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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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an.
    »Ich kümmere mich um die Alte«, sagte Welstiel. »Du trägst das Mädche n – dein Hemd ist bereits voller Blut.«
    Chane sah kaum einen Sinn darin, erhob aber keine Einwände. Er nahm Adenas Leiche und kehrte mit Welstiel in den Wald zurück. Auf halbem Weg zu der alten heiligen Stätte versteckten sie die beiden Leichen im dichten Gebüsch und bedeckten sie mit welkem Laub.
    »Aasfresser werden sie finden, und niemand wird erfahren, was geschehen ist«, sagte Welstiel.
    Chane unterdrückte seine Verachtung. Er war frei und ohne Herr, und die neue Kraft in ihm brachte geistige Klarheit. »Hast du festgestellt, wohin die Dhampir unterwegs ist?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Welstiel, ohne ihn anzusehen.
    »Dann wechsele ich das Hem d … während du die Pferde sattelst.«
    Welstiel antwortete nicht und stapfte durch die Nacht.

3
    Leesil zügelte sein Pony, als er voraus das Dorf sah. In dem feuchten Wetter hatten die Füße der Dorfbewohner und die Hufe der Tiere den Boden des Weges zwischen den einfachen, mit Schindeln oder Stroh gedeckten Hütten in Schlamm verwandelt. Rauch kräuselte aus Schornsteinen oder schlichten Abzugsöffnungen. Die Wände waren dort grau, wo der Regen das Holz ausgewaschen hatte. Hier gab es nicht nur den Geruch des Waldes; es roch auch nach Kuhdung, Ruß und feuchtem Heu. Trostlosigkeit hing über der Lichtung, in deren Mitte das Dorf lag.
    Dies war Chemestúk.
    »Wir sind da?«, wandte sich Wynn an Magiere. »Dies ist deine Heimat?«
    »Das war sie«, lautete die Antwort.
    Magiere stieg ab, und Leesil und Wynn folgten ihrem Beispiel. Der Abend dämmerte.
    »Den Rest des Weges gehen wir zu Fuß«, sagte Magiere. »Unerwartete Besucher sollte man schon von weitem sehen, bevor sie das Dorf erreichen.«
    Leesil griff nach den Zügeln und zog sein Pony hinter sich her. Tief in ihm schien sich etwas zu verknoten, als sie an den Hütten ganz am Rand des Dorfes vorbeikamen, und er dachte: Hier ist Magiere aufgewachsen.
    Sie hatte keine Geheimnisse vor ihm. Was auch immer er fragte, sie gab ihm Antwort. Aber er stellte nie Fragen in der Art von »Wie war es bei dir zu Hause?« oder »Wer waren deine Eltern?«. Vielleicht hatte er darauf verzichtet, weil er vermeiden wollte, dass sich Magiere nach seiner Vergangenheit erkundigte.
    Besonders wortgewandt war Magiere nicht, und selbst wenn sie es gewesen wäre: Man musste diesen Ort gesehen haben, um einen Eindruck zu gewinnen.
    Knoblauchknollen und Bilsenkraut hingen neben den Eingängen, zusammen mit anderen Kräutern und getrockneten Pflanzen, deren Namen Leesil nicht kannte. Seltsame Symbole waren in die Wände und Türen der meisten Hütten geschnitzt. Einige von ihnen wirkten verblasst, andere neu.
    Im Süden befand sich eine weitere Lichtung, kleiner als die mit dem Dorf, und dort ragten verwitterte Bretter, Steintafeln und entrindete Pfähle aus dem Boden, manche von ihnen mit Girlanden aus verwelkten Blumen geschmückt. Durch die Zweige der Bäume bemerkte Leesil den Schein einer Lampe.
    Wenn einer von ihnen starb, kauften diese Hinterwäldler lieber Öl als Lebensmittel. Sie hungerten, um Laternen so viele Nächte wie möglich brennen zu lassen, aus Furcht vor unsichtbaren Geschöpfen, die die Verstorbenen vielleicht anlockten.
    Das erschien ihm nur zu vertraut, und Leesil schauderte voller Abscheu und Scham. In dieser Umgebung war die Inspiration für das »Spiel« entstanden, mit dem Magiere und er naive Dorfbewohner jahrelang betrogen hatten.
    Jäger der Untoten.
    Er hatte sich Magiere nie als eine der Leute vorgestellt, denen sie etwas vorgemacht hatten. Als er sie nun von der Seite ansah und ihr blasses, glattes Profil musterte, kam sie ihm fehl am Platz vor. Es schien ihm unmöglich, dass sie in dieser feuchtkalten, schmutzigen und ignoranten Welt aufgewachsen war. Schlamm klebte an ihren Stiefeln bis auf Höhe der Fußknöchel. Die schwarze Hose und der Wollmantel hatten unter der Reise gelitten, waren aber in einem viel besseren Zustand als die abgenutzte Kleidung dieser Bauern. Sie hatte den Mantel zurückgeschlagen, damit ihr Falchion deutlich zu sehen wa r – vielleicht eine Warnung.
    Augen spähten aus Türen und Fenstern. Einige Leute im Freien starrten die Neuankömmlinge unverhohlen an.
    Den Weg hinauf, weiter im Westen, bemerkte Leesil einen Bergfried, der sich aus dem Wald um ihn herum erhob. Selbst aus der Ferne gesehen wirkte seine dunkle Silhouette ebenso schäbig wie das Dorf. Der obere Rand der Mauern war

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