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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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gezwungen gewesen, ganze zwei Wochen auf Nahrung zu verzichten. Er sehnte sich nach warmem Blut, als er im Gebüsch hockte, nur einen Steinwurf von einigen Hütten entfernt.
    Als er erwacht war, hatte sich Welstiel auf dem Boden hin und her gewälzt und wieder im Schlaf geflüstert. Daraufhin hatte Chane beschlossen, auf die Jagd zu gehen, um nicht erneut eine ganze Nacht diese Leere ertragen zu müssen. Und so war er aufgebrochen, während sein Begleiter im Dämmern träumte.
    Alle Sinne weit geöffnet, roch er lebendes Fleisc h … und Blut. Beides befand sich in der Nähe, in den strohgedeckten Hütten. Der Geruch erfüllte ihn mit Erinnerungen an Haut, von seinen Zähnen zerrissen, und salzig schmeckendes Blut, das ihm durch Mund und Kehle strömte, begleitet von einem Herzschlag, der immer langsamer wurde und schließlich ganz aufhörte, während die Kraft des Lebens mehr und mehr auf ihn überging.
    Sollte er warten, bis jemand aus einer der Hütten kam, um Feuerholz zu holen oder noch einmal nach den Gänsen im Pferch weiter hinten zu sehen? Und wenn niemand kam?
    Eine Tür öffnete sich knarrend, und ein beleibter Mann trat nach draußen und nahm einige Scheite vom nahen Holzstapel. Chane spannte die Muskeln, aber die fast schrille Stimme einer Frau erklang und rief den Mann zurück.
    »Mach die Tür zu, Evan! Du lässt die Kälte herein.«
    Die Tür schloss sich wieder.
    Chane hatte nicht die besonderen geistigen Fähigkeiten seines Herrn Toret entwickelt, aber er war in der Lage, die »Präsenz« anderer zu lokalisieren, wenn er sich konzentrierte. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Hütte und fühlte die Leben von fünf Sterblichen. Es waren zu viele Personen an einem Ort, und deshalb wandte er sich der nächsten Hütte zu. Darin befanden sich nur zwei.
    Er ging zur Tür und klopfte an. Eine greise Frau mit einem Zopf aus grauem Haar öffnete die Tür einen Spaltbreit und sah nach draußen. Chane schlang die Arme um sich, als wäre ihm kalt.
    »Verzeiht mir, alte Mutter«, sagte er, »aber mein Pferd hat mich vor einer halben Meile abgeworfen, als ich auf dem Weg zum nächsten Ort war. Vor Einbruch der Nacht konnte ich kein Gasthaus finden. Ich habe nach dem Weg gefragt, und Evan meinte, ich sollte dich um eine späte Mahlzeit und einen Platz am Feuer bitten.«
    Der Blick ihrer braunen Augen war scharf, aber mit seinem langen, maßgeschneiderten Mantel und den guten Stiefeln war er ganz offensichtlich kein Räuber. Chane hoffte, dass sie ihn für einen jungen Kaufmann hielt.
    »In dieser Gegend gibt es kein Gasthaus«, erwiderte sie höflich. »Evan hat dich geschickt? Typisch für ihn. Der faule Kerl kümmert sich ja kaum um seine eigene Familie.«
    »Wer ist da, Großmutter?«, erklang eine Stimme im Innern der Hütte, jung und weiblich. In Chanes Kiefern zuckte es.
    »Ein junger Mann, der sein Pferd verloren hat«, erwiderte die Alte und lachte kurz. Dann zog sie die Tür weit auf. »Komm herein. Wir geben dir zu essen, aber Evan und Olga müssen dich bei sich für die Nacht unterbringen. Meine Enkelin ist nicht verheiratet, und ich möchte nicht, dass die Leute über sie tratschen.«
    So viele neue Empfindungen überraschten Chane in letzter Zeit. Wirklicher Hunger war etwas, das er bei Toret nie erfahren hatte, und jetzt erleichterte es ihn, eingeladen zu werden.
    Das Innere der Hütte war schäbig, wie er erwartet hatte, doch der steinerne Kamin in der Rückwand bot angenehme Wärme, und der über dem Feuer hängende eiserne Teekessel weckte Erinnerungen an frische Pfefferminzblätter.
    All diese Gedanken verließen ihn, als er die zweite Person in der Hütte sah.
    Sie war etwa fünfzehn, mollig und kurvenreich, mit ein paar vereinzelten Sommersprossen und dichtem rotem Haar. Neugierig erwiderte sie seinen Blick.
    »Soll ich Evan holen?«, fragte sie ihre Großmutter.
    »Gleich, Adena. Erst wärmen wir den Eintopf auf.«
    Die Alte bewegte sich nur mit Mühe, als hätte sie Schmerzen in Knochen und Gelenken. Chane wartete, bis sie den Kamin erreichte und dort neben dem Mädchen stehen blieb. Adena nahm einen Lappen und ergriff damit den Teekessel. Als Großmutter und Enkelin dicht nebeneinander standen, trat Chane hinter die Alte, packte ihren Kopf und brach ihr mit einem kurzen Ruck das Genick.
    Ihre Leiche fiel zu Boden.
    Adena ließ den Teekessel fallen, und Wasser spritzte auf ihre tote Großmutter. Chane hielt ihr den Mund zu und hinderte sie an einem Schrei.
    Sie schlug um sich und

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