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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Ihr Haar roch nach Moschus und Stroh, bis die aus ihren Poren dringende Furcht alle anderen Gerüche überlagerte. Chane wollte, dass sie sich noch etwas länger zur Wehr setzte, um den berauschenden Duft der Angst zu genießen, aber er hatte zu lange auf den Geschmack von Blut verzichten müssen und verlor die Beherrschung.
    Er drückte Adena an die Wand und biss in ihre Kehle. Seine spitzen Zähne rissen eine Wunde, und Blut floss ihm in den Mund und dann durch den Hals, schenkte ihm neues Leben.
    Zuerst zappelte das Mädchen auch weiterhin, und Chanes Hand erstickte seine Schreie. Doch es dauerte nicht lange, bis Bewegungen und Schreie aufhörten. Normalerweise verlor sich Chane in Euphorie und schmeckte das Blut gar nicht, aber diesmal schien der Geschmack in ihm zu explodieren und bereitete ihm eine ganz neue Genugtuung.
    Er drückte noch fester zu und trank, bis Adenas Herz nicht mehr schlug. Als sie starb, gab ihm ihr Blut kein neues Leben mehr, und er ließ die Leiche des Mädchens los.
    Chane stützte sich an der Wand ab. Es fiel seinem Körper schwer, das neue Leben so schnell aufzunehmen. Ganz gleich, was mit Welstiel gescha h – nie wieder wollte er gezwungen sein, so lange Zurückhaltung zu üben.
    Derzeit erschien ihm seine ganze Existenz wie ein langer Weg des Gehorsams. Zuerst sein Vater, dann Toret und jetzt Welstiel. Beim Gedanken an seinen Vater, Viscount Andraso, schauderte Chane, obwohl ihn Wärme und Kraft aus dem Blut des Mädchens erfüllten.
    Er war ein Meister der Masken. Alle außerhalb seiner Familie und des Gefolges fanden ihn reizend und hielten ihn für jemanden, der immerzu lächelte und ständig gute Laune hatte. Hinter verschlossenen Türen trug er ein anderes Gesicht. Seine einzige Freude bestand darin, andere zu beherrschen und grausam zu sein. Chanes Mutter, eine kleine, zarte Frau, liebte Bücher und Musik, und sie war Andrasos Lieblingsopfer. Chane liebte sie, doch jedes Jahr zog sie sich weiter in sich selbst zurück. Den Vater fürchtete er so sehr, dass er nie gewagt hatte, seine Mutter zu verteidigen, und deshalb fühlte er sich noch immer schuldig. Am Tag seiner Erbschaft war er nach Bela geflohen, um dort ein neues Leben zu beginnen, ohne zu ahnen, welche neue Existenz ihn erwartete. Später erfuhr er, dass seine Mutter Selbstmord begangen hatte. Er kehrte nicht zu ihrer Beerdigung zurück.
    Als Chane in der Hütte stand und sich kräftiger fühlte als seit Wochen, beschloss er, sich von Welstiel nicht am Gängelband führen zu lassen. Sie würden sich gegenseitig helfen, dagegen gab es nichts einzuwenden, aber die Entscheidung, seinen Anweisungen nachzukommen oder nicht, lag allein bei ihm.
    Er ließ Großmutter und Enkelin dort zurück, wo sie lagen, verließ die Hütte und ging durch den dichten Wald. Mit ein wenig Glück wälzte sich Welstiel noch immer auf dem Boden und sprach leise in seinem Traum. Chane fragte sich, was für ein Geschöpf Welstiel war. Edle Tote mussten während eines Mondes vier- oder fünfmal Nahrung zu sich nehmen, um bei Kräften zu bleiben, und sie träumten nicht, soweit Chane wusste.
    Er verabscheute die dauernde Feuchtigkeit dieses düsteren Waldes. Warum sollte jemand hier leben wollen? Er wandte sich in Richtung des alten Tempels, als plötzlich direkt vor ihm jemand in seinen Weg trat.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte Welstiel.
    Chane hatte nicht einmal Welstiels Nähe gespürt. Sein Erscheinungsbild war nicht so makellos wie sonst, und das ungekämmte Haar hing ihm in wirren Strähnen über die Stirn. Sein Blick fiel auf Chanes Brust, und Abscheu zeigte sich in seinem Gesicht.
    »Dein Hemd ist voller Blut.«
    Chane senkte den Kopf und sah die vielen Flecken.
    »Ich habe Nahrung gebraucht«, sagte er. »Andernfalls wäre ich dir morgen früh keine Hilfe gewesen.«
    Welstiel starrte noch einen Moment auf das Blut und straffte dann die Schultern. »Hast du wenigstens die Leiche weggebracht?«
    »Nein, ich habe die beiden Toten liegen lassen. Niemand hat mich gesehen, und bis morgen sind wir weit weg.«
    »Zwei Tote?« Welstiel presste kurz die Lippen zusammen und blickte durch die Dunkelheit zum Dorf. »Welche Hütte?«
    Chane hörte das Knarren von Leder, als Welstiel die behandschuhten Hände zu Fäusten ballte.
    »Die zweit e … auf der rechten Seite«, antwortete er.
    Welstiel bahnte sich einen Weg durchs Dickicht, und Chane folgte ihm. Er öffnete die Tür und sah Chane wie ein ekliges Tier

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