden Geschöpfen gesehen zu werden, für den Fall, dass Magiere und ihre Begleiter noch in der Nähe weilten. Doch
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